Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
Ich weiß es. Ich muss zur Polizei gehen.« Sie umklammert seine Hand.
»Valentina, bist du sicher, dass es sich um dieselbe Person handelt?« Marco sieht sie mit besorgtem Blick an. »Lori hat erzählt, dass der Kerl seit zwei Jahren in New York lebt. Sie sind seit über einem Jahr zusammen. Meinst du nicht, dass er Glen vielleicht nur ähnlich sieht?«
Valentina schüttelt den Kopf, schluckt ihre Gefühle hinunter und versucht, ruhig zu bleiben.
»Er ist es, Marco. Ich bin mir ganz sicher.«
Russell erscheint mit dem Kaffee.
»Wahrscheinlich könntest du etwas Stärkeres vertragen«, meint er, als er ihr den Becher reicht.
Valentina trinkt einen Schluck von dem heißen bitteren Kaffee.
»Wer war der Kerl?«, fragt Russell. »Ein Exfreund?«
Marco mustert Russell mit abfälligem Blick.
»So etwas in der Art«, murmelt Valentina. Sie ist jetzt nicht in der Stimmung für Erklärungen. Es müssen sie ja alle für übergeschnappt halten. Das ist ihr erster Job in New York und sie hat es vermasselt. Wird sie nach ihrem kleinen Ausraster je wieder einen Auftrag von Harper’s bekommen? Doch zu ihrer Überraschung ist Taylor freundlich und besorgt, als sie zurückkommt, um nach ihr zu sehen.
»Meinen Sie, dass wir weitermachen können?«, fragt sie und tippt Valentina sanft auf den Arm.
»Natürlich.«
Valentina schaltet ihre Gefühle aus und unterdrückt ihre Verwirrung und ihre Wut auf Glen. Sie wird ihn finden und sich später mit ihm auseinandersetzen. Jetzt muss sie erst ihre Arbeit erledigen. Sie macht unten im Buchladen ein paar Aufnahmen mit einem der Mädchen, dann wechseln sie ins Café, wo Valentina Bilder von Russell mit dem anderen Model macht. Ihr Lieblingsmotiv ist eine Szene, in der Russell aus dem Fenster sieht. Das Mädchen lehnt von hinten den Kopf an seine Schulter und blickt in die Kamera. Es vermittelt das Bild von Liebe und Geborgenheit.
So etwas gibt es nicht , möchte Valentina schreien. Doch mit verträumten Bildern von der vollkommenen Liebe zwischen zwei schönen Menschen verkauft man Mode. Wie oft musste Valentina ihre Arbeit nicht nur vor Fremden, sondern auch vor Freunden wie beispielsweise ihrer Künstlerfreundin Antonella verteidigen? Ständig will sie Valentina überreden, die Modefotografie aufzugeben. Sie meint, damit würde Valentina den Konsumterror in der Gesellschaft fördern. Valentina hat allerdings einen anderen Blick auf die Modeindustrie. Dort kann sie ihre Kreativität ausleben, manchmal sogar auf eine subversive Weise, und dafür wird sie auch noch gut bezahlt. Marco und sie teilen diese Leidenschaft, sie haben beide einen Blick für Feinheiten – bei Bildern und bei Kleidung. Wenn sie Marco bei der Arbeit beobachtet, wie er die Roben an den Models feststeckt, damit sie bei jeder Aufnahme genau richtig sitzen, und darauf achtet, dass jedes noch so winzige Detail höchsten Ansprüchen genügt, ist ihr klar, dass manche sich über ihren Freund lustig machen würden. Sie meinen, er sei besessen von dieser oberflächlichen Welt, in der es nur darum geht, wie man aussieht und was man trägt. Valentina sieht in ihm einen Mann mit einem Blick für das Wesentliche, er ist wie ein begabter Maler oder ein herausragender Handwerker. Genau wie die Fotografie ist auch Styling ein Handwerk.
Als sie zusammenpacken, fasst Russell ihre Hand. Valentina ist einen Moment verwirrt, als sie ihn wieder in seiner privaten Kleidung sieht. In den Café-Szenen hat er Brokatanzüge und reich verzierte Westen getragen, und seine Haare waren glatt zurückgekämmt. Er sah aus wie ein russischer Aristokrat. So hatte Valentina ihn gut von dem Mann trennen können, mit dem sie geschlafen hat. Er war einfach ein Teil ihrer Komposition. Sie hatte sich auf den Bildausschnitt konzentriert, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was er oder jemand anders über sie dachte. Doch jetzt wird sie schlagartig in die Gegenwart zurückgeholt. Als er ihre Hand berührt, laufen Schauder über ihren Rücken.
»He«, sagt er, »hast du Lust noch etwas trinken zu gehen? Nach der Begegnung von vorhin kannst du das sicher gut vertragen.«
Valentina schüttelt den Kopf.
»Nein, ich bin müde«, antwortet sie. »Ich fahre mit Marco nach Hause.« Eigentlich will sie warten, bis alle gegangen sind, und dann herausfinden, wo Glen steckt.
»Ah, okay.« Er scheint nicht wirklich enttäuscht zu sein, doch Valentina sieht ihm an, dass er noch immer scharf auf sie ist.
»Wie wäre es dann mit Sonntag?«
»Sonntag?«,
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