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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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nicht passieren dürfen.«
    »Mum?«, sagte Rosie erschrocken.
    »O Gott.« Jessica schob ihren Stuhl zurück, stand auf und drehte ihnen den Rücken zu. Hielt sich die Hand vor den Mund, ließ sie dann aber wieder sinken. Sie lief auf und ab und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
    Während Rosie ihre Mutter aufgewühlt von einem inneren Kampf hin und her laufen sah, legte sich Fassungslosigkeit wie eine Kruste um ihr Herz. »Er hatte kein Recht dazu … Lucas, ich wollte es dir immer sagen, aber der Zeitpunkt war jedes Mal unpassend. So hätte es nicht passieren dürfen, du hättest es von mir erfahren sollen, nicht von ihm.«
    Rosie und Luc starrten sie an und sahen eine andere Person. Sie kehrte zum Tisch zurück und betrachtete sie ernst und eindringlich. Ihrem Blick war die Verzweiflung anzusehen, als sie leise sagte: »Es tut mir so leid.«
    »Nein«, sagte Lucas, dessen Gesicht sich vor wütender Qual verzog. Als hätte er alles verloren, sagte er: »Ich will nicht Lawrence’ Sohn sein. Ich möchte Dads Sohn sein.«
    »Aber das bist du doch auch in jeder anderen Hinsicht, bis auf –«
    »Was ist passiert?«, fragte Rosie kleinlaut. »Hattest du eine Affäre?«
    Jessica senkte ihren Blick. »Ich habe einen fürchterlichen Fehler gemacht.«
    »Und der bin ich, nicht wahr?«, schrie Lucas und sprang auf. »Ein fürchterlicher Fehler?«
    »Nein, nein, so habe ich das nicht gemeint.« Dann hielt Jessica seine Hände und versicherte ihm, wie sehr sie ihn liebe, wobei er sich ihr aber zu entreißen versuchte, bis alle drei in Tränen ausbrachen. Schrecklich.
    »Rosie«, sagte Jessica grimmig. »Lass mich mit Lucas ein paar Minuten allein.«
    Ein Schrecken wie dieser brachte die ganze Welt ins Wanken. Rosie saß auf einem Stuhl am Fenster ihres Zimmers und weinte ein wenig, ohne genau zu wissen, warum. Lucas war noch immer ihr Bruder, keiner war gestorben. Doch es fühlte sich ganz danach an.
    Nach einer Stunde hörte sie das Klicken ihrer Tür und Jessicas Schritte auf dem Teppich. »Ist alles in Ordnung mit dir, mein Schatz?«
    »Ist mit Lucas alles in Ordnung?«, fragte Rosie und drehte sich um. »Das ist doch die Frage.«
    Jessica hockte sich auf die Bettkante und sah sie an. »Noch nicht, aber ich hoffe, er beruhigt sich. Wir sind doch noch immer alle dieselben.«
    »Sind wir das? Gott sei Dank.« Rosie wäre gern wütend gewesen, aber ihre Verwirrung war zu groß.
    Jessica hakte sanft nach: »Und wie wütend bist du auf einer Skala von eins bis zehn?«
    »Um die neun«, sagte Rosie. »Ist schon gut, Mum, ich werde dich nicht anschreien.«
    »Du hast jeden Grund dazu.«
    »Ja, aber wir lösen doch Probleme nicht mit Schreien, oder? Wir sind zivilisiert. Aber … ich kann es nicht glauben. Dad verehrt dich.«
    »Und ich verehre ihn.«
    » Wie konntest du dann?«
    »Manchmal ist das nicht genug.« Jessica richtete ihren Blick auf ihre nackten Füße und rieb einen am anderen. »Wenn einem alles zu perfekt erscheint, wird man leicht ruhelos. Es gab vor langer Zeit einen Moment, da war ich nicht richtig bei mir und habe erst danach bemerkt, wie sehr ich Bron doch noch liebte.«
    »Und dieser Moment – ohne Einzelheiten bitte –, was führte dazu?«
    Jessica sah sie mit festem Blick an. »Es gibt nichts, was ich zu meiner Entschuldigung anführen könnte. Ich war impulsiv und selbstsüchtig, mehr nicht.«
    Rosie war dankbar, dass sie nicht ausführlicher darauf einging. »Weiß Dad Bescheid?«
    »Ja. Er hat es immer gewusst.«
    »Und hat dir vergeben?«
    »Später dann.« Jessica lächelte matt. »Er ist ein guter Mann. Er hat ein Herz so weit wie die Erde. Und beschloss auf der Stelle, Luc wie seinen eigenen Sohn aufzuziehen. Daran hat er sich immer gehalten.«
    »Und Luc kann unter gar keinen Umständen von ihm sein?«
    »Nein. Er war in der fraglichen Zeit ein paar Wochen geschäftlich unterwegs, deshalb …«
    »Wann wolltest du es uns erzählen?«
    »Ich weiß es nicht. Es war einfacher, es vor mir herzuschieben. Wieso es zum Problem machen und Luc das Gefühl geben, dass er anders war? Dieser verdammte Lawrence! Aber der Fehler liegt bei mir. Dass ihr es auf diese Weise erfahren müsst, war wirklich das Letzte, was ich mir gewünscht habe, aber es sollte wohl so sein. Mea culpa , es tut mir so leid.«
    »Meine Wut ist jetzt auf Pegelstand sechs gesunken«, murmelte Rosie. »Sapphire hat gestern Nacht Andeutungen gemacht, gemeint, wie ähnlich Jon und Luc sich doch seien. Sehr seltsam. Als ich

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