Valadas versinkende Gaerten
leichter, als man glaubt, Herr, denn er war voller Hochmut und Leichtsinn! –, und hier bringen wir ihn also und geben ihn in deine Macht, Mawlah!«
Er macht ein Zeichen, und auf dieses Zeichen hin ziehen die anderen die Plane zurück. Da liegt auf dem Karrenstroh, geknebelt und gebunden, ein schöner Mann in prachtvollem Gewand und windet sich in seinen Fesseln.
Der König, die Hände hinterm Rücken verschränkt, geht um dieses Fuhrwerk herum, und der Gebundene folgt seinem Gang mit angstvollen Augen.
Dann wendet sich der Herrscher der Ausgegrenzten an den Sprecher der Karrenmänner und fragt: »Wer ist das?«
»Das«, so sagt der, »ist der verfluchte Katib az-Zimam, Ibn Nusair, der uns nun auch noch das Salz vom Munde wegsteuert. Wir bringen ihn dir, damit du zu Gericht über ihn sitzest und ihn strafst.«
Die grell-hellen Augen feuern unverwandt auf den Sprechenden.
»Was für eine Strafe verdient er deiner Ansicht nach?«
»Dieben«, sagt der Karrenmann, »schlägt man die Hand ab, und der da ist ein Dieb.«
Der Gefesselte stöhnt dumpf und zerrt an seinen Stricken.
Die Männer aus der Stadt und die aus dem Gegen-Reich sind so lautlos wie das Grab und starren den König an, und der macht noch einmal seine Runde um das Gefährt.
Ganz von fern hört man in der atemlosen Stille einen Esel schreien.
Dann tut der König seinen Mund auf und sagt: »Eure verständigen Männer scheinen mir vor allem listige Männer zu sein. Sie wünschen, dass ich für sie den Richter spiele undmöglichst gleich auch noch den Henker. Denn der König der Ausgegrenzten steht ohnehin jenseits des Gesetzes, meinen sie. Sie müssen sich nicht die Finger schmutzig machen, und wenn es denn eine Vergeltung gibt, dann trifft sie nur die von der Gegen-Stadt.
Was aber sollte unser Lohn sein, wenn ich denn euren Wunsch erfülle?«
Die Karrenmänner neigen die Köpfe noch tiefer als zuvor schon, und ihr Sprecher murmelt: »Wir werden euch in Zukunft alle Beute, die wir nach den Überfällen machen, zum Geschenk geben, ohne auf einen einzigen Dirhem zu bestehen.«
Ein Raunen geht durch die Gruppe der Ausgestoßenen, aber der König dreht nur kurz den Kopf, und sie verstummen.
»Das Geschäft ist schlecht«, sagt er mit kalter Stimme. »Ihr haltet weiterhin eure Straßen sauber, wie es eure Aufgabe ist, aber erwartet nicht, dass wir hier eine andere Drecksarbeit für euch erledigen. Kein Mord. Ihr seid in Not, das wissen wir, und wir mit euch. Nutzt mich als Fürsprech, als Stimme, und uns hier auch als Drohung und Bedrohung, wenn ihr wollt.
Hört gut zu: Was für ein Gericht sollte das wohl sein, das ihr verlangt? Ich bin nicht zuständig.
Mein
Salz hat er nicht besteuert. Nehmt ihn nur wieder mit, den da, und verfahrt mit ihm nach eurem Belieben, falls ihr euch traut.«
Er beugt sich über den Karren, lächelt verächtlich. »Er stinkt, euer Salz-Prinz. Er hat sich vor Angst in die Hosen geschissen.
Fahrt los. Und schickt mir demnächst, falls ihr mich sucht, um mit mir zu sprechen, wirklich verständige Männer.«
Er wendet sich ab, geht durch die Menge, die sich vor ihm teilt und hinter ihm verschließt, wird unsichtbar, als sei er vom Erdboden verschluckt.
Der Karren setzt sich wieder in Bewegung.
Der Esel da irgendwo schreit immer noch.
26
IM PALAST VON SEVILLA.
Al Mutadid, der mächtige Emir, nimmt mit ungerührter Miene den Bericht seines Sohns entgegen, der nun mit kleinem Gefolge, im Schlepptau den Dichter aus Cordoba, von der Granada-Mission heimgekehrt ist.
Man hat dort, so vernimmt er, einen Teil der Truppe zurückgelassen, die Emir Badis dabei helfen soll, die Ordnung und die Normalität in der Stadt wiederherzustellen, die Schuldigen an dem Aufruhr zu bestrafen, die Anführer des Blutbads (falls sie sich denn ausmachen lassen) vor Gericht zu stellen und den neuen Hadjib, einen bis zu diesem Zeitpunkt unbeleckten Höfling (schließlich lag bisher alles in jüdischer Hand) in sein Amt einzuführen. Bereits unterwegs in die gebeutelte Stadt ist ein Stab von Sevillaner Verwaltungsbeamten, die den Leuten in Granada nicht nur zeigen sollen, wie man's macht, sondern auch dafür zu sorgen haben, dass die Interessen der »Helfer« nicht zu kurz kommen.
Dafür hat das dankbare Granada natürlich zu zahlen. Das heißt, es ist praktisch ein Vasallenstaat Sevillas geworden.
Al Mutadid ist zufrieden mit diesem seinem Sohn, auch wenn er es nur mit dürren Worten zum Ausdruck bringt.
Er entlässt ihn.
Er weiß, auf den
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