Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
spielen zu hören. Er ist einer meiner Helden«, sagt sie leidenschaftlich.
Sie leeren ihre Wodkagläser, dann folgen die drei Frauen Rudolf aus der Bar und die Straße hinunter zum Konzertsaal. Ein steter Menschenstrom drängt durch die Türen, und als sie auf ihren Plätzen sitzen, sieht Tina, dass der Saal voll ist. Sie sitzt zwischen Lottie und Sabine. Natürlich blicken alle auf Lotties Aufmachung. Tina wünschte, sie wäre ein bisschen unauffälliger gekleidet.
Dann gehen die Lichter aus, der Vorhang hebt sich und das Publikum applaudiert. Zunächst sieht Tina das Klavier, an dem ein ernster junger Mann mit blonden Haaren auf seinen Einsatz wartet. Neben ihm auf der Bühne, das Cello zwischen die Knie geklemmt und den Bogen lässig zwischen den Fingern, sitzt der beeindruckendste junge Mann, den Tina je gesehen hat. Sein Anblick raubt ihr den Atem. Er hat ein unglaubliches Gesicht – slawische Wangenknochen, dichte dunkle Brauen und honigfarbene Augen. Das Publikum verstummt, es wird still, dann beginnt er zu spielen.
Tina hat nicht erwartet, dass die Klänge des jungen Musikers sie so berühren würden. Sie hat Schostakowitschs Sonate für Cello und Klavier in d-Moll schon hundertmal gehört. Es ist eines ihrer Lieblingsstücke, und doch entführt dieser Cellist sie in eine unbekannte Welt. Er lässt sie durch die stickige Luft des vollen Theaters emporschweben. Das Spiel des jungen Mannes weckt in ihr den Wunsch, loszulassen, sich hinzugeben.
Tina beobachtet seine Hände. Er hält inne, um ein paar Takte zu zupfen. Sie stellt sich vor, dass diese geschmeidigen Finger sie berühren, und zum ersten Mal seit Monaten spürt sie einen Anflug von Erregung in sich aufsteigen. Er gleitet mit den Fingerspitzen den Hals des Cellos entlang, bevor er kraftvoll den Bogen über den geschwungen Korpus zieht, seine Hände und seine Finger bewegen sich dabei unerhört schnell. Sie befeuchtet nervös ihre Lippen und hat sofort ein schlechtes Gewissen, als könne jemand ihre Gedanken lesen, doch alle sind in die Musik versunken. Lottie beugt sich auf ihrem Platz nach vorn und verschränkt ihre Hände, Sabine und Rudolf halten sich an der Hand. Tina bemerkt, dass Rudolf die andere Hand unter Sabines Rock geschoben hat, und als sie nach oben sieht, bemerkt sie eine leichte Röte auf Sabines Wangen. Peinlich berührt wendet Tina den Blick ab. Doch die Vorstellung, dass Rudolf, während sie der Sonate lauschen, Sabines Geschlecht streichelt, lässt ihren Atem unwillkürlich schwerer gehen. Wann hatte sie das letzte Mal einen Orgasmus? Tina weiß es nicht mehr. Manchmal denkt sie daran, sich selbst zu befriedigen, aber danach ist sie immer so deprimiert. Außerdem hat sie keine Zeit. Keine Zeit für die Lust? , meldet sich eine Stimme in ihrem Kopf. Das ist, als hätte man keine Zeit zum Leben.
Tina registriert, wie sich Sabines Arm unkontrolliert gegen ihren presst, und bildet sich ein, ihre sexuelle Energie spüren zu können. Als fließe die Lust, die Rudolf ihr bereitet, durch Sabine hindurch direkt unter ihre Haut. Tina rückt von ihr ab, drückt sich tief in ihren Sitz und versucht, sich auf die Musik zu konzentrieren. Doch die Art, wie der junge Mann sein Cello spielt, es im Arm hält, zupft und zärtlich über die Saiten streicht, wirkt unglaublich sinnlich. Tina spürt ein intensives Pulsieren zwischen ihren Beinen, als würde ihr Innerstes sich öffnen und um Erlösung flehen. Tina ballt die Hände zu Fäusten, presst die Schenkel zusammen und hält den Atem an, ringt mit ihrer Beherrschung. Im selben Moment bemerkt sie, dass Sabine neben ihr leise aufkeucht und dass das fast unmerkliche Vibrieren ihres Stuhls, das von Rudolfs Handbewegungen rührt, aufhört. Tina holt tief Luft, sammelt sich und bemüht sich um eine gleichgültige Miene. Ihr Herz schlägt allerdings heftig. Und als der Cellist zum Höhepunkt der Sonate kommt, flammt Tinas Lust erneut auf und verebbt erst, als dieser sein Spiel ausklingen lässt. Für Tinas Empfinden ist das Stück viel zu schnell vorbei. Unter tosendem Applaus steht der junge Musiker auf und verneigt sich, dann verlässt er mit seinem Cello die Bühne.
Lottie dreht sich mit leuchtenden Augen zu ihr um.
»War das nicht unglaublich?«, ruft sie.
Sie wollen gerade aufstehen und gehen, als sich ein Mann an Tina vorbei in die Reihe drängt, bei Rudolf stehenbleibt und sich mit ihm unterhält. Brav warten die Frauen mit ihren Taschen in den Händen, bis die Männer ihr Gespräch
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