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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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von den strenggläubigen Berbern auch noch zugenäht wurden   – Wesen ohne die Fähigkeit, zu empfinden und sich zu ergießen.
    Aber was geht es mich an.
    Im Übrigen erinnern wir uns an unsere alten Gedichte, und die waren ja nicht einmal schlecht. Al Mutamid findet seinen besonderen Genuss darin, sich von mir jene Verse vortragen zu lassen, die mich   – angeblich   – ins Gefängnis gebracht haben.
    Ich tue ihm den Gefallen.
     
    »Seht sie euch an, die liederlichen Schwestern!
    Die eine zeigt ihr Brustfleisch in der Gosse,
    Die andere   – welch lächerliche Posse!   –
    War eine fromme Jüdin noch bis gestern.
    Sie lassen sich von ihrer Herrin schlecken
    Und leisten ihrer Spalte gleiche Dienste.
    Allah allein weiß, welch ein übler Zauber
    Sich angesiedelt hat auf Weiberzungen.
    Leckt mir das Loch der Herrin nur schön sauber!
    Denn wenn ich wieder in sie eingedrungen,
    Könnt ihr mit euren Künsten euch verstecken.
    Dann nehmt den eignen Saft, ihr geilen Kröten!
    Der Herrin seid ihr dann nicht mehr vonnöten.«
     
    Al Mutamid fällt vor Lachen fast auf den Rücken. Das ist sein Geschmack.
    Aber man weiß nie, in welcher Laune man ihn antrifft.
    Er ist unberechenbar. Eben noch vergnügt er sich auf die barbarischste Weise, dann verlangt er von mir, dass ich ihn mit Liebesgedichten bediene, mit Klageliedern und Erinnerungen »an das, was ich verloren habe«.
    Wie mir zumute ist, darauf nimmt er keine Rücksicht. Ich fühle mich manchmal wie sein Hofnarr . . .
    Gegenüber dem Kronprinzen bin ich vorsichtig. Seinen Vater jedoch fürchte ich. Al Mutadids Rachsucht ist sprichwörtlich. Der Mann mit dem wie aus Holz geschnitzten Gesicht verfolgt seine Feinde bis ans Ende der Welt.
    Es geht die Geschichte um von einem Sänger, der, betrunken wie er war, den Herrscher öffentlich des Geizes bezichtigt und damit der Lächerlichkeit preisgegeben hatte. Als er wieder nüchtern wurde, warf er sich dem Fürsten zu Füßen und bat flehentlich, ihm zu vergeben. Al Mutadid erklärte großmütig, er habe ihm verziehen, und schenkte ihm einen Beutel voller Dinare. Der Sänger, der dem Frieden nicht traute, dankte für das Geld und setzte sich stehenden Fußes nach Afrika ab. Es dauerte nur kurze Zeit, und er erkrankte und kam elendiglich ums Leben: Vorsichtig wie er war, hatte er auch den Goldstücken nicht getraut und auf sie gebissen, um ihre Echtheit zu prüfen. Der Emir hatte die Dinare mit einem Giftstoff bestreichen lassen.
    Man sollte sich den Herrn nicht zum Feind machen, indem man ihn schlecht bedient.
    Das geht mir durch den Kopf, als der Prinz eines Abendsaus heiterem Himmel   – eben hat er noch den Hintern einer dicken Sudanesin »besucht«   – schwitzend und grinsend ganz beiläufig anfragt, wie weit ich denn mit meiner »Suche« gekommen sei.
    »Suche?«, frage ich begriffsstutzig. (Ich bin gerade auf die Abteilung »Vergnügungen« eingestellt.)
    »Suche, ja!«, sagt er, plötzlich ärgerlich. »Zum Teufel, weswegen bist du hier? Mein Vater ist auf den Geschmack gekommen durch den Einmarsch in Granada. Er will, dass es
weitergeht

    Ich sehe ihn groß an, erwidere dann betont langsam: »Verzeihung, aber ich wusste nicht, dass Euer erlauchter Vater in meine Mission . . . eingeweiht ist.«
    »Ahmad!« Der Prinz schneidet eine Grimasse, genervt. »Denkst du, der alte Herr hat dich hier sozusagen als meinen Spielgefährten aufgenommen? Natürlich habe ich ihm erzählt, was du vorhast. Was sonst? Wie gesagt, mein Vater ist nicht sehr geduldig.«
    Sprunghaft wechselt er wieder das Thema. »Kannst du mir mal einen Vers improvisieren über die Vorzüge von Pfirsichen gegenüber Äpfeln?«
    »Nein, kann ich nicht«, sage ich wütend. Zum Glück lacht er.
    Er hat mir Angst gemacht. Einen Al Mutadid sollte man nicht zu lange warten lassen Und Valadas Ungeduld kenne ich ja. Mich wundert, dass sie mich nicht schon längst mit einem Brief zur Eile gedrängt hat.
    Nachdem der Versuch, jemanden in Granada zu finden (der Besuch in der Vega), missglückt ist, bleibt mir nur, noch einmal in die Bibliothek zu gehen.
     
    Noch einmal nehme mir das Werk des Rotschopfs Ibn Hayyam vor.
    Und wieder stoße ich auf Hisham, den Sohn des KalifenHakam, der unter die Fuchtel von Al Mansur geriet. Hisham, vom »Statthalter« einmal als Kalif gefeiert und vorgezeigt, dann wieder versteckt, je nachdem, wie es Al Mansur passt. Wieder lese ich, dass er sogar für tot erklärt und kurz danach wieder »vorgeholt« wird und dass er

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