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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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wohl nicht so recht wissen, was sie tun und was sie lassen sollen.
    Während ich versuche, mich zu sammeln, überschlage ich in aller Eile, wie weit an Jahren Kalif Hisham sein müsste. Und komme auf ein beträchtliches Alter . . . Sollte der wirklich noch leben?
    Aber ich weiß ja: Wenn jemand etwas glauben möchte, sind vernünftige Argumente hinfällig.
    Und anscheinend
glaubt
diese Frau an das, was sie da eben erzählt hat!
Will
daran glauben. Dann nützt es auch nichts, wenn ich sie mit der Nase auf die Wirklichkeit stoße.
    Eins ist mir klar: Wenn sich diese Leute hier wirklich dieser ungeheuerlichen Geschichte anschließen, wenn sie sich den toten Kalifen als lebendigen unterjubeln lassen, dann werden sie mich, den Teilnehmer bei der »Verkündigung«, als ihre Galionsfigur einverleiben wollen. Das bedeutet, man würde mich an der Spitze eines Putsches gegen das Herrscherhaus sehen, dem ich bis jetzt so erfolgreich gedient habe.
    Und das ist nicht besonders zweckdienlich im Augenblick.
    Jetzt ist Strategie gefragt. Und Autorität.
    Ich hebe die Hand, bringe das mehr oder weniger lautstarke Gerede der Versammelten zum Verstummen.
    »Sayyida und Ihr, verehrte Freunde«, beginne ich. »Wer würde nicht in freudiges Erstaunen verfallen und Allah dem Erhabenen danken für seine Gnade, dass es ihm gelungen ist, einen Nachkommen des Propheten   – Preis und Lob sei seinem Namen!   – trotz aller Fährnisse am Leben erhalten zu haben. In aller gebührenden Demut werden wir den hohen Herren begrüßen und freuen uns schon jetzt, sein greises Antlitz mit unseren Blicken liebkosen zu dürfen.
    Prinzessin! Welch großherzige Freude muss dir dieser Tag bereiten, in dem du zur Verkünderin so überraschender Botschaft werden konntest!
    Cordoba wieder als Kalifat zu sehen   – das Herz welches rechtgläubigen Muslim müsste diese Aussicht nicht höher schlagen lassen!
    Natürlich werde ich meinem Emir, dem erlauchten Abd Al Malik, sofort die Nachricht übermitteln, und ich bin sicher, dass im ehrfurchtsvollen und dennoch vertrauten Gespräch zwischen ihm und dem Omayaden ein Konsens gefunden wird.
    Bedenken wir, dass unser Herr, der erhabene Hisham, in seiner Zurückgezogenheit gewiss die Weisheit des Alters angehäuft haben wird, aber dem Zeitgeschehen und den politischen Feinheiten der Regierungsgeschäfte für lange Zeit entrückt war. Da wird es von Nutzen sein, ihm mehr als nur einen erfahrenen Hadjib zur Seite zu stellen, und ich bin fest überzeugt, dass mein Emir bereit ist, die Last des Amtes mit ihm zu teilen.
    Ein Omayade wieder in Cordoba! Prinzessin, wann können wir damit rechnen, deinen noblen Verwandten zu sehen?«
    Wie es scheint, habe ich das Schiff ins richtige Fahrwasser gelenkt.
    Mit Genugtuung sehe ich eine gewisse Verwirrung und Ärger in Valadas ausdrucksvollem Gesicht. Hat sie schon bei meinen vorsichtigen Hinweisen auf das Alter des Prätendenten und seine mangelnde Erfahrung im Regieren die Brauen gerunzelt, so presst sie jetzt die Lippen aufeinander und gibt mir einen finsteren Blick.
    »In der Eilnachricht, die ich erhielt, fehlten solche genauen Aussagen«, gibt sie zu, an die Runde gewandt. »Aber ich denke, das wird schnell zu erfahren sein. Ich werde mit dem Hadjib Ibn Abdus Hand in Hand arbeiten, um das erfreuliche Ereignis des Eintreffens meines Verwandten so bald wie möglich herbeizuführen.«
    Sie hebt die Hände. »Liebe Freunde, mein Fest endet diesmal anders und schneller als sonst. Dafür hat es einen erhabenen Schluss, einen Schluss, der uns gewiss in eine leuchtende Zukunft führen wird. Geht denn in eure Häuser und bewahrt   – ich bitte euch!   – zunächst Stillschweigen über das, was ich euch berichtet habe. Große Dinge sollten nicht zerredet werden.«
    Und während allgemeine Aufbruchstimmung herrscht, frage ich mich erneut, ob dieser Dichter in seiner Verliebtheit wirklich so töricht gewesen ist, ihr die ganze Sache nicht unterm Siegel strengster Verschwiegenheit mitzuteilen. Auch in Hinblick auf Sevilla, wo er sich gerade aufhält.
    Denn wenn Al Mutadid eine größere Aktion plant, wird ihm ja kaum etwas daran gelegen sein, dass man hier in Cordoba vorgewarnt ist.
    Und dass diese arabischen Würdenträger, denen sie, Valada, das so schön ins Ohr geträufelt hat, den Mund halten, das kann sie doch nicht wirklich annehmen!
    Verwirrend. Nun, ich werde sicher bald mehr erfahren.

28
    VALADA.
    Eigentlich hatte ich vor, den Wesir zur Rede zu stellen, der mir mit

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