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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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In meinem Kopf sah ich, was daraus wird: eine wabernde Kugel, weiß und grau und braun gemischt. Manchmal streckte ein Stück Schmerz einen Fuß heraus und wollte entkommen. Aber das ließ die Hüterin nicht zu.
    Und ich konnte endlich schlafen in diesem Bienenstock des Summens, in seiner Wärme.
    Zuerst aber nicht. Zuerst war mir so schrecklich kalt. Ich wusste gar nicht, dass man so frieren kann. Aber irgendwann hatte das Summen dem Schlaf eine Schneise geöffnet zwischen Kälte und Schmerz. Freilich, wenn ich aufwachte, schlugen die Wellen mit Getöse über mir zusammen.
    Irgendwo da draußen gibt es die Zeit. Hier kommt sie nicht her.
    Zumindest habe ich das gehofft. Aber das ist natürlich Unsinn. Zeit vergeht auch hier. In der Zeit geschieht, was mich heilt, während ich im Bienenstock hocke. Im Nest. Im Nest aus Summen.
    Doch die Wände dieses Bienenstocks sind durchlässiger, als ich dachte. Je weniger der Schmerz wird, umso mehr lassen sie auch die andere, die Zeit vor dem hier zu mir. Erinnerungen stecken ihre Köpfe durch die Wabe. Manche lächeln.Aber die meisten blecken so scharfe Zähne, dass ich meinen schmerzenden Schädel jammernd in den Händen verberge.
    Dann geschieht etwas Neues.
    Ich kann meine Augen öffnen. Jemand hat mir mit lauem Lavendelwasser weggewaschen, was mir die Lider verklebte, und summte dabei.
    Eigentlich gibt es nichts zu sehen. Ein Lager, so weich wie Treibsand. Ich weiß nicht, woraus es besteht. Durch das schadhafte Dach der Hütte leuchten die Sterne. Ihr Licht fällt auf mein Lager.
    Aber eigentlich ist mir das Dunkel lieber. Wenn ich die Augen wieder schließe, bin ich nicht nur blind, sondern auch unsichtbar. Und das Summen bewacht mich. Das Summen der Wächterin, der Heilerin. Im Dunkeln spüre ich sie stärker.
    Träume habe ich nicht. Das Träumen ist mir vergangen.
    Dann kommt ein Tag, an dem meine Lippen einen Becher berühren, dessen Inhalt ist bitter und würzig zugleich. Ein Etwas, das mich stärkt, mich aufschließt und durchlässig macht für das da draußen. Vielleicht hat es sein müssen. Aber für mich war es der falsche Tag.
    Um mich herum sind nun andere Gestalten, andere Schatten, andere Stimmen. Sie sind laut, und es macht mir Angst. Es sind Männerstimmen unter ihnen. Und sobald ich die Stimmen von Männern höre, beginnt mein Kopf wieder zu flam men , und zwischen meinen Beinen, tief im Inneren, packen mich Schlangen, schlagen ihre giftigen Zähne in mein Fleisch. Aber dann kommt die Stimme, die summt. Sie summt weg, was mir angetan wurde, summt mich in den Frieden des Schlafes.
    Schlafe ich wirklich? Ich weiß es nicht. Ich bin woanders.
    Ich tauche durch einen Tunnel. Am Ende des Tunnels ist eine Gestalt in weißem Licht. Und dann plötzlich ein Geräusch. Es ist ein Rieseln, ein Klirren, ein Prasseln, wie springende Wassertropfen auf einer Eisfläche, wie ein Sturzbach, der gleich wieder verstummt.
    Es sind die Perlen. Die Perlen, die der anderen gehören.
    Aber die ist nun auch fort, noch weiter als ich. Die Perlen, nun am Hals der Gestalt aus Licht, rollen zu Boden! Und die weiße Frau blutet.
    Sie blutet, sie ist verletzt. Und sie ist nicht nur dort verletzt, wo ihr Blut hervorquillt. Nacheinander hat man ihr all das entrissen, was ihr Leben ausmachte.
    Ja, ich gehöre zu diesen Verlusten.
    Ich beginne zu schreien, zu weinen, mir ins Gesicht zu schlagen.
    Man nimmt mich in den Arm in meinem Elend, man summt auf mich ein, bis ich nur noch schluchze.
    »Ich liebe sie! Ich liebe sie doch!«, sage ich flehend. »Wie kann man sie so verwunden!«
    »Jetzt muss
dir
geholfen werden. Jetzt musst
du
heilen. Jetzt bist du bei mir. Ich halte dich.«
    Sagt Nazik.
    Aber diese Art von Schmerz kann sie nicht wegnehmen. Er passt nicht in die Kugel, in der sie die körperlichen Schmerzen sammelt, um sie irgendwann in einer mondlosen Nacht im Guadalquivir zu ertränken.
    Dieser Schmerz bleibt.
    VALADA.
    Eine Hand löscht die Kerze aus.
    Ja, es stimmt, ich habe keinen Riegel vorgeschoben. Warum sollte ich? Gefangene werden eingeschlossen, sie müssen nicht von innen dafür sorgen, dass ihre Türen fest sind.
    »Wenn du mich berührst, stoße ich dir meinen Dolch in die Rippen«, sage ich in die Dunkelheit hinein.
    »Aber du hast keinen Dolch«, erwidert er, und schon fühle ich die Hitze seines Körpers dicht neben dem meinen und Finger, die mir saugend erscheinen wie die Fangarme eines Kraken und mich überall da berühren, wo ich nicht draufgefasst bin. »Und du

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