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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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irgendwann von der Bildfläche verschwindet.
    Ist er irgendwann umgekommen? Von seiner Leiche, wie gesagt, findet sich jedenfalls keine Spur.
    Wie haben die Bürger von Cordoba damit gelebt, dass ihnen ein Kalif wie eine Figur des Puppenspiels einmal vor die Nase gesetzt wurde und gleich darauf wieder in der Versenkung verschwand?
    War es ihnen egal   – Hauptsache, es gab da noch irgendwo einen Omayaden, das Faustpfand für legitime Herrschaft?
    Auch wurde behauptet, so lese ich erneut, er sei ins Ausland geflohen.
    Ist er wirklich ins Exil gegangen   – und wenn ja, wohin? Hat er den umgekehrten Weg seines großen Vorfahren Abd Al Rahman beschritten, ist nach Afrika übergesetzt, hat sich dort versteckt?
    Überhaupt   – wie sah er aus? Welch Bild mag von diesem Hisham in den Köpfen der Menschen geblieben sein, von einem Kind, einem jungen Mann, einem Wesen, das immer nur auf einem Schimmel, unterm gelbseidenen Schirm der Herrschaft, behangen mit Glitzergold und Edelsteinen, durch die Straßen geführt wurde, immer dann, wenn man ihn brauchte? Wie viele Jahre ist das her? Wie alt müsste er jetzt sein?
    Aber spielt das überhaupt eine Rolle? Wer fragt danach?
    Keine Figur voll Blut und Leben, niemand, an dessen Haarfarbe man sich erinnert . . . Ein Schemen. Beste Voraussetzungen eigentlich, um zu einer Legende zu werden . . .
    Und da weiß ich es.
    Das ist es. Eine Legende! Wieso ist mir das nicht ehereingefallen? Schließlich bin ich ein Dichter, und als solcher ist mein Reich das der Phantasmagorien und Hirngespinste. Und so ein Hirngespinst werde ich nun »verkaufen«.
    Wie hieß es gleich wieder? Ein Omayade muss her, und sollte man ihn aus der Erde graben.
    Der Omayade   – nun, ich denke, er ließe sich finden! Oder besser: Er ließe sich
er
finden!
    Ich bin stolz auf mich.
    Nun muss man nur noch Vater und Sohn, den Fürsten und den Prinzen, davon überzeugen. Erst den Sohn. Dann, gemeinsam, den Vater.
    Aber ich bin sicher, die Gier Al Mutadids nach Cordoba ist groß genug, um jede Geschichte als Vorwand zu akzeptieren.
    Ob es im Sinne der Prinzessin ist, dass sich von hier aus   – vielleicht   – eine Streitmacht auf den Weg begibt, um den »neuen« Omayaden einzuführen, weiß ich nicht. Aber eigentlich muss sie damit rechnen. Wer mit solchem Feuer spielt, muss wissen, dass ein großer Brand daraus entstehen kann.
    Letztlich ist es mir egal. Es gilt darum, den Fürsten hier zufriedenzustellen. Das sichert mich ab.   –
    Der Kronprinz hat für mich einen seiner weichen, langwimprigen Augenaufschläge übrig, als ich ihm mein Konzept unterbreite. »Ich wusste immer, dass du ein Schuft bist«, sagt er anerkennend, »aber nun zeigt sich, dass du dazu auch noch genial bist, und nicht nur als Dichter. Wenn ich einmal den Thron besteige   – Allah schenke meinem Vater noch viele Jahre!   –, mache ich dich zu meinem Wesir, Ibn Zaydun.«
    Ich verneige mich tief, mit über der Brust gekreuzten Armen. Eigentlich habe ich andere Pläne für die Zukunft, aber Wesir in Sevilla zu sein, ist auch nicht zu verachten.
    »Sicher wird es eine gewisse Mühe kosten, jemanden zu Hisham zu machen«, setzt er an, aber ich falle ihm ins Wort.
    »Hoheit! Wozu soll das gut sein?« Ich lächle hintergründig. » Wir   – Euer erlauchter Vater, Ihr und ich   –, wir wissen,dass er . . . lebt und dass er sich in Euren Schutz, in den Schutz der Banu Abbad begeben hat, der Herrscherfamilie, die ihm helfen soll, seine legalen Ansprüche auf Cordoba anzumelden. Ist es nicht verständlich, dass ein Mann, der so gehetzt und umhergetrieben ist wie dieser Kalif, der so oft um Leib und Leben fürchten musste, es vorzieht, sein Antlitz erst zu zeigen, wenn er in seine Ämter eingesetzt ist? Nein, unser erhabener Hisham bleibt verborgen.«
    Al Mutamid starrt mich einen Augenblick mit offenem Mund an, dann schlägt er sich auf die Schenkel und bricht in Gelächter aus.
    »Immer besser! Nun, wir werden in meinem Vater gewiss einen glühenden Verteidiger dieses Anwärters auf das Kalifat finden.«
    Das Kalifat   – Macht über ganz Al Andalus.
     
    Bereits in den nächsten Tagen lädt Al Mutadid die Emire der Städte und Fürstentümer ringsum, von Huelva bis Algeciras, von Moron, Carmona und Ronda und was da noch am Wege liegt, nebst den Führern der kleineren Kommunen in den Alcazar zu Sevilla.
    (Eins muss man dem Fürsten zugestehen: In der Region rings um Sevilla herrscht Ruhe und Frieden. Während sich die Amiriden von

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