Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
gekleidete Kellner mit langen weißen Schürzen. Valentina sucht sich einen Ecktisch am Fenster. Die Sonne scheint herein und fällt auf die weich gepolsterten Sessel mit dem gelben Rosenmuster. Das Café eignet sich wunderbar, um hier eines der Mädchen zusammen mit Russell zu fotografieren, wie sie aus dem Fenster auf den Central Park blicken. Die gelben Rosen auf rotem Untergrund werden einen wunderbaren Kontrast zu zwei von Marcos Ensembles in Blautönen und goldenem Brokat bilden. Valentina überlegt, welche Geschichte sie über das Paar in ihrer Aufnahme erzählen will. Sollen sie sich distanziert verhalten? Vertraut? Oder wird es die Aufnahme eines Liebespaars, das ins Freie sieht, wo der Frühling in voller Blüte steht und der Park in allen erdenklichen Grüntönen schillert. Wie wird es sein, wenn sie Russell wiedersieht? Sie ist fest entschlossen, sich so professionell wie möglich zu verhalten.
Valentina bestellt eine große Tasse schwarzen Wiener Kaffees und ein Stück Schokoladenrumtorte, das sie unmöglich aufessen kann. Sie prüft die Nachrichten auf ihrem Telefon. Antonella lädt sie nach Moskau ein und sagt ihr noch einmal, dass der Fetisch-Club, den sie mit Mikhail eröffnet hat, ein sensationeller Erfolg ist. Andere Nachrichten hat sie nicht, kein Wort von Russell. Sie hat ihm ihre Nummer nicht gegeben, allerdings ließe die sich leicht beschaffen, denn schließlich kennt er Marco und seine Freunde. Weiß er, dass sie morgen die Aufnahmen macht? Einerseits ist es ihr unangenehm, sie ist fast verlegen bei der Vorstellung, ihm morgen wieder zu begegnen. Schließlich sollte es ein One-Night-Stand sein. Ein kleines bisschen freut sie sich aber auch, ihn zu sehen. Etwas an Russell fand sie sehr anziehend, auch wenn Marco sie ständig warnt, dass man ihm nicht trauen könne.
Valentina isst noch eine Gabel von ihrer Torte und bereut es sogleich, sie ist mehr als satt. Als ihr Telefon klingelt, geht Valentina sofort ran und erwartet, dass es Marco ist, der noch ein Detail mit ihr besprechen will. Gereizt stellt sie fest, dass sich ihre Mutter meldet.
»Hallo Liebes«, sagt Tina gedehnt. »Wie kommst du in New York zurecht?«
Kurz überkommt Valentina ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Mutter noch nicht angerufen hat, seit sie hier ist. Aber warum sollte sie das auch tun? Bis vor Kurzem hat ihre Mutter sich nicht sonderlich für Valentinas Leben interessiert.
»Gut.«
»Hast du schon das Shooting für Harper’s gemacht?«
»Nein«, erwidert sie angespannt und erwartet das übliche Verhör – wo sie die Aufnahmen macht und was das Konzept ist. Doch zu ihrer Überraschung scheint Tina nicht interessiert zu sein.
»Ich habe auch einmal Fotos für Harper’s in New York gemacht«, bemerkt sie nur.
»Wann war das?«, will Valentina wissen.
»Ach, das ist lange her«, erwidert sie nur. »Dann geht es dir also besser?«
»Mir geht’s gut.«
»Ich meinte, ob du schon einen netten Mann kennengelernt hast?«
»Eine solche Unterhaltung möchte ich jetzt wirklich nicht führen, Mama.«
»Natürlich.« Ihre Mutter klingt wie immer völlig kühl und unbeteiligt. »Und, wann kommst du mich besuchen?«
»Ich weiß nicht. Du wohnst ja schließlich nicht gerade um die Ecke. Muss ich nach Santa Fe nicht fliegen?«
»Du fliegst nach Albuquerque, und dort hole ich dich ab. Ich übernehme das Ticket. Du musst wirklich kommen, Valentina. Es ist so wunderschön hier. Die Landschaft ist überwältigend.«
»Ich mache mir nicht viel aus Landschaften. Außerdem bin ich ziemlich beschäftigt.«
Ihre Mutter seufzt, sie weiß genau, dass Valentina sie abwimmelt.
»Hast du Mattia, Debbie und die Kinder schon in ihrem neuen Heim besucht?«
»Das ist in Woodstock, Mama. Und nein, das habe ich nicht. Ich habe doch gesagt, dass ich beschäftigt bin.«
»Meinst du nicht, du solltest deinen Bruder besuchen, wo er doch in der Nähe ist?«
»Er ist nicht in der Nähe. Es ist doch nicht meine Schuld, wenn er aus New York wegzieht, kurz bevor ich herkomme.«
»Was ist los, Valentina?«, will ihre Mutter wissen. »Warum bist du so wütend auf Mattia?«
»Ich bin nicht wütend auf ihn.«
Aber ihre Mutter hat sie durchschaut, Valentina ist tatsächlich noch immer wütend auf ihren Bruder. Trotz des Altersunterschieds haben sie sich immer sehr nahegestanden. Mattia hatte sich immer um Valentina gekümmert. Er hatte Thomas kennengelernt und ihn wirklich gemocht. Er meinte, er sei »der Richtige«. Aber seit Valentina
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