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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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schwer.«
    Dann schlafe ich ein.
    VALADA.
    Preis sei ihm, Allah, dem Allerbarmer, der niemals schläft und dessen Gnade ewig währt.
    Es gibt wahrhaftig nicht viel, was mich in die Knie zwingt, aber dieser Tag hat mich erschüttert bis ins tiefste Innere.
    Gott, was schenkst du mir in deiner Großmut! Gibst deinem Land Al Andalus den rechtmäßigen Herrscher zurück, und kaum habe ich einen Abgesang auf meine verschollene Geliebte angestimmt, da kommt sie mir zurück.
    Zerstört zwar, krank und verwirrt, aber dennoch, es ist Kasmuna! Und ich werde keine Ruhe geben, bis ich sie wieder zu der gemacht habe, die sie vordem war. Die besten Ärzte sollen sich um sie bemühen, sobald sie sich so weit gefasst hat, dass sie es zulässt, die besten Weisen ihres Volkes, um ihr den Trost ihrer Religion zu spenden, mit Musik und Poesie will ich sie umschmeicheln und verwöhnen und sie das vergessen lassen, was sie an Schlimmem erlebt haben muss.
    Nun tritt mein Traumbild ins Haus der Wirklichkeit, so wie ich es ihr anvertraut habe, damals in den Trümmern der az-Zahira: mein Palast dort oben, ein Omayade als Kalif in Cordoba, Al Andalus ein aufs Neue vereintes Land und du, Liebste, an meiner Seite.
    Die einzige Wunde, die weiter in meiner Seele brennt, ist der Verrat Muhdjas   – ein Verrat, den ich nicht verstehen kann und an den ich nicht glauben mag.
    Heute, an so einem Tag des Triumphes und des Glücks, würde ich ihr verzeihen, wenn sie hier wäre. Auch ihr müsste doch die Wiederkehr Kasmunas Freude bereiten!
    Einen Augenblick erwäge ich, nach ihr zu schicken; sicher wird sie ja im Haus ihres Vaters sein und sich um den Freigekauften kümmern. Aber dann sage ich mir: Genug der Aufregungen und der großen Gefühle für heute! Nicht noch mehr. Man soll das Glück nicht herausfordern und nicht ihm mehr abverlangen, als es freiwillig gibt.
    Ich trinke Wein, ich laufe durchs Haus, das Glas in der Hand, als sei ich beflügelt. Meine nassen Kleider habe ich von mir geworfen und mich nur in einen Umhang gehüllt; ich warte darauf, dass die Sklaven das verschmutzte Badebeckenreinigen und mir neues Wasser einfüllen, damit ich mich verwöhnen lassen kann.
    Bei meinem beschwingten Gang durch die Räume kommt mir der »Bericht von den wundersamen Taten« vor Augen.
    Ja, die Prophezeiung . . .
    . . . aber wehe, wenn viel Blut fl ießt dort, wo der Fluss Gold führt.
    Die Warnung, der Hinweis, nicht nachzulassen. Auch wenn dies Blut mich selbst betrifft in meinem Innersten. Kasmuna.
    Und sie scheint sich nun wirklich zu erfüllen, jene andere, merkwürdig formulierte Weissagung.
Und er wird zu fi nden sein in jener Stadt, in der sich süßes und salziges Wasser umarmen.
    Sie hat mich vorangetrieben, mir Unruhe ins Blut gegossen, hat mich im Glauben bewahrt an das, was ich mir vorgenommen hatte.
    Aber habe ich jemals daran gezweifelt, dass »er« gefunden wird? Vielleicht war dieses Buch nichts weiter als eine Echowand, von der meine Wünsche zurückgeworfen wurden.
    Und jetzt ist es mir nicht mehr wichtig. Wir sind in der Wirklichkeit angekommen.   –
    Ich widerstehe der Versuchung, zu der schlafenden Geliebten zu gehen, einen Blick auf sie zu werfen, mich zu vergewissern, dass sie wirklich und wahrhaftig da ist   – aber so etwas wie Scham hält mich zurück.
    Ich glaube, sie würde es nicht wollen, dass man sie in ihrem Schlummer betrachtet. Muss für sich sein.
    Vielleicht, so vermute ich, wird sie nie von dem sprechen wollen, was sie an Furchtbarem erlebt haben muss.
    Das verstehe und respektiere ich. Aber eins möchte ich denn doch erfahren   – begierig wie ich bin, die Dinge zu begreifen: Wie ist Ibn Zaydun an ihre Perlen gekommen? Was ist mit der Geschichte, die er mir im Brief mitgeteilt hat?
    Heute jedoch wäre ich sogar bereit, ihm zu vergeben. Alles.Denn schließlich ist es ihm gelungen, den Nachfolger für den Kalifenthron ausfindig zu machen! Er hat seine Arbeit getan, und er hat sie gut und schnell getan. (Dass ich diese Nachricht nicht für mich behalten würde   – nun, das hätte er wissen müssen. Aber ich habe die Bitte auch gar nicht ernst genommen.)
    Wie sehnsüchtig seine Verse waren!
     
    »Es war der Myrtenstrauß in jener Nacht,
    Die Hand, die ihn mir reichte, bebte.
    Ein Flüsterwort, ein Hauch, der mich belebte . . .«
     
    Die Worte eines großen Dichters.
    Nicht nur mein Verstand und alle meine Sinne, auch mein Körper jubiliert an diesem Abend. Ich wollte, ich hätte Flügel.
    Man ruft mich ins

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