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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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heiratete. Ich hätte wohl besser auf dich hören sollen? Ich habe Schluss gemacht, Sam. Und er ist gegangen.«
    »Oh.« Er klang schockiert. Eine Pause, dann zögerliche Hoffnung. »Bedeutet das, dass du und ich …«
    »Nein, noch nicht. Es ist zu früh. Ich weiß nicht.« Sie versuchte hilflos ihre Tränen runterzuschlucken.
    »Rosie, nicht doch. Niemals hätte ich dich derart durcheinanderbringen dürfen, das war nicht so geplant. Wir hätten es langsam angehen lassen sollen, um ihn sanft an die Enttäuschung zu gewöhnen.«
    »Wenn es jetzt nicht passiert wäre, wäre es nächste Woche oder nächstes Jahr passiert«, sagte sie. »Sanft wäre das nie über die Bühne gegangen.«
    »Ich muss dich sehen, ich kann in zehn Minuten bei dir sein.«
    »Nein, Sam. Wenn er zurückkommt und dich hier antrifft, wird dadurch alles nur noch schlimmer. Ich brauche Zeit, um das alles zu verarbeiten. Ich werde dich später wieder anrufen, einverstanden?«
    Sie legte auf und blieb mit dem Telefon in der schlaffen Hand sitzen. Nun, es war getan. Ihre sichere kleine Welt war einfach so zerschlagen worden. Sie konnte unmöglich aus den Trümmern in Sams Arme springen. Weder körperlich noch emotional. Es war alles viel zu schnell gegangen. Vielleicht auch für ihn.
    Als sie eine Stunde später Oakholme erreichte, fiel ihr Blick am Haus vorbei auf den Berg dahinter. Dort oben, auf Stonegate, war Sam und wünschte sich nichts sehnlicher, als sie zu sehen. Sie spürte einen Schmerz in der Brust, aber ihre Familie ging vor. Es war ein kalter, nebliger Tag. Dort oben standen die Tore offen, wenn auch nur einen schmalen Spalt weit, doch durch sie drang schwach der Hauch der Unterwelt … Ihr schwindelte und die Welt verwandelte sich seltsam: Es war ein plötzlicher Wachtraum, dass die Anderswelt verloren war und an ihrer Stelle das absolute Nichts des Abyssus langsam in die Oberflächenwelt einsickerte – sie schüttelte die Dunkelheit ab, doch es dauerte lang, bis sie sich wieder beruhigt hatte und die Schreckensvision losgeworden war.
    Sie traf Matthew, Faith und Heather im Esszimmer an, wo sie bei einem späten Frühstück zusammensaßen, das Bild einer glücklichen Familie. Matthew blickte von seiner Zeitung auf. Er trug eine Brille und Rosie machte sich schlagartig klar, dass er und Faith Brillen trugen, also menschliche Defizite übernahmen, um umgeben von Requisiten der Sterblichkeit die Elfenwelt abzuwehren. Sie sahen aus wie ein Lehrerehepaar, ganz füreinander geschaffen.
    »Hallo«, sagte sie, als die beiden sie überrascht begrüßten. »Habt ihr Alastair gesehen?«
    »Heute nicht«, sagte Matthew. »Hat er nicht Rugbytraining?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sind Mum und Dad nicht da?«
    »Die sind für einen Tag nach Leicester gefahren. Einkaufen, Kino, Abendessen.« Er tippte auf seine Uhr. »Du hast sie um zehn Minuten verpasst. Wie hast du es denn geschafft, deinen Mann zu verlieren?«
    Rosie zog sich einen Stuhl heraus und setzte sich. »Das lässt sich so einfach nicht erklären. Wir haben uns getrennt.«
    Er reagierte, indem er reflexartig lospolterte. »Das ist doch albern! Wie das denn? Gestern war doch alles noch bestens, bis du …« Er zügelte sich und nickte. »Oh, verstehe.«
    »Tust du das wirklich?« Rosie verspannte sich überrascht.
    »Ich habe ihm bezüglich Sam reinen Wein eingeschenkt, deshalb werdet ihr euch wohl auch gestritten haben. Um Himmels willen, Rosie, es scheint offenbar die Mission deines Lebens zu sein, den sozial Benachteiligten zu helfen, aber Sam Wilder? Hast du den Verstand verloren? Er ist absolut ungeeignet dafür, bei uns zu arbeiten. Das musst du doch einsehen. Alastair und ich versuchen doch nur, dich zu beschützen. Man trennt sich doch nicht wegen eines kleinen Streits.«
    Rosie knabberte an ihrer Lippe. Sie fing Faiths Blick auf. »Es ist schon ein wenig schlimmer als das.«
    Als sie es erklärte, spiegelte sich auf Matthews Gesicht erst Fassungslosigkeit, dann Entrüstung. Er schmiss seine Brille auf den Tisch. »Du und Sam? Das ist unmöglich.«
    »Absolut möglich, wie sich herausstellt.«
    »Warum er? Was hast du dir dabei gedacht? « Zu ihrem Entsetzen wandte er sich dabei an Faith. »Wusstest du davon?«
    »Natürlich nicht!«, fiel Rosie ihm ins Wort. Faith saß bleich und starr da und nahm Heather auf den Schoß, weil vorherzusehen war, dass Matthew gleich ausrasten würde.
    Sein Ton war kontrolliert, aber er klang so enttäuscht wie ein verzweifelter Schuldirektor. Sam

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