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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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unter all meiner Sorge, wie diese Sache ausgehen wird, und meiner Missbilligung ihrer Unbesonnenheit   – ich finde sie herrlich.
    Und die Leute von Cordoba   – sie beginnen in der Tat, die Terrasse der Gerechtigkeit zu stürmen! Einige überwinden, erst zögernd, die Absperrung der Treppe, die vom Platz aus nach oben führt, andere klettern einfach am Seitengemäuer hoch.
    »Verdammt, Ibn Abdus, warum tut Ihr nichts!«, herrscht mich der Emir an.
    Ich zucke die Achseln. »Hier stehen Eure Truppen, Gebieter! Wenn Ihr allerdings meint, es wäre gut, gleich zu Beginn das Volk dieser Stadt mit Peitschen und Lanzen zu traktieren . . .«
    »Endloses Geschwafel!«
    Das ist Al Mutamid. Er stürmt an uns vorbei nach draußen auf die Terrasse, eine hoch aufgeschossene Gestalt im Kettenpanzer, umweht vom buntseidenen Überwurf, imponierend. Den gezückten Dolch in der Hand, ist er mit drei Sprüngen bei Valada, umklammert sie von hinten und setzt ihr die Waffe an die Kehle.
    Ein Aufschrei.
    Und darüber die befehlsgewohnte Stimme des jungen Mannes: »Keinen Schritt näher! Oder eure Prinzessin ist tot. Denkt nicht, dass ich nur drohe.«
    Er drückt zu. Ein Blutschwall verbreitet sich vom Hals Valadas auf ihre weiße Kleidung. Gleichzeitig hat der Schnitt die Perlenschnur durchtrennt. Um die Frau und den Mann, der sie im Griff hält, rieselt ein Regen von Perlen zu Boden, hierhin und dorthin rollen die Kostbarkeiten, verteilen sich über die ganze Terrasse.
    Valada hat aufgeschrieen. Sie fuchtelt mit den Armen und versucht nun, sich aus der harten Umklammerung zu lösen, aber der Prinz zerrt sie unaufhaltsam Schritt für Schritt rückwärts in den Audienzsaal.
    Die Wagemutigen, die bereits die Terrasse erklettert haben, zögern, bleiben stehen. Was sollen sie tun? Von unten wütendesGeschrei. Offenbar wissen sie nicht: Feuert man sie an oder ruft man sie zurück?
    Meine Zeit ist gekommen, um einzugreifen. (Ich hoffe nur, sie halten sich jetzt mit Steinen zurück.) Wie eben noch Valada, trete ich hinaus auf die Terrasse, sorgfältig bemüht, nicht auf einer der herumliegenden Perlen auszurutschen, und hebe die Arme.
    »Volk von Cordoba! Unserer Prinzessin wird nichts weiter geschehen! Dafür verbürge ich mich mit meinem Leben. Wir alle, die Edlen aus den großen Familien dieser Stadt, sind genauso überrascht und verblüfft über das, was wir hörten   – einzig durch das Eingreifen göttlicher, von Allah gesandter Mächte hat sich das, was wir erhofften, gewandelt. Den greisen Hisham, den Nachkommen des Propheten   – Allah segne ihn und gebe ihm Heil!   – hat der Herr der Welten abberufen ins Paradies. So versichert uns glaubwürdig der Emir Al Mutadid Ibn Abbad. Valada bint Al Mustakfí hat es nicht sogleich für sich verstanden. Der Kummer über den plötzlichen Tod ihres Verwandten hat . . . ihre Wahrnehmung verwirrt.
    Wir werden Trauer um den leider so zu unrechter Zeit Verblichenen anordnen. Stellvertreter des Kalifen ist der Fürst aus Sevilla. Er möge unsere Geschicke fürder lenken.«
    Während dieser meiner Ansprache lausche ich, was da hinten im Raum geschieht   – der wütende Protest Valadas, die Beschwichtigungsversuche   –, und habe gleichzeitig die Menge vor mir im Auge.
    Langsam und vorsichtig ziehen sich die zurück, die bereits auf der Terrasse waren; meine leibliche Gegenwart so dicht bei ihnen verunsichert sie. Zum Angriff scheint also eigentlich keiner so recht bereit zu sein.
    Unten murmelt man, schreit sich an, ruft mir etwas zu, was ich nicht verstehe.
    Ich warte. Dann hebe ich erneut beide Arme. Wirklich wird es schnell still   – ein gutes Zeichen. Sie wollen nichts riskieren.
    »Meine Freunde!« (So weit muss man schon gehen.) »Eilt nach Hause zu euren Familien. Drei Tage werden wir um den verstorbenen Kalifen trauern. Danach gibt der großmütige Emir, den Allah erhalten möge, ein Fest für Cordoba. Nach dem Gottesdienst in der Moschee wird auf allen Plätzen der Stadt Wein ausgeschenkt sowie Lamm und Ziege am Spieß gebraten, dazu erhält jedermann Fladenbrot und bestes Olivenöl, seine Bissen darin zu tränken.«
    (Ich kann mir vorstellen, dass Al Mutadid zu solchem Aufwand keinen Grund sehen wird, und weiß schon im Voraus, dass ich es aus unserer Schatzkammer bestreiten muss.)
    Mir fällt noch etwas ein, und ich füge hinzu: »Übrigens, die Salzsteuer ist mit sofortiger Wirkung aufgehoben.«
    Das Versprechen verfehlt seine Wirkung nicht. Vereinzelte Hochrufe kommen auf.

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