Valadas versinkende Gaerten
selbst ein, dass ich mächtig dick aufgetragen und Worte gewählt habe, die ich eigentlich im Umgang mit Valada nicht benutze, aber ihre Gefühle werden so hoch aufwallen, dass sie das alles schluckt, denke ich.
Die Rückführung des Halsbands beendet eindeutig die Affäre Kasmuna bint Ismael. Das also erreiche ich auf jeden Fall.
Ich danke Allah dafür, dass er mich den Schmuck finden ließ, und mir selbst, dass ich nicht auf die Idee kam, ihn zurückzugeben.
Also schicke ich die dritte Variante ab.
Dies wäre zu meiner Zufriedenheit erledigt.
Das Verfassen der Geschichtchen hat mir einmal mehr meine böse Prinzessin nahegebracht. Ich erinnere mich, wie wir im Kerker übereinander herfielen . . .
Niemand, niemand auf der Welt kann ihr die Lust verschaffen, die ich ihr gebe. Und niemand außer ihr kann mich so bis an die Grenze des Horizonts befriedigen wie sie. Wir sind einander verfallen.
Ich lege die Hand zwischen meine Beine und fühle meine Gier wachsen.
Nein. Ich will nicht. Nicht für mich allein. Nicht, wie es der Gefangene in Cordoba unermüdlich tat.
Ich gelobe, ich und du. Meine Haut auf deiner Haut. Mein Fleisch in deinem Fleisch.
Meine Stimme und deine Stimme wieder vereint in deinem Haus aus Licht. Valada und Ibn Zaydun, Ibn Zaydun und Valada.
Die Stunde wird kommen. –
Während meines Aufenthalts in dieser zerstörten und verstörten Stadt verliere ich jedoch auch die mir aufgetragene Suche nicht aus den Augen.
Mir fällt etwas ein: In dem Geschichtswerk, das ich studiert hatte, war die Rede davon, einige Nachkommen des großen Hakam hätten sich bei Granada aufs Land geflüchtet, um – nun, ja – der Peinlichkeit zu entgehen, als Thronfolger benannt zu werden, denn das endete ja meist mit Mord und Totschlag.
Ich mache mich kundig.
Ja, es gibt ein Anwesen draußen in der Vega, der fruchtbaren Umgebung, das Maischar Omayad heißt, das Landhaus des Omayaden. Also mache ich mich dahin auf – und finde eine verkommene Bauernkate vor, in der sich zwei ältliche Weiber um einen steinalten Kerl bemühen, der eindeutig die Pocken hat und im Sterben liegt. Das soll ein Nachkomme des großen Hakam gewesen sein! Ich fliehe angewidert. Wenn diese beiden Personen, dem Vernehmen nach sein Fleisch und Blut, doch wenigstens Söhne gewesen wären! Man hätte sie mit Geld und guten Worten schon in die richtige Form gebracht. Aber Weiber können nun mal keinen Kalifen abgeben . . .
Es bleibt dabei: Wir müssen ihn irgendwie aus der Erde ausgraben, unseren Omayaden.
20
VALADA.
Es gibt Tage, die sind so schwarz wie der Hintern des Satans.
Nicht nur, dass ich mich vor Sorge verzehre um das Schicksal meiner Kasmuna – nun kommt auch noch Muhdja zu mir mit einer Geschichte, die mir ganz und gar nicht gefällt.
Heulend und mit zerrauftem Haar fällt sie mir zu Füßen, und mit Mühe kann ich sie davon abhalten, dass sie sich ihre schönen Wangen und die nicht minder schönen Titten zerkratzt und mir so meine Lust an ihr schmälert.
Es geht um ihren Vater.
Nun bin ich Vätern ohnehin nicht sonderlich gewogen. Mein eigener Erzeuger, Kalif Muhammad, hat in mir nicht gerade töchterliche Gefühle geweckt, und seit eh und je habe ich nicht verstanden, warum es sich mein kleines Weibchen nicht nehmen ließ, immer wieder in das schäbige Haus des Feigenhändlers zu gehen und »nach dem Rechten zu sehen«. Aber bei den Leuten aus dem Volk gelten in den Familien wohl andere, strengere Regeln des Zusammenhalts . . .
Wie sich nun zeigt, hat das alles gar nichts genützt. Dieser Mann (ich glaube, er heißt Kasim) hat sich, so entnehme ich Muhdjas Gejammer, in unlautere Geschäfte verwickeln lassen, und zwar aus purer Dummheit.
Die krumme Sache ist herausgekommen, und jetzt, wie sollte es anders sein, hat er die Quittung dafür gekriegt.Steuerbehörde und das Gericht sind gemeinsam gegen ihn vorgegangen, haben seinen Besitz eingezogen und ihn ins Loch gesteckt.
In der Gasse irgendwo im Händlerviertel fand meine Kleine nichts vor als leere Wände und zwei alte Weiber, die das Mitnehmen nicht wert waren.
Fast muss ich lachen.
»Nun«, sage ich, »besonders viel hast du ja bestimmt nicht verloren. Für mich ist das, was da passiert ist, schon beinah ein Glückstreffer. Da muss ich nicht um dich fürchten, wenn du nachts wieder einmal durch gefährliche Straßen läufst, um zu mir zu gelangen. Jetzt ist dein Platz bei mir noch fester.«
Sie starrt mich an aus weit aufgerissenen Augen –
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