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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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Wort zu seinem Auftrag   – ja, natürlich war es schön, dies Gedicht, dieser Hundesohn versteht sein Handwerk!   –, der andere benutzt die Gelegenheit, mir die Versager aus meiner Familie vorzuführen und mir zuvor seinen dicken Schwanz zu zeigen!
    Den Morgen sollte ich ihm versüßen! Was für eine Unverschämtheit.
    Hat er mich so lange auf die Folter gespannt, bevor er mir diese lächerliche »Botschaft« übermittelte, um zu prüfen, ob ich noch immer entschlossen bin oder vielleicht inzwischen der Spielerei müde geworden? Denkt er, es ist nur ein Auswuchs meiner hochgeborenen Langeweile, dass mir eine Dichter- und Liebesschule nicht genügt? Etwas, das kommt und geht wie der Mond?
    Er hat ja (zum Glück!) keine Ahnung davon, was mich antreibt.
    Die Worte aus dem »Bericht von den wundersamen Taten« sind gleichsam ein Bestandteil meines Wesens geworden, sie kreisen in meinem Blut.
    Wie eine Süchtige greife ich wieder zu dem Buch, vergesse Ort und Stunde darüber.
    Und so steht es geschrieben:
    Es begab sich aber, dass zur Regierungszeit des Kalifen Hakam

möge er in Allahs Paradies die Freuden des Leibes und des Geistes genießen!

sich der Ruhm von Al Andalus und insonderheit der Stadt Cordoba in ihrer Herrlichkeit um den halben Erdkreis verbreitete, und aus dem fernen Frankenlande trafen Abgesandte des christlichen Herrschers ein, mit Geschenken, um Freundschaftsbande zu knüpfen zwischen den Staaten.
    Die Gesandten traten vor den Thron des Kalifen, küssten den Boden vor seinen Füßen und huldigten ihm nach Gebühr. Dann erhob sich ihr Sprecher auf einen Wink unseres Herrn, des Abkömmlings Mohammeds

möge sein Name unsterblich bleiben!

, und sagte folgende Worte:
    »Oh Gebieter eines glücklichen Reiches, wir sind gekommen, um dir Gaben unseres Landes zu verehren und so dein Wohlwollen zu gewinnen, auf dass du einem Bündnis mit unserem Herrscher geneigt seiest. Nun aber sehen wir, dass es wohl kaum etwas auf der Welt gibt, was dich beglücken könnte, denn du lebst wahrhaftig
im Paradiese. Auf unserer Reise zu dir zogen wir durch blühende Landschaften, die Erde trägt Bäume und P fl anzen aller Art, von denen wir vorher noch niemals Kunde hatten, die Wiesen grünen, Wasser rieselt allerorten, und die mächtigen Schöpfräder von wohl fünfzig Ellen Größe versetzten uns zunächst in Schrecken

bis wir begri ff en, dass sie keine ungeheuren Kriegsmaschinen sind, sondern dem Segen der Felder dienen. Dann sahen wir deine Stadt und sind nun wahrhaft geblendet von der Schönheit der geraden Straßen, dem Glanz der Moscheen und Paläste und alsdann vom wahren Wunderwerk deines Alcazar. So sehen wir, deine Diener, nun, dass unsere Geschenke elend sind gegen die Schätze, die du besitzest, und wir damit kaum dein Herz gewinnen können.«
    Der Kalif

möge er unter den Palmen des Paradieses im Arm der Huris ruhen!

lächelte zu dieser Rede und ermunterte die Abgesandten, ihre Gaben auszubreiten, und die Männer aus dem Frankenland brachten herbei: silberne Spangen und fremdartige Wa ff en und aus fernen Landen im Osten Felle und Bernstein, edles Holz und nie gesehene Musikinstrumente.
    Unser Gebieter begutachtete alles und lächelte freundlich dazu, aber sie sahen wohl, dass nichts darunter war, was sein Herz aufgehen ließ.
    Schließlich sprach er zu den Männern: »Bestellt eurem Herrn meinen Dank für sein Bemühen. Freilich gibt es nichts von diesen Dingen, die nicht auch in meinem Land in Fülle zu haben sind. Unser Schmuck ist aus Gold und unsere Wa ff en aus dem schärfsten Stahl der bewohnten Welt, jene Dinge aus dem fernen Osten bringen unsere Händler herbei, und in der Musik kommt uns keiner gleich. Aber erö ff net mir doch, was be fi ndet sich in diesem unscheinbaren Kästchen dort hinten, über das ihr mir nichts gesagt habt?«
    »Verzeiht Herr«, sagte da der Abgesandte, »wir wagten nicht, diese geringe Sache vorzustellen. Einer der gelehrten Männer unseres Volkes, der Abt eines Klosters, war der Ansicht, dass es Euch vielleicht nach einem Buch gelüstet, denn es sei bekannt, dass
Ihr ein Liebhaber dieser Dinge seid. Nun haben wir aber gehört und dann gesehen, dass Ihr ganze Säle voller Bücher besitzt, in Leder gebunden, die Seiten aus der Haut der Gazelle, geschmückt mit vergoldeten Bildern. Verzeiht, dass wir dies hier mitgebracht haben. Es sind die zerfallenden, zerbröckelnden Seiten einer medizinischen Schrift der griechischen Heiden von vor

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