Valadas versinkende Gaerten
und die Bäckereien besteuerte, sodass die Preise stiegen, das traf die armen Leute, und mit leerem Magen wird man aufmüpfig.
Darauf holte sich dieser edle Omayade Hilfe bei den Berbern, die untätig im Land herumsaßen.
Nun verstanden die Bürger keinen Spaß mehr. Arm und Reich stürmten in seltener Eintracht den Alcazar, trampelten die Berbergarde nieder, die sich nachts gerade in überheblicher Sicherheit wiegte, und stiegen einmütig über die schönen Frauen des gerade gegründeten Harems, als seien sie Fußabtreter. Dem Kalifen schlugen sie den Kopf ab.«
Er pausiert. »Du bist ein guter Geschichtenerzähler, Wesir«, sagt Valada grimmig. »Vielleicht hättest du diesen Beruf wählen sollen?«
»Ich bin mit meinem ganz zufrieden. Geduld, Prinzessin. Denn nun kommen wir zu deinem Vater!«, entgegnet Ibn Abdus friedfertig. »Er hatte das Pech, am achtundvierzigsten Tag nach der Wahl des Abd al Rahman noch in Cordoba zu sein. Er war schließlich der zweite Kandidat und hoffte, sich in der Stadt ein wenig vergnügen zu können. Als er erfuhr, was dem Anwärter Nummer eins zugestoßen war, wollte er sich aus dem Staub machen, aber es war zu spät. Als Muhammad III.wurde er zum Kalifen ausgerufen. Er war schließlich ein Omayade! Du warst noch auf dem Land bei deiner Mutter, der ›Gotin‹, habe ich Recht?«
Valada schlingt die Arme um die Knie, sieht vor sich hin. »Ich war ein Kind!«, sagt sie leise, unwillig.
»Nicht ganz, meine Liebe. Sagen wir, ein halbes Kind. Und schön wie der junge Tag. Er wollte, dass du seinen Glanz erhöhst.«
»Und ich wollte es nicht!«, entgegnet sie heftig. »Alles dort im Alcazar war mir zuwider, die devoten Palasteunuchen, die ihm nach dem Mund redeten und vor ihm katzbuckelten und sich hinter seinem Rücken lustig machten über seine ungeschliffene Art. Weißt du, dass er einen Weber zu seinem Hadjib gemacht hat? Einen Weber, der ihm einen schönen Teppich gewirkt hatte? Er war so begeistert davon, dass er ihn regieren ließ. Er war . . . er war verrückt!«
»Nein, war er nicht!«, widerspricht Ibn Abdus, und es ist ihm ernst. »Er kam nur mit der Situation nicht zurecht. Er hatte den Boden unter den Füßen verloren. Wusste nicht, was er tun und was er lassen sollte. Immerhin hielt er es ein Jahr auf dem Thron aus.«
»Hauptsächlich, weil er einfach nichts tat«, erwidert die Prinzessin. Sie hat ihr Widerstreben aufgegeben und »spielt mit«. Allzu sehr bewegt sie, was sie selbst miterlebt hat. »Ich bat ihn, mich wieder zurück in unsere Sommerresidenz zu entlassen. Das wollte er nicht. Irgendwie . . . hing er an mir. So ließ er mir das schöne Haus erbauen, das ich jetzt noch bewohne, und ich hatte freie Hand, es gestalten zu lassen nach meinen Wünschen.«
»Von dem, was an Steuergeldern hereinkam«, bestätigt Ibn Abdus beiläufig, »denn er hatte an den Erhebungen seines Vorgängers kaum etwas geändert und hielt die staatliche Schatzkammer für seine Privatschatulle.«
(Darauf geht Valada nicht ein.)
»Und dann«, fährt der Wesir fort, »kam der Tag, der dir den Platz im Herzen der Bürger von Cordoba sicherte. Du hast Recht, wenn du sagst, er hielt sich, weil er einfach nichts tat. Aber leider – wenn er dann etwas tat, war es mit Sicherheit das Falsche.«
»Die Abordnung?«
»Die Abordnung. Die armen Leute, die all ihren Mut zusammengenommen hatten und mit der Bitte zu ihm kamen, die Steuern auf Garküchen und Bäckereien zurückzunehmen. Die Leute hungerten. Sonst wären sie so ein Wagnis wohl nicht eingegangen. Bittsteller hatten bei den Omayaden der guten alten Zeit stets ein offenes Ohr gefunden. Darauf vertrauten die Abgesandten nun noch einmal. Ein Fehler, denn dein Vater fühlte sich in seiner wackligen Autorität angegriffen. Er rief nach dem Henker.
Das Blutleder lag ausgebreitet schon im Innenhof des Alcazars«, fährt Ibn Abdus genüsslich fort, »als du kamst, ein Wesen ganz in Weiß und mit den Augen der Klematisblüte. Du verbotest kurzerhand die Hinrichtung und schicktest die Leute einfach nach Haus.«
Valada zuckt die Achseln. »Ich finde abgeschlagene Köpfe unappetitlich, vor allem, wenn sie sich im Innenhof des eigenen Wohnbezirks befinden. Die Leute hatten Glück, dass mein Haus noch nicht fertig war und ich also im Alcazar wohnte.«
»Und dass dein Vater deine Entscheidung nicht widerrief. So viel immerhin vermochtest du bei ihm. Dass sich die Nachricht von deiner Tat bald wie eine Windsbraut durch Cordoba verbreitete,
Weitere Kostenlose Bücher