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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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bösen alten Mannes wird mir jedes Mal angst und bange. Aber dann werde ich, gemeinsam mit dem Kronprinzen, zu einer Beratung gebeten. Und mir schwant nichts Gutes.
    Al Mutadid, wie üblich in voller Kriegsmontur, empfängt uns im Kreis seiner beratenden Eunuchen.
    »Ich muss zurück in meine Stadt Sevilla«, beginnt er mit seiner knarrenden Stimme. »Wir müssen hier fertig werden. Wenn wir dies widersetzliche Cordoba nicht mit stürmender Hand nehmen wollen, was ein schlechtes Licht auf unsere Glaubensmission werfen würde, müssen wir uns etwas einfallen lassen.« Sein Blick spießt mich auf. »Es gilt, Cordoba von innen aufzurollen, die Taktik dieses schlauen Ministers zu unterlaufen. Wozu haben wir den Dichter und Denker aus dieser Stadt bei uns? Er hat uns das Kuckucksei ins Nest gelegt, uns den Mund wässrig gemacht nach der altenHauptstadt von Al Andalus. Ich gebe dir drei Tage, Ibn Zaydun, dann hast du eine Variante entwickelt. Wenn dir bis dahin nichts Vernünftiges eingefallen ist, uns das Leben leichter zu machen, übergebe ich dich als der Verräter, der du bist, dem Emir von Cordoba. Ich nehme an, du hast keine Sehnsucht nach dem Kerker, aus dem du weggelaufen bist.«
    »Ich höre und gehorche«, sage ich mit versagender Stimme und verneige mich bis zum Boden. Mir wird die Haut zu eng. Keinen Augenblick zweifle ich daran, dass es das Holzgesicht ernst meint. Ich werfe einen Blick zu Al Mutamid, aber der guckt betont unbeteiligt.
    Mir zittern die Beine, als ich ins Freie trete.
    Ich hätte ihm das Kuckucksei ins Nest gelegt, ihm den Mund wässrig gemacht? Es war der Kronprinz, der seinen Alten mit der Nase auf die fette Beute gestoßen hat   – aber ich darf natürlich die Kastanien aus dem Feuer holen!
    Ich stapfe durch das Lager, sehe weder nach rechts noch nach links.
    Im Zelt steht die leere Sänfte. Ich traktiere sie mit ein paar wütenden Fußtritten. Verdammter Hisham! Dein Geist beginnt mich zu verhöhnen und sich zu wehren dagegen, dass ich ihn so dreist und schamlos in die Welt gezerrt habe.
    Wie soll ich Cordoba »von innen aufrollen«, zumal, da ich ja weder in der Stadt bin noch jetzt in sie hineingehen will!?
    Was hieße es denn, dieses »Aufrollen«? Unfrieden stiften, Leute aufwiegeln, alles durcheinanderbringen, die Soldaten dazu bewegen, vom Herrscher abzufallen . . . Ich überlege. Auf welche Weise haben sich Untertanen gegen ihre Obrigkeit erhoben in diesem Land Al Andalus? Es gibt unzählige Beispiele, vor allem, wenn eine andere Familie, eine andere Sippschaft an die Macht will und das Volk mit Geld und Versprechungen gelockt hat, oder wenn die Steuern zu hoch sind,eine Hungersnot herrscht oder ein unbeliebter Mann auf dem Thron sitzt.
    Das letzte Beispiel einer Rebellion hatte ich ja in Granada vor Augen. Eine blutige Rebellion. Unschön. Und sinnlos.
    (Mord und Totschlag, mit einem dummen Lied hetzt irgendjemand die Masse auf, und irgendwann ist alles wieder beim Alten.)
    Aber von Mord und Totschlag wollen wir ja absehen. Wir sind die Gesandten des Beherrschers der Gläubigen und damit des Friedensfürsten.
    Mit einem Lied. Ich habe eine Idee.
    Ich begebe mich zu Prinz Al Mutamid, der gerade ein paar Rennpferde besichtigt, die ihm ein christlicher Rosshändler zum Kauf anbietet.
    Als er mich sieht, grinst er versöhnlich. »Nun, mein Lieber, deinen hilfeflehenden Blick vorhin in der Beratung habe ich zwar wahrgenommen, aber da konnte ich nun wirklich nicht einschreiten. Und vielleicht ist es ja tatsächlich nicht verkehrt, wenn man einem Dichter ein bisschen Druck macht, damit ihm etwas einfällt.«
    Ein bisschen Druck! Im Geist schicke ich dem »Freund« einen Fluch auf den Hals und sage untertänig: »Kann schon sein. Ich hoffe es zumindest.«
    Er nickt befriedigt. »Wie findest du dies Pferd, mein Lieber?«
    Ich sehe, dass er sich in das Tier verguckt hat, und beschließe, ihm die Freude daran zu verderben. »Nicht schlecht«, erwidere ich und wiege dann den Kopf. »Aber vielleicht zu dünne Fesseln. Ein Sturz, ein Stolpern, ein gebrochenes Bein, und du kannst ihm nur noch einen Pfeil ins Auge schießen.«
    »Hm.« Al Mutamid seufzt und blinzelt mit den Weiberaugen. »Wahrscheinlich hast du Recht. Schade. Aber es stimmt. Zu dünne Fesseln.« Er wendet sich von dem Händler ab. »Erzähle, was ist dir eingefallen?«
    »Erst, wenn ich so weit bin, Euer Gnaden. Übrigens, kennt Ihr das Hass-Lied, das in Granada zu dem Blutbad geführt hat?«
    »Nein, aber jemand kann es dir

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