Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
glatte dunkle Haare. Die beiden Mädchen werden sich gut voneinander abheben. Valentina nimmt die letzte Set-Karte in die Hand und ihr bleibt vor Schreck fast die Luft weg. Der Mann, der ihr entgegenlächelt, ist niemand anders als ihr One-Night-Stand Russell. Er hat ihr erzählt, er sei Künstler und Barkeeper, von Model war nicht die Rede.
Sie reicht Marco das Bild.
»Ach, du meine Güte«, wispert er.
»Gibt es ein Problem mit meiner Auswahl?«, fragt Taylor, der Valentinas Reaktion offensichtlich nicht entgangen ist.
»Nein … nur …« Während Valentina noch überlegt, wie sie die Frau überzeugen kann, auf Russell zu verzichten, kommt Taylor ihr zuvor.
»Die Models sind bereits gebucht. Ich bestehe darauf, dass wir mit ihnen arbeiten. Was immer Sie für ein Problem haben, Sie werden damit umgehen müssen.«
Taylor steht auf und blickt auf ihre Armbanduhr.
»Ich habe jetzt eine andere Besprechung. Wir sehen uns morgen!«
Valentina beißt sich auf die Lippe. Sie weiß nicht genau, ob sie mit Taylors Art zurechtkommen wird. Die meisten Art-Direktoren, mit denen sie bislang zu tun hatte, waren irgendwie flexibler und ließen Valentina ihre kreative Freiheit. Taylor wirkt viel zu pedantisch, um offen für so etwas zu sein.
Marco fährt mit Valentina im Aufzug nach unten, um ihr die Kleider zu zeigen, die er für die Aufnahmen ausgewählt hat.
»Wusstest du, dass Russell eins von den Models ist?«, fragt Valentina.
»Natürlich nicht«, erwidert er. »Ich wusste allerdings, dass er als Model arbeitet. Er ist ziemlich verschrien. Ich habe es dir ja gesagt, Valentina …«
Ihr Freund lässt den Satz unvollendet.
»Ich dachte, ich würde ihn nie wieder sehen«, stöhnt Valentina.
»Keine Sorge, Schätzchen, wahrscheinlich hat er sowieso längst vergessen, wer du bist«, entgegnet Marco und klopft ihr freundschaftlich auf die Schulter.
»Na, vielen Dank«, bemerkt sie trocken. »Da fühle ich mich doch gleich viel besser!«
Die Neue Galerie befindet sich drei Blocks vom Metropolitan Museum entfernt in einer alten Villa, die aussieht, als habe man sie aus dem Paris des 19. Jahrhunderts hierher transferiert. Sobald Valentina durch die Tür tritt, hat sie das Gefühl, wieder in Europa zu sein, nicht in Italien, sondern in Wien. Die Eingangshalle wird von einer geschwungenen Marmortreppe beherrscht. Über solche Treppen schweben Frauen in eleganten Ballkleidern, um von ihrer schneidigen Abendbegleitung empfangen zu werden. Valentina sieht bereits eine Aufnahme vor sich, auf der das dunkelhaarige Model in einem der langen goldenen Brokatkleider auf der Treppe steht. Die Galerie stellt ausschließlich deutsche und österreichische Kunst aus dem frühen 20. Jahrhundert aus und möchte nach eigener Aussage die deutschsprachige Kultur jener Zeit wieder ins rechte Licht rücken. Valentina mochte die Kunst von Klimt, seit sie zum ersten Mal ein Bild von ihm gesehen hat. Wenn man sie im Kontext der Moderne betrachtet, ist sie nicht unbedingt sehr ausgefallen. Es sind hübsche halbabstrakte Gemälde, aus denen Figuren mit klar erkennbaren Gesichtern und Körpern auftauchen. In ihren Fotografien mischt Valentina gern reale und Fantasiewelt. Klimts Abstraktion wirkt irgendwie ansprechend, vielleicht sind es die leuchtenden Farben, das glänzende Gold. Man möchte die Hand ausstrecken und das Bild berühren. Valentina stellt sich gern das Umfeld vor, in dem Klimt um die Jahrhundertwende in Österreich gelebt hat. Der Beginn dieses neuen Zeitalters ist geprägt und durchdrungen von einem mitreißenden Freigeist. Klimt liebte die Frauen. So viel ist klar. Fast alle seine Bilder haben Frauen zum Thema. Und Klimts Frauen sind echt. Sie sind nicht zurückhaltend und unberührbar, sie werden auch nicht erniedrigt oder verurteilt. Valentina findet, dass Klimt mit seiner Kunst die Göttin in ihnen zum Vorschein bringt. Als Valentina im Geiste Leonardos Worte benutzt, muss sie schmunzeln. Ihr Freund sagt immer, in jeder Frau stecke eine Göttin. Valentina zieht ihn damit auf, aber eigentlich findet sie seinen Respekt, seine Verehrung für Frauen anziehend. So viele Männer sind im Grunde ihres Herzens frauenfeindlich. Sie würden es nie offen zugeben, vielmehr meinen sie, sie würden Frauen genauso respektieren wie Männer, verhalten sich jedoch unterschwellig feindselig ihnen gegenüber.
Thomas hat in Valentina die Göttin hervorgebracht und sie erstrahlen lassen.
Valentina seufzt und versucht, sich auf die Gemälde zu
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