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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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denen kräuselnde warme Dämpfe aufsteigen wie Nebelschwaden, über die feuchten Fliesen, auf denen bunte Lichter ein Muster werfen, denn die Kuppel darüber ist verglast mit farbigen Scheiben. Welcher Glanz der silbernen Wasserrohre und der mit edlen Steinen inkrustierten Sitzbänke! Ibn Abdus versteht es, das Geld, das er in seinem Amt zusammenrafft, wirkungsvoll zur Schau zu stellen.
    Im Vorübergehen stellt sie fest, dass die Wasserhähne wie Vogelschnäbel geformt sind. Als sie probeweise an einem dreht, ertönt gleichzeitig mit dem Plätschern des Wassers tatsächlich Vogelgezwitscher! Sie hat es befürchtet. Wir sind an der Grenze des guten Geschmacks angekommen, großmächtiger Wesir! Reichtum allein tut es nicht.
    Voller Ungeduld lässt sie sich von einem schwarzen Sklaven weiterleiten zur Halwa, dem intimen Raum der Begegnung im Bad, in dem der Hausherr bevorzugte Gäste empfängt.
    Auch hier ist alles äußerst gediegen. Schwarz polierte Steinwände, im Hintergrund läuft eine Wasserkaskade klingend über eine Kupferplatte   – oder ist es gar Gold?   – und blendet den Blick mit einem zitternden Glitzerspiel.
    Die Polster in der Mitte, auf denen sie sich niederlässt, sind mit Purpur bezogen. Ein Taburett mit Obst und Getränken steht bereit.
    Wo bleibt der Hausherr?
    Die Einladung in der Frühe war ungewöhnlich. Ein Eunuch des Alcazar überbrachte sie mit den üblichen Höflichkeitsflos keln . »Der erlauchte und großmächtige Hadjib   – Allahs Segen ruhe stets auf ihm!   – bittet die Sayyida Valada, ihm den Morgen im Bad zu versüßen auf eine Plauderstunde. Der erhabene Wesir hat außerdem eine Botschaft für Euch. Seine Sänfte wartet draußen!«, hatte der Kerl äußerst blumig gesäuselt.
    Unter anderen Voraussetzungen hätte sie wohl erwidert, dass dem Hadjib diesen Morgen im Bad versüßen könne, wer immer wolle, aber nicht sie. Jedoch den Hinweis auf die Botschaft konnte sie nicht auf die leichte Schulter nehmen.
    Wir sind schließlich am Beginn einer Intrige. Was weiß er? Was hat er mir zu sagen?
    Unwillig wartet sie nun auf das Erscheinen dessen, der so etwas wie ihr Verbündeter ist, seit er Ibn Zaydun freigegeben hat . . .
    Gibt es vielleicht schon Nachrichten aus Sevilla?
    Endlich taucht er auf; kommt in Begleitung von zwei schwarzen Masseuren aus einem anderen Teil des Hamams, mit nichts bekleidet als der Futa, dem Leinentuch, das man sich im Bad um die Hüften schlingt, die breite Brust voll grauen Fells, und sie beobachtet amüsiert, wie sich bei ihrem Anblick sogleich sein Schwanz unter dem Leinen reckt.
    »Allah sei mit dir, Ibn Abdus«, sagt sie spöttisch. »Ich hoffe, du hast mich nicht hierhergerufen, um mir das zu zeigen, was du zwischen den Beinen hast.«
    »Verzeih schon, Prinzessin«, entgegnet er, ohne beleidigt zu sein. »Das war nicht vorgesehen. Du rufst Dinge hervor, über die man die Kontrolle verliert.«
    Er dreht sich um, wirft die Futa ab und lässt sich von den Bediensteten ankleiden. Immerhin. Fett und schwammig ist er nicht. Die gewölbten Muskeln der Arme, der kräftige Hintern. Ein gut erhaltener Mann.
    Nun, nimmt er neben ihr Platz, küsst ihr die Hand, und auf ein Zeichen bieten die Sklaven, sich verbeugend, ihr von dem Obst an. Sie greift sich eine Birne und beißt hinein, dass ihr der Saft über Hände und Gesicht läuft, und sofort ist einer der beiden Diener mit einem feuchten Tüchlein bei ihr, um sie zu säubern. Als sie den Rest der Birne achtlos auf den Boden fallen lässt, wird er sofort aufgehoben und fortgebracht.
    »Sagst du mir, weshalb ich hier bin?«, fragt sie, langsam unmutig. »Eine Plauderstunde wäre mir verdrießlich. Ich bin wegen der Botschaft gekommen.«
    Er lacht, ohne dass die Heiterkeit seine Augen erreicht.
    »Das eine ohne das andere ist nicht zu haben, meine Allerschönste«, sagt er gemütlich. »Das ist, sagen wir einmal, das Abkommen. Vielleicht stimmt es dich geneigter, wenn ich dir mitteile, dass diese Botschaft mit Taubenpost aus Sevilla gekommen ist.«
    Also tatsächlich! Etwas aus Sevilla!
    Er beobachtet sie, sieht wieder mit Vergnügen, wie ihr die Röte Hals und Nacken hochsteigt und ihre Augen sich zu Smaragdgrün verdunkeln. »Für mich aus Sevilla?«, wiederholt sie gedehnt. »Mit der Post für den Alcazar?«
    »Als Beigabe sozusagen«, bestätigt er. Er sieht, dass sie kurz davor ist, aufzuspringen. »Was denkst du? Dass man den ersehnten Kalifen entdeckt hat?«
    Sie kaut an ihrer Lippe, sieht ihn finster

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