Valadas versinkende Gaerten
Augen.
Nachdem ich mich gewaschen und umgezogen habe, wage ich es, im Spiegel mein Gesicht zu betrachten. Geschwollen von den ersten Schlägen dieses Wüterichs, und ein blaues Auge zeichnet sich auch ab.
Was wäre geschehen, wenn der Prinz nicht gekommen wäre? Wollte der Kerl, sein Vater, mich wirklich umbringen, oder hat er sein Schwert nur gezogen, um weiter auf mich einzuprügeln, dann mit der flachen Klinge? Möge die Hölle ihn verschlingen.
Und die Hölle soll auch das Weibsstück verschlingen, das meine Bitte um Verschwiegenheit so völlig in den Wind geschlagen hat.
Ich verfluche mich selbst.
Wie konnte ich, in meiner Gier, ihre Anerkennung, sie, zurückzugewinnen, so töricht sein, anzunehmen, sie würde das Geheimnis als Geheimnis bewahren? Ich weiß doch, dass sie besessen ist! Dass sie unbedingt die große Omayade sein will, besessen von ihren Visionen vom goldenen Al Andalus! Und herrschsüchtig ist sie obendrein.
Ich überlege, ob ich nicht fort soll von hier.
Der Emir verzeiht mir nicht. Und Al Mutamid – ist eben nur der Kronprinz.
Ich kühle mein geschwollenes Gesicht mit Wasser undknirsche mit den Zähnen. Falls ich je unerreichbar sein könnte, im Schutz eines anderen, mächtigeren Herrn (aber wo ist der?), würde ich es diesem Abbadiden heimzahlen in Versen, dass er zum Spott von ganz Al Andalus wird. Aber leider bin ich festgezurrt an das Weib, das mich jetzt so schändlich missachtet hat, und zurückkehren nach Cordoba kann ich nur im Gefolge des Fürsten von Sevilla. Und mit dem »Thronfolger«.
Ich bin kein hergelaufener Straßendichter, ich komme aus einem der großen arabischen Geschlechter des Landes, und wie sehr ich auch weiß, dass die Herrscher ihre Untertanen behandeln können, wie es ihnen gerade einfällt – alles hat seine Grenzen. Doch was soll ich tun? Es gibt keine Möglichkeit, sich zu wehren, und das macht es noch bitterer. –
Später am Tag besucht mich der Kronprinz, unangekündigt.
Ich springe auf vom Lager, auf das ich meine schmerzenden Knochen gebettet habe, aber er gibt mir mit einer Handbewegung zu verstehen, ich solle mich nicht bemühen, und betrachtet mich nur nachdenklich, mit schief gelegtem Kopf, als sei so ein Anblick für ihn etwas ganz Ungewohntes.
Ich hätte erwartet, dass er sich über mein zerschlagenes Gesicht lustig macht, aber dieser Blick ist fast noch schlimmer als Spott.
Er nimmt mir gegenüber Platz und sagt ernst: »Mach so etwas nie wieder, Ibn Zaydun. Wenn mein Vater sich hintergangen glaubt, wird er rasend. Und ich kann dir nicht versprechen, dass ich immer zur Stelle bin. Du kannst im Dienst der Banu Abbad zu Ruhm und Ehren kommen und eine nicht unerhebliche Stellung am Hof erlangen, sobald unser Herr – was Allah verhüten möge! – Besuch von Dem erhält, der alle Lebensbande zerreißt.«
Er schlägt die Augen nieder, heuchlerisch, wie ich finde. Fährt nach einer Pause fort:
»Übrigens raten die Ärzte dem Emir dringend von solchem . . . Aufruhr ab, wie vorhin, damit die Galle ihm nicht ins Blut steigt. Nun«, er holt tief Luft, wechselt das Thema, »eins hat deine unbesonnene Mitteilung an die Prinzessin jedenfalls bewirkt: Eher als eigentlich geplant und eher, als man es in Cordoba erwartet, werden wir aufbrechen, das heißt, mit nicht ganz so großem militärischem Aufwand, um der Stadt ihren rechtmäßigen Kalifen zu bringen. Ein Überraschungseffekt.
Ein Teil unserer Truppen ist ja noch in Granada gebunden, wie du weißt, und ob die Herrscher der anderen Taifas, die uns tributpflichtig sind, so schnell ihre Soldaten mobilisieren können, sei dahingestellt.«
Mein Herz regt sich auf in der Brust.
»Werde ich dabei sein, wenn . . .«, frage ich schnell.
»Du wirst in meiner Nähe sein, Ibn Zaydun«, entgegnet Al Mutamid lächelnd, »denn mein Vater wird dich jetzt nicht um sich haben wollen. Und wenn ich bei dieser . . . Aktion dabei bin, dann auch du.«
So wird also meine Erfindung die politische Landschaft von Al Andalus verändern. Man wird auf der von mir geweckten Chimäre einreiten in Cordoba . . .
»Verrate mir eins, mein Freund«, höre ich den Prinzen sagen, »befriedige meine Neugier. Wenn wir erst die Türme eurer Moschee, der weltberühmten Mezquita, sehen werden und unsere Pferde das Wasser des Guadalquivir näher an der Quelle trinken als jetzt: Wie wirst du den Zorn der Omayaden-Tochter ertragen, wenn sie merkt, dass du ihr nur einen Kalifen vorgegaukelt hast, dass er als Vorwand
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