Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
dem, was sie dann sieht, bleibt ihr vor Schreck der Mund offen stehen. Sabine lehnt mit fest geschlossenen Augen über einem Tisch, während Rudolf sie von hinten nimmt. Es sieht nicht sehr liebevoll aus. Rudolf spricht in harschem Ton auf sie ein. Tina versteht nicht, was er sagt, aber Sabine wiederholt immer wieder: » Ja, Ja, Ja« .
Mit pochendem Herzen zieht Tina die Tür zu und tritt zurück in den Flur. Rudolfs Freundlichkeit ist vorgetäuscht, doch Sabine scheint das nicht zu stören. Tina geht zurück zur Toilette. Vermutlich lässt sie die beiden lieber in Ruhe. Lottie und sie sollten versuchen, ein Taxi zu bekommen, das sie zurück zum Grenzübergang bringt.
Während sie vor der Toilette auf Lottie wartet, geht die Tür zu dem Raum auf, in dem gefeiert wird, und Tina steht erneut vor Karel. Sie spürt, wie ihr die Röte den Hals hinauf in die Wangen kriecht, vor allem wenn sie daran denkt, was Sabine und Rudolf am anderen Ende des Flurs treiben.
»Hallo«, sagt er. »Ich habe Sie gesucht. Was machen Sie?«
»Ich warte auf meine Freundin«, antwortet sie. »Wir müssen gehen.«
»Wohin?«, fragt er.
»Wir haben nur ein Tagesvisum. Wir müssen zurück nach Westberlin.«
Er runzelt die Stirn.
»Dann waren Sie nur heute hier?«, fragt er. »Sie kommen nicht wieder?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Nein«, sagt sie und ist aus irgendeinem lächerlichen Grund traurig. »Ich wohne in Mailand. Ich fliege morgen nach Italien zurück.«
»Ah«, sagt er. »Italien ist mein Traum.«
»Sind Sie schon dort gewesen?«
Er legt den Kopf schief und lächelt sie an, als sei sie verrückt.
»Natürlich nicht«, sagt er. »Ich bin in der Tschechoslowakei geboren. Als ich drei war, ist meine Familie nach Ostberlin gezogen. Ich bin ein bisschen im Ostblock gereist, zum Beispiel nach Prag und Budapest, aber ich bin noch nie im Westen gewesen.«
»Aber jetzt werden Sie ihn kennenlernen«, sagt Tina. »Wann beginnt Ihre Tournee?«
»Ich kann es kaum erwarten«, flüstert er und tritt einen Schritt auf sie zu. Sein warmer Atem treibt ein Schaudern über ihren Rücken.
»Am meisten freue ich mich auf Italien«, fährt Karel fort. »Ich möchte sehen, ob Florenz so wunderschön ist wie in meinen Träumen.«
»Das ist es!«
»Woher wollen Sie wissen, wie Florenz in meinen Träumen aussieht?« Er grinst.
»Ich weiß es, weil die Toskana schöner ist, als Sie es sich vorstellen können«, entgegnet sie lächelnd.
Sie hört die Toilettenspülung, dann kämpft Lottie mit der Tür.
»Alles okay?«, ruft Tina ihr zu.
»Die Tür klemmt, aber ich hab’s gleich.«
Die Tür springt auf und Lottie fällt praktisch in Karels Arme. Sie stößt einen kleinen Schrei aus.
»Oh, mein Gott, Sie!« Dann brabbelt sie auf Deutsch los, aber Karel unterbricht sie:
»Ich glaube, wir sollten Englisch sprechen, damit Tina uns versteht.«
»Ach, natürlich … Sie sind unglaublich!«, schwärmt Lottie.
»Danke.« Doch Tina spürt, dass ihm das Lob unangenehm ist. Sie beschließt, Karel vor Lottie zu retten, die jetzt an seinem Ärmel zupft und ihn um ein Autogramm bittet.
»Nun, wir sollten lieber gehen«, sagt Tina. »Es war nett, Sie kennenzulernen.«
»Wir müssen gehen? Jetzt?«, fragt Lottie schmollend.
»Ja«, entgegnet Tina mit Nachdruck.
»Wo sind Sie über die Grenze gekommen?«, fragt Karel.
»Am Bahnhof Friedrichstraße. Ist das weit von hier?«
»Das ist ein ganzes Stück …« Er zögert und befeuchtet seine Lippen. »Ach, wissen Sie was? Diese Feier ist ganz schön langweilig, und es fällt niemand auf, wenn ich eine Weile verschwinde. Ich fahre Sie eben zum Grenzübergang.«
»Sie haben ein Auto?«, fragt Tina.
»Ja, man hat mir für heute Abend einen Wagen zur Verfügung gestellt«, erklärt er. »Ich habe einen Fahrer.«
Als Tina auf der Rückbank des schwarzen Volvo sitzt, überlegt sie, dass Karel ziemlich wichtig sein muss, wenn er einen Chauffeur bekommt. Kaum, dass sie losgefahren sind, schläft Lottie ein und sinkt gegen das Autofenster. Tina sitzt zwischen Lottie und Karel. Er hat den Arm um ihre Schultern gelegt, und Tina spürt seinen Körper an ihrem. So dicht neben ihm wird ihr heiß. Das verwirrt sie. Warum hat er diese Wirkung auf sie?
»Ich wünschte, wir hätten länger tanzen können«, sagt Karel und blickt sie in dem dunklen Wagen an. Sein Gesicht verschwindet in den Schatten, aber Tina sieht seine funkelnden Augen. Sie bildet es sich nicht ein, er flirtet mit ihr.
»Ich auch«, hört sie sich
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