Valadas versinkende Gaerten
auswirken.
Vielleicht muss man wirklich den Rechtgläubigen noch einmal die Stadt freigeben, um sie bei Laune zu halten . . .
Lieb ist es mir nicht. Der Topf kann überkochen, so wie die Stimmung gerade ist.
Also diesmal das Kaufmannsviertel? Abwarten.
IBN ZAYDUN.
Ich sitze hier im Auge des Orkans und warte darauf, dass etwas geschieht.
Ich habe Valadas Wunsch erfüllt. Wann werden die hohen Herren handeln?
Aber zunächst bricht ein Gewitter über mich herein.
Ich werde in den Audienzraum beschieden, und der holzgeschnitzte Al Mutadid, sitzend auf erhöhtem Podest, umgeben von seinen Eunuchen-Beratern, empfängt mich mit einer Miene, die nichts Gutes verheißt. (Aber kann dieses Gesicht überhaupt etwas anderes ausdrücken als Missmut?) In der Hand hält er eine jener hauchdünnen Papierrollen, die ich nun schon kenne. Sie stammt vom Hals der einen oder der anderen Brieftaube.
Noch während ich meine Begrüßung durchführe, lässt mich seine blecherne Stimme zusammenzucken.
»Weißt du, du Sohn einer Natter, was in Sevilla auf Hochverrat steht? Eigentlich müsste hier schon das Blutleder ausgebreitet liegen und der Mann mit dem Richtschwert bereitstehen, um deinen verräterischen Kopf vom Rumpf zu trennen!«
Zutiefst erschrocken, werfe ich mich auf den Boden. Dieser Mann versteht keinen Spaß. »Erhabener Emir, womit habe ich deinen Unwillen erregt?«
Al Mutadid bellt weiter. »Habe ich nicht hier in diesem Raum die versammelten Fürsten der Taifas rundum Verschwiegenheit geloben lassen, was unsere Pläne mit Cordoba angeht? Und du, meinst du, für dich gelte nicht das Gleiche? Und was halte ich hier in der Hand? Was wohl?«
Er ist aufgestanden, hat meinen Kopf an den Haaren gepackt und hochgezogen und hält mir die winzige Papierrolle vors Gesicht. Seine Züge sind jetzt gar nicht mehr holzgeschnitzt, sondern wutverzerrt und rot angelaufen.
»Ich weiß es nicht, gütiger Fürst!« Ich kann nur stammeln.
»Nun, so will ich es dir sagen. Es ist ein Brief des Hadjib von Cordoba, Ibn Abdus, dir ja wohlbekannt. Er beglückwünscht uns zur«, er räuspert sich, »Entdeckung des greisen Kalifen und erwartet, den Herrn bald von Angesicht zu Angesicht zu sehen, um ihm zu huldigen, denn dessen hohes Alterkönne ja von Tag zu Tag bewirken, dass Allah ihn zu sich rufen würde . . .
Bei allen Dämonen der Hölle! Und woher hat er wohl seine Kenntnis? Von deiner dreimal verfluchten Omayaden-Hure Valada, über deren Orgien sich das ganze Land das Maul zerreißt. Und sie? Woher hat sie ihr Wissen?«
»Sie hat es von mir!«, gestehe ich. »Aber, Erlauchter, ich dachte nicht, dass sie . . .«
Weiter komme ich nicht. Der Emir geht mit den Fäusten auf mich los. Die Schläge hageln auf Kopf, Schultern und Rücken, und nur mit Mühe kann ich mein Gesicht zwischen den erhobenen Armen schützen.
Und dann zieht er sein Schwert . . .
Ich schreie. »Großmütiger Herrscher, ich unterwerfe mich deiner Gnade! Bei Allah, hab Erbarmen mit deinem unwürdigen Diener!«
Unter meinen Armen hindurch sehe ich, dass zwei seiner Berater aufgesprungen sind. Der eine fasst nach seiner Hand, der andere zieht ihn zurück und redet beruhigend auf ihn ein.
Auf einmal ist Al Mutamid im Raum, steht vor mir, beugt dann das Knie. (Ich bin ohnehin noch am Boden.)
»Erhabener Vater, bitte! Geh nicht zu streng ins Gericht mit Ibn Zaydun! Sicher hat er einen Fehler gemacht. Aber bedenkt, er hat für uns gute Arbeit geleistet. Ohne seinen erfinderischen Geist wäre uns gar nicht eingefallen, einen Hisham hervorzuzaubern! Schließlich ist diese Legende das Verdienst seines klugen Kopfes.«
Der Emir atmet schwer. Offenbar hat ihm sein Wutanfall nicht gutgetan. Noch immer ist sein Gesicht kirschrot verfärbt. »Steh auf, Prinz«, sagt er unwirsch. »Und du auch, windiger Hund von einem Dichter, der sein loses Maul nicht halten kann, wenn es erforderlich ist.« Er lacht ärgerlich auf. »Ausgerechnet der Fuchs Ibn Abdus wird eingeweiht. Nebenbei bemerkt, macht er uns auch noch in aller Bescheidenheit daraufaufmerksam, dass dein Omayade so steinalt sein muss, dass es nur an ein Wunder grenzen kann, wenn er wirklich noch auf der Welt wäre.«
Ich höre, was er sagt, und höre es doch nicht. In meinen Ohren braust es.
Ich ordne meine Kleider, ohne jemanden anzusehen. Merke, dass ich mich vor Todesangst nass gemacht habe.
Mit wankenden Knien bin ich in mein Quartier getaumelt.
Scham, Demütigung und Wut treiben mir die Tränen in die
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