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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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meine Schöne, das machte dich zum Abgott der Leute hier für alle Zeit, und sie duldeten auch, dass du dich an den von deinem Vater erpressten Steuergeldern, die er beiseite geschafft hatte, großzügig bedientest. Und sie dulden es bis heute.«
    »Was soll das?«, fährt sie auf, wütend gemacht durchseinen Angriff. »Willst du mich klein machen, herabsetzen mit diesen ganzen Geschichten? Du ziehst deine Erzählung in die Länge, willst mich auf die Folter spannen . . . ich durchschaue dich. Nun, ich sehe, die Sanduhr ist gleich abgelaufen, Allah sei Dank. Bringen wir's zu Ende. Irgendwann hatten die Noblen der Stadt die Nase voll von Muhammad III., meinem Vater, und jagten ihn weg, bis in die Stadt Lerida, glaube ich, wo ihn dann sein Schicksal ereilte. Jemand brachte ihn um.
    Dann meinten die großen Familien, die Stadt selbst verwalten zu können   – ich erinnere mich an ein Chaos, das größer war als je zuvor. Der Dritte meines Stammes zögerte ein Jahr, bis er sich getraute, den Kalifenthron zu besteigen. Mit Recht, wie sich herausstellte: Er wurde schnell einen Kopf kürzer gemacht   – von deinen Herren, den jetzigen Regenten, den Banu Jahwar, großmächtiger Hadjib, die nun in leidlichem Einvernehmen mit den anderen großen Familien regieren.   – Was sollte das jetzt alles? Habe ich nun genug Geduld aufgebracht, um mir die Herausgabe meiner Nachricht zu erkaufen?«
    Sie gibt ihrem Weinkelch einen ärgerlichen Stoß. Er rollt über den Boden, ohne zu zerbrechen. Kräftiges Kristall.
    »Nie hätte ich dich dazu gebracht, mir zuzuhören, wenn ich nicht diese kleine Kapsel aus Sevilla als Lockmittel in der Hand gehabt hätte!«, sagt er und zeigt im Lächeln seine Zähne. »Ich wollte es einfach noch einmal von dir wissen. Ob du dir ganz sicher bist. Wir haben jetzt eine leidliche Regierung   – nein, unterbrich nicht. Ich weiß, dass nichts vollkommen ist. Aber die Zugeständnisse, die wir an die Glaubenseiferer, diese Berber, machen, halten uns den Rücken frei und garantieren, dass diese Leute uns in unserer Politik nicht stören. Was, schöne Valada, befähigt deine Familie, den Regenten Cordobas zu stellen? Verrat es mir, nachdem du mit mir die Historie dieser letzten unfähigen Herrscher betrachtet hast. Drei Omayaden, drei Nullen. Warum beharrst du darauf?Was soll das? Du bist doch keine Fantastin. Du hast doch Sinn für Realität.«
    Er holt Luft, um weiterzusprechen, aber sie unterbricht ihn nun, mit geradem Rücken auf den Polstern sitzend, die Handflächen gegeneinander gepresst. »Hast du es nicht verstanden? Das muss man einem Mann wie dir doch nicht erklären!
Nur
meine Familie kann einen Kalifen stellen, denn
nur wir
stammen ab vom Propheten, den Allah in seinem Paradies beglücken möge. Nur ein Omayade kann geistliche und weltliche Macht in seiner Hand vereinen. Und ein Kalif allein wird es schaffen, dass all die Taifas, die Zwergstaaten, sich wieder unter die Führung eines starken Cordoba begeben.«
    »Mit einem schwachen Omayaden?«
    »Auch ich bin eine Omayade.«
    »Ich verstehe schon. Valada als Sayyida Al Kubra, als Große Dame und eigentliche Herrscherin. Nun, ehrlich, die Poetin ist mir lieber. Prinzessin, es könnte viel Blut fließen bei so einem Unternehmen. Hast du das bedacht?«
    »Wann fließt kein Blut in Al Andalus?«, erwidert sie eisig.
    Er seufzt. »Eigentlich kann sich die Stadt keine Unruhe leisten. Es gärt im Inneren. Die Leute sind unzufrieden.«
    »An wem mag das wohl liegen?«, fragt sie ironisch.
    Ibn Abdus wirft ihr einen unfreundlichen Blick zu. »Was willst du hören? Dass es an mir liegt, nicht wahr? Ich diene meinem Herrn, dem Emir, und die Höhe der Steuern richtet sich nach den Bedürfnissen des Staates, sprich, des Emirs. Und die einzutreiben, liebste Prinzessin, das geht nur mit Druck. Mit großem Druck, wenn du es denn wissen willst. Und da gärt es eben schon hin und wieder unter den kleinen Leuten.« Er zuckt die Achseln.
    »Ich weiß nicht, ob du dir das jemals klargemacht hast. Wenn uns jemand von
denen
hier zusehen könnte: Der Inhalt des Weinkelchs zum Beispiel, den du da eben umgestoßen hast, kostet so viel, dass eine kleine Familie im Armenvierteldavon eine Woche leben könnte. Und hättest du ihn gar zerbrochen, hättest du den Gegenwert   – sagen wir einmal   – eines kräftigen Maultiers zerstört, das den Lebensunterhalt eines Treibers ausmachen könnte. So etwas macht böses Blut.« Er lächelt sein kaltes Lächeln, das die

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