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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Basis erstreckte, kaum breit genug, dass sich eine schlanke Person hindurchzwängen konnte.
    Überwältigt fiel Lucas auf die Knie und starrte ins Dunkel. Drinnen war nichts zu erkennen. Nichts als tintige Schwärze. Vielleicht auch ein Hauch von Kälte.
    Es stimmte also. Als er aus seiner Drogentrance erwachte, waren die Tore aufgebrochen. War dieser Riss hier die ganze Zeit über da gewesen oder hatte er sich geschlossen und sich jetzt erst wieder dank seiner Berührung geöffnet? Wie auch immer – es bedeutete jedenfalls, dass er sie irgendwie entriegelt hatte. Panik ergriff ihn. Warum hatte Lawrence das nicht entdeckt? Wenn ja, hätte er dies doch sicherlich nicht für sich behalten, sondern wäre vielmehr vor Wut ausgerastet – und hätte den Spalt vor allen Dingen schon längst wieder geschlossen.
    Hieß das etwa, Lawrence wusste womöglich gar nicht, dass dieser Spalt existierte?
    Es war nicht mehr als ein Riss, kaum so breit wie ein Lych-Tor. Nicht groß genug, um jemanden hinein- oder herauszulassen, redete Luc sich ein … nicht einmal Brawth. Jedenfalls betete er mit seiner ganzen Kraft darum, dass nichts Gefährliches hindurchgekommen war. »Das kann nicht sein«, sagte er laut. »Das hätten wir doch gemerkt, oder?«
    Er tastete mit beiden Händen in den Spalt und drückte seine Handflächen an die kalten, harten Wände. Dabei versuchte er sich vorzustellen, wie er hindurchging, doch es gelang ihm nicht, weil es zu beängstigend war. Man konnte zwar von einer Klippe nach unten schauen, sprang aber nicht – sofern man keinen Todeswunsch hegte.
    Heiliger Bimbam, ich habe die Tore entriegelt, sagte er sich , und Lawrence weiß nichts davon. Wieso nicht? Er sagte doch, sie würden nie wieder geöffnet werden. Er sagte, es gebe nur einen Torhüter und das sei er. Also, wie …?
    Es sei denn, Lawrence hätte diese Macht verloren.
    Nein, nein. Dafür kann ich unmöglich verantwortlich sein.
    Er spürte keine Flut, keinen Sturm, keinen Eisdämon auf sich zurauschen. Nur eine heftige frostige Winterkälte. Er zog seine Hände zurück, kam wieder auf die Füße und starrte in hilflosem Schrecken auf die Kluft. Er hatte keine Ahnung, wie er diese hätte weiter öffnen können – nicht dass er es gewollt hätte –, wusste aber auch nicht, wie er sie schließen sollte.
    Was zum Teufel sollte er jetzt tun?
    Er schloss die Augen und sah sich überall von maskierten Gestalten umgeben. Füchse, Wildkatzen, Wölfe, Falken, Eidechsen und mit Edelsteinen besetzte Fische – große transparente Gottheiten, die ihn von einem anderen Ort aus beobachteten, als säßen sie auf den Rängen eines riesigen Amphitheaters. Es waren geisterhafte Erscheinungen, von denen ein inneres Leuchten ausging, und sie standen einfach da und starrten ihn an. Abwartend.
    Er konnte sich nicht vorstellen, was sie von ihm wollten. Schon seit Wochen sah er sie in seinen Träumen. » Komm «, hauchte der Wind. » Komm zu uns .«
    Lucas zuckte zurück und machte, weil er die Senke hinter ihm nicht sah, einen Fehltritt und stürzte, was ihn gewaltsam zurück zur Oberflächenwelt brachte. Klare Luft, schroffe Landschaft. Er rollte sich ab und kam wieder auf die Beine und blieb mit vor Schreck wirrem Kopf stehen. Ihm war klar, dass er Lawrence oder Auberon davon erzählen sollte – aber welche drastischen Aktionen würden sie ergreifen? Wie sollte er ein derart gewaltiges Geheimnis für sich behalten … aber wie sollte er andererseits anstellen, es zu beichten?
    Sollte das Lych-Tor monatelang offen gestanden haben, dann konnte es doch wohl kaum irgendeine Gefahr geben?
    Lucas machte kehrt und trat den Rückweg an. Die Hände in den Taschen hielt er den Kopf gesenkt und rannte fast den Abhang hinunter. Und dabei zischte ihm der Wind die ganze Zeit über zu: » Komm herein, komm zu uns. Es ist Zeit .« Was danach kam, war ein panisches Durcheinander. Sie sperrten das Haus ab und beluden den Lastwagen, als wäre nichts geschehen, obwohl die Welt zusammenbrach. Sie fuhr Sam zurück zu Fox Homes, wo sein Motorrad stand, hielt auf dem ganzen Weg jedoch angespannt Ausschau nach Alastairs Wagen und überredete Sam dann zu einem schnellen Aufbruch, bevor ihn jemand zu Gesicht bekam.
    »Wann werde ich dich wiedersehen?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Du hältst dich besser eine Weile von mir fern.«
    »Wie soll das gehen?«, erwiderte Sam bestürzt. »Und wenn er nun wütet und tobt?«
    »Ich muss nicht vor ihm beschützt werden. Bitte, nur über das

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