Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
aber entweder ignorieren die zwei sie bewusst oder sie bemerken ihre Zeichen wirklich nicht. Valentina sollte einfach gehen, aber sie hat keine Schlüssel zu Marcos Wohnung.
Er hat ihr versprochen, dass sie alles vergessen werde, aber da hat er sich gewaltig getäuscht. Im Gegenteil: Valentina kann nicht aufhören, an Thomas zu denken. New York ist seine Heimatstadt. Ist er jemals in diesem Club gewesen? Hat er genau dort gestanden, wo sie jetzt steht? Sie würde ihn gern fragen. Wo hast du gewohnt? Wo bist du ausgegangen? Sie wünschte, er könnte es ihr zeigen. Sie schließt eine Sekunde die Augen und lässt das Pochen der Musik in ihren Schädel dringen. Sie muss aufhören zu denken. Wenn sie nicht aufhört zu denken, wird sie noch verrückt.
»Alles okay?«
Als Valentina die Augen öffnet, steht vor ihr ein Mann. Er ist hoch gewachsen, hat kastanienbraunes Haar und große braune Augen.
»Ja, mir geht’s gut«, antwortet sie.
»Du hattest die Augen geschlossen und hast ausgesehen, als würdest du gleich ohnmächtig werden.«
»Ich habe nur der Musik zugehört, das ist alles«, erwidert sie abwehrend.
Es folgt eine etwas peinliche Pause.
Valentinas erster Impuls ist es, dem Mann den Rücken zuzuwenden. Sie überlegt, was Thomas ihr raten würde. Er hat sie so sehr geliebt. Sie weiß, er würde nicht wollen, dass sie traurig und einsam ist.
»Es ist mein erster Abend in New York«, macht sie einen neuen Anfang. »Ich leide ein bisschen unter dem Jetlag.«
»Woher kommst du?«, fragt er und mustert sie interessiert. Er ist wirklich groß, und Valentina fühlt sich unweigerlich von seinem kraftvollen Körper angezogen.
»Aus Italien. Aus Mailand.«
»Das dachte ich mir schon. Du siehst zu elegant aus, um von hier zu sein.« Er grinst.
Valentina bemerkt, dass er einen schönen Mund hat, volle Lippen und ebenmäßige Zähne.
»Ich bin ziemlich müde«, seufzt sie. »Zuhause ist es fünf Uhr morgens.«
»Na, dann brauchst du wohl einen Wachmacher-Cocktail.«
»Ich weiß nicht, ich trinke eigentlich keine Cocktails.«
»Du kommst aus Mailand und magst keine Cocktails? Ich dachte, ihr hättet die Cocktail-Stunde quasi erfunden? Aperitivo, richtig?«
Er fasst sie am Ellbogen und lenkt sie in Richtung Bar.
»Cocktails sind mein Fachgebiet«, erklärt er. »Ich habe als Barkeeper gearbeitet. Drinks kreieren ist ein Hobby von mir. Ich versuche, sie auf eine Person zuzuschneiden, auf ihre Gefühle.«
»Das klingt wie eine Kunst.«
Seine Hand an ihrem Arm lässt sie erschauern, als würde ihr gesamter Körper erwachen.
»Das ist es«, bestätigt er mit Nachdruck. »Ich heiße übrigens Russell.«
»Valentina.«
»Schöner Name. Schöne Frau«, murmelt er.
In Valentina steigt leichte Panik auf. Sie spürt deutlich, dass der Mann sie mag. Er sieht unglaublich gut aus, fast schon zu gut. Sie sollte seine Aufmerksamkeit genießen, doch sie hat Angst. Dabei hatte sie sich noch nie davor gefürchtet, angemacht zu werden, oder vor dem, was danach passiert.
Amüsiere dich einfach, Valentina , hört sie Thomas’ Stimme leise in ihrem Kopf.
»Also, Valentina, wie würdest du dich beschreiben?«, fragt Russell. »Was machst du?«
»Ich bin freie Fotografin, hauptsächlich Mode, aber ich mache auch eigene Projekte.«
»Okay, du bist also kreativ, modebewusst und ambitioniert.« Er mustert sie von Kopf bis Fuß. Sie trägt ein ultrakurzes rotes Sechzigerjahre-Kleid ihrer Mutter mit Rückenausschnitt und einem Kettengürtel um die Hüften. »Und wie ich sehen kann, bist du eine Individualistin. Gehe ich recht in der Annahme, dass du dich nie nach der breiten Masse richtest?«
Sie zuckt die Schultern. »Vielleicht.«
»Okay«, überlegt Russell. »Als Basis nehmen wir Gin, mit einem Schuss Limoncello, weil es italienisch ist, und erfrischend und temperamentvoll … wie du.«
Er zwinkert ihr zu, und Valentina merkt, wie ihr die Röte in die Wangen steigt.
»Letzte Frage.« Er bleibt auf dem Weg zur Bar abrupt stehen und dreht sich zu ihr um.
»Warst du schon einmal verliebt?«
Sie zuckt zusammen. Im Dämmerlicht des Clubs glänzen seine Augen bernsteinfarben.
»Das ist eine ziemlich persönliche Frage.«
»Oh, verstehe, also ja«, sagt Russell leise. »Tut mir leid, ich wollte nicht aufdringlich sein, aber weißt du, Menschen, die schon einmal geliebt haben, gehen Risiken ein.«
Er blickt zu ihr runter und lächelt. »Wir brauchen also etwas, das ein bisschen gewagt ist in Kombination mit Gin und einen
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