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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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Rudel von Junghunden vor sich, dem er zuvor ein paar Wochen lang Befehlsgehorsam eingebläut hatte. Nun galt es vorzuführen, wie erfolgreich er war. Zu diesem Zweck hatte er einen Kater in einem Innenhof festgebunden und ließ dann die Meute los auf das Tier, den Erzfeind aller Hunde.
    Natürlich wollten die Kläffer den Kater augenblicklich zerfleischen. Aber der Hundemann pfiff auf seiner Trillerpfeife und gab durch ein Handzeichen den Befehl, sich niederzulegen. Die Hunde zögerten, blieben stehen, winselten, knurrten und geiferten, hin- und hergerissen zwischen natürlichem Blutdurst und angelernter Unterwerfung. Und nach und nach, obwohl murrend und knurrend, legten sich alle auf den Bauch, ja, als der nächste Befehl gepfiffen wurde, rollten sie sich sogar auf den Rücken und entblößten ihre verletzlichen Kehlen und Bäuche.
    Im Alcazar von Sevilla bleibt zum Glück der zweite Teil der Dressur aus, aber ich war mir ziemlich sicher, dass, hätte Al Mutadid die Herren dazu aufgefordert, sie sich trotz anfänglichen Zögerns auch noch weiter gedemütigt hätten.
    Die Hunde von damals wurden nach ihrem Kunststück belohnt. Sie durften sich hinterher den Kater greifen.
    Ich bin neugierig, ob der Emir von Sevilla für seine Befehlsempfänger ebenfalls eine Belohnung vorgesehen hat. Aber zwischen Hunden und Menschen gibt es eben doch Unterschiede. Der erfahrene Herrscher setzt stattdessen noch eins drauf. Er verpflichtet die Geduckten zunächst mit einem weiteren Eid zum Stillschweigen, bis »es so weit ist«, und verdonnertsie zu einer erhöhten Kampfbereitschaft und zur Bereitstellung von einigen Kriegssteuern.
    Die Einzelheiten auszuhandeln, bleibt den Beamten des Emirs vorbehalten.
    Der Kronprinz verlässt mit mir gemeinsam den Sitzungssaal.
    Wir sagen nichts. Wir tauschen einen Blick der Anerkennung. Das alte Holzgesicht versteht sein Handwerk.
    Nun muss ich zusehen, wie ich der Prinzessin mitteile, dass ich ihren Auftrag erfüllt habe!
    Und was, wenn der ganze Zauber auffliegt? Und das muss er ja notgedrungen! Oder aber irgendein fahlgesichtiger Schurke wird sich doch noch finden, der dann die Rolle übernimmt. Eine Rolle, die Blasphemie ist. Denn wer wagt es, von sich zu behaupten, er stamme vom Propheten ab?
    Aber wozu denke ich an diese ungewisse Zukunft? Mir geht es vor allem darum, Valada selbst zu informieren, ohne den Wesir zu bemühen. Offiziell soll ja noch gar nichts verlautbaren. Ibn Abdus soll fein noch ein bisschen draußen bleiben. Die ganze Sache basiert auf Überraschung. Also natürlich keine »staatliche« Taubenpost.
    Aber meine Ungeduld, der Prinzessin von meiner »Erfin dung « zu berichten, ist grenzenlos. Also werde ich auf meine Kosten eine Stafette von Eilboten nach Cordoba losschicken   – und die Herrin natürlich noch um Verschwiegenheit bitten.
    Und über dieser Nachricht wird sie hoffentlich ihren Liebeskummer ob der abhandengekommenen Jüdin vergessen. Denn wenn ich eins glaube, dann das: Der Wunsch, die Macht zu haben, etwas von dem alten Glanz von Al Andalus wiederzuerwecken, beseelt sie stark, stärker als der Wunsch, die größte Dichterin zu sein.
    Alles passt.
    Bald, du hochmütiges Luder, kriegst du, was du willst. Und ob du an der Seite deines erträumten Blutsverwandten aufdem Thron von Cordoba sitzen wirst oder, wer weiß, an der eines anderen   – was macht das schon aus?
    Und ich, ich werde dich haben, werde dich besitzen so wie einst und es dir mehrmals täglich verabreichen, dass dir Hören und Sehen vergeht.
    Aber zunächst feile ich noch an neuen Versen für meine Prinzessin, und eines jener Klagelieder, die der Kronprinz gern hört, das werde ich ihr mitschicken.
     
    »Es war der Myrtenstrauß in jener Nacht,
    Die Hand, die ihn mir reichte, bebte.
    Ein Flüsterwort, ein Hauch, der mich belebte.
    Ein leichter Windeshauch war aufgewacht,
    Liebkoste ihre aufgelösten Locken.
    Der Mond bestreute uns mit Silberflocken.
    In seinem Lichte waren wir vereint,
    Es trug uns hoch hinauf bis zu den Sternen.
    Oh könnte ich aus diesen bittren Fernen
    Den Weg zurück zu dieser einz'gen Stunde finden,
    Ich würde mich mit Tod und Krieg verbünden.
    Doch heut ist sie mein gnadenloser Feind.«

27
    IBN ABDUS.
    So wird es stets beschrieben: Das Haus, so heißt es, ist eine Insel aus Licht, eine Oase innerhalb dieser dunklen Stadt.
    Die Mauern zu dem verödeten Platz hin sind hoch und abweisend, aber die Helligkeit scheint aus den Fugen der Türen, aus den schießschartenengen

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