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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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Nachkommen des Propheten. Vergiss es nicht, wenn du an der Seite des neuen Kalifen bist. Zeig ihm den Weg. Den Weg des göttlichen Gesetzes.«
    »Wenn du nicht gesagt hättest, dass dich die Leute der Stadt zu ihrem Mund gemacht haben, dann würde ich dich fragen: Warum predigst du mir das? Für euresgleichen gilt das doch alles nicht. Ihr seid außerhalb des Gesetzes.«
    »Du sagst es«, erwidert er und erhebt sich. »Aber auch wir außerhalb können nur leben, wenn die da drinnen, die innerhalb des Gesetzes, leben können. Eins hängt vom anderen ab. Um uns da unten muss sich niemand kümmern, wenn das hier oben gut ist. Vielleicht gibt es uns dann irgendwann nicht mehr.«
    »Du redest, als wärst du ein Staatsmann!«, sage ich mit einem Anflug von Spott, um die Faszination zu durchbrechen.
    Er lacht wieder. »Glaub mir, die Ausgestoßenen zu regieren ist auf seine Weise genauso schwer, wie ein Fürstentum zu führen. Vergiss meinen Besuch nicht, Gebieterin. Und auch all das nicht, was in jenem Buch steht.«
    »Was weißt du von dem Buch?«, frage ich erschrocken.
    »Nichts. Ich kann nicht einmal lesen. Allah sei mit dir.«
    Ehe ich es mich versehe, verschluckt ihn die Nacht.
    Soll ich nach meinen Leuten rufen? Ich fürchte, sie werden behaupten, niemanden gesehen zu haben.
    Ich stehe, meine Laterne in der Hand. Vielleicht habe ich mir das alles nur eingebildet?
    Ich habe keine Lust, es zu hinterfragen.
    Das Kalifat. Es muss neu erstehen wie der Vogel Phönix aus der Asche in der Sage der Griechen.
    Der greise Omayade wird der goldene Grund sein, vor dem meine eigenen Bilder entstehen sollen. Ich werde, wie ich es Kasmuna versprochen habe, die az-Zahira wieder aufbauen und zu einer Burg von Kunst und Musik, von Lehre undWissenschaft machen. Ein Al Andalus soll neu erstehen, wie es meine Vorfahren nicht nur erträumt, sondern gelebt haben. Es wird ein blühender Garten sein.
    Die Opfer, die auf diesem Weg gefallen sind, werden vermauert im Fundament eines neuen Cordoba. Niemals mehr wird ein Berber plündernd und mordend durch die Straßen der Stadt ziehen. Niemals wieder wird ein Jude von einem Moslem ermordet werden. Und keine Frau von einem Mann, weil sie ihr Gesicht nicht verhüllt.
    Und vor allem soll der armen Leute, des Bodensatzes dieser Stadt gedacht werden. Das habe ich nun verstanden. Preis sei Allah, von dem Gnade und Barmherzigkeit kommen.   –
    Aber wie konnte er wissen, dass ich dieses Buch lese?
    IBN ZAYDUN.
    Emir Al Mutadid ist unzufrieden, denn es geht nicht vorwärts. Der Hadjib Ibn Abdus, zäh und geschmeidig, wie er ist, hält Sevilla und den »Kalifen« in endlosen Verhandlungen hin. Bevor es nicht ihm und der Prinzessin sowie einigen in der Geschichte des Kalifats und des Rechtswesens bewanderten Gelehrten gelungen ist, den neuen Gebieter im Lager am Guadalquivir aufzusuchen und zu sprechen, ist sein Fürst Abd Al Malik nicht bereit, die Tore Cordobas und die des Alcazars für uns zu öffnen.   –
    Das schwächt auf die Dauer die ohnehin nicht sehr gefestigte Moral unserer Truppen und stärkt also des Wesirs Position im Machtspiel, das da kommen wird.
    Die Unterhändler des Hadjibs Ibn Abdus umschwirren zudem das Zelt mit der Sänfte wie die Wespen den Honigtopf und werden nur durch grimmig entschlossene Wachen ferngehalten.
    Und das alles hier darf keine halbe Ewigkeit mehr dauern, denn aus der Stadt des Al Mutadid kommen beunruhigende Nachrichten.
    Im angrenzenden christlichen Toledo ist es natürlich nicht unbemerkt geblieben, dass man in Sevilla gerade von bewaff neter Mannschaft entblößt ist, und so nutzt Alfondo, der dortige Fürst, die Gelegenheit, in muslimisches Gebiet vorzudringen. Zunächst sind es nur Plänkeleien. Dennoch, zwei Grenzfestungen sind gefallen, und die marodierenden Ritter, die Pardos, von denen einige mir auf meiner Reise damals über den Weg liefen, werden von ihrem Herrscher Alfonso ermuntert und unterstützt. Wenn sich herausstellt, dass es keinen nennenswerten Widerstand gibt, wird er gewiss nicht lange zögern, ins sevillanische Kernland einzufallen.
    Der Emir muss zurück, so sieht es aus. Mit ihm ein Teil der Truppe; vor allem die Hilfseinheiten aus den anderen Taifas, die diesen Feldzug, der keiner ist, ohnehin nur unwillig angetreten haben. Sollte der christliche Feind vor Sevilla stehen, ist es nicht weit bis zu ihren eigenen Herrschersitzen, und die kleinen Fürsten haben es eilig, nach Haus zu kommen.
    Ich will schon aufatmen; in der Nähe des

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