Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
das bald geschehen wird. Also müssen wir mit all den Wesen leben.« Marco tätschelt den Kopf eines großen Nilpferds, das im Wohnzimmer steht. »Weißt du, einige habe ich inzwischen richtig lieb gewonnen.«
In der ganzen Wohnung riecht es etwas muffig. Alles wirkt angestaubt. Valentina bemerkt die altmodischen Heizungsrohre und die Risse in den Wänden, aber es ist auch gemütlich.
»Willst du etwas essen oder trinken?«, fragt Marco.
»Ich hätte gern ein Glas Wasser, ich bin ziemlich durstig.«
Marco geht in die Küche, öffnet den riesigen Kühlschrank, nimmt einen Krug mit gefiltertem Wasser heraus und schenkt erst Valentina ein Glas ein, bevor er sich selbst bedient. Sie stoßen an.
»Willkommen in New York, Valentina«, sagt Marco.
Sein Handy vibriert. Er hastet los und setzt eine Armani-Brille auf, um die Nachricht zu lesen. Valentina folgt ihm ins Wohnzimmer. Sie hat Marco noch nie mit Brille gesehen. Braucht er die wirklich, oder ist das nur ein modisches Accessoire? Beim Lesen der Nachricht schießt ihm jedenfalls vor Aufregung die Röte in die Wangen.
»Schätzchen!«, ruft er mit schriller Stimme. »Wie fühlst du dich eigentlich?«
»Müde. In Italien ist es jetzt zwei Uhr morgens.«
»Ach ja, natürlich«, meint er mitleidig, »aber es ist trotzdem besser aufzubleiben und nicht ins Bett zu fallen.«
»Vermutlich.« Sie bemerkt den verschmitzten Ausdruck auf seinem Gesicht und ist nicht überrascht, als er sagt: »Und um wach zu bleiben, geht man am besten auf eine Party!«
Sie schüttelt den Kopf.
»Nein, ehrlich, mir ist nicht nach Party zumute, Marco.«
Er wirkt geknickt.
»Aber wir sind zum coolsten Event des Monats eingeladen. Du musst mitkommen. Alle Leute, mit denen du bei Harper’s Bazaar zusammenarbeiten wirst, werden dort sein.«
»Ich möchte heute Abend nicht unter Menschen sein. Geh du hin, Marco. Im Ernst, ich bin ganz froh, ein bisschen allein zu sein.«
Valentina setzt sich aufs Sofa und sieht aus dem offenen Fenster. Der Abend ist erstaunlich ruhig, nur der Wind rauscht in den Bäumen. Sie ist so müde, dass sie am liebsten einfach nur auf dem Sofa liegen und den Geräuschen der Straße lauschen möchte.
Aber so leicht lässt sich Marco nicht abwimmeln. Er setzt sich neben sie aufs Sofa und fasst fest ihre Hand.
»Auf keinen Fall bleibst du allein hier«, erklärt er mit Nachdruck. »Du wirst nur vor Selbstmitleid zergehen. Das ist dein erster Abend in New York. Du gehst mit mir aus. Das ist ein neuer Anfang, Valentina. Du musst wieder anfangen zu leben.«
»Ich lebe«, beharrt sie.
»Schätzchen, du hattest monatelang keinen Sex!«
»Woher willst du das wissen?«, fragt sie abwehrend.
»Das sieht man doch.«
»Und was, wenn ich nicht einfach mit irgendjemand Sex haben möchte, ist das vielleicht okay?«
»Nicht, wenn du dich in eine launische Zicke verwandelst.« Er seufzt, lässt ihre Hand los und steht auf.
»Ich bin nicht launisch, nur traurig. Das ist alles«, murmelt sie.
»Jedenfalls musst du aufhören, so unglücklich auszusehen. Weißt du denn nicht, dass das alt macht?! Gib dich für eine Nacht einer unverbindlichen Leidenschaft hin. Danach wirst du dich viel besser fühlen.«
»Ich will niemanden kennenlernen. Ich bin noch nicht so weit.«
»Ich rede nicht von Liebe, Mädchen, ich rede von Sex. Das kannst du doch wohl noch auseinanderhalten, oder?«
Natürlich konnte sie das. Vor Thomas war das genau ihr Ding gewesen: Sex ohne Verpflichtungen. Aber seit Thomas tot ist, ist sie verunsichert. Wird ihre Erinnerung an Thomas verblassen, wenn sie mit einem anderen Mann schläft? Wie sollte irgendjemand einem Vergleich standhalten?
Marco zieht sie vom Sofa hoch. »Komm schon, Schätzchen, keine Widerrede. Wir werfen uns in heiße Fummel und machen uns einen schönen Abend. Ich verspreche dir, du wirst alles vergessen.«
Drei Stunden später steht Valentina auf der Party und wiegt sich lustlos zu einem Reggae-Stück. Die Party findet in einem angesagten Club in Chelsea statt, dessen Namen Valentina schon wieder vergessen hat. Sie hat keine Ahnung, wer der Veranstalter ist. Vom Jetlag und den zwei Gläsern Rotwein, die sie gerade getrunken hat, fühlt sie sich ein bisschen benebelt. Am liebsten würde sie einfach ins Bett gehen, doch sie kann nicht. Marco und Jake sind auf der Tanzfläche verschwunden. Hin und wieder tauchen sie Hüften schwingend in der wogenden Menge auf. Dann winkt Valentina ihnen zu und bedeutet ihnen, dass sie gehen möchte,
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