Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
ihrer geöffneten Blüte aufnimmt und durch ihr Herz wieder hinauslässt. Es ist, als ob ihr Atem ein goldenes Licht ist, das sich in einem Kreis bewegt. Er atmet ein, sie atmet aus, und sie bilden einen einzigen verzückten Körper. Es ist ein erhabenes Gefühl, zum ersten Mal, seit sie Thomas verloren hat, eine solche Intimität mit einem anderen Mann zu spüren. Aber trotz des Friedens, den dieses Liebesspiel ihr gibt, fehlt noch immer etwas, ein Gefühl, bei dem ihr bisweilen für eine Sekunde der Atem in der Kehle stecken bleibt, ein Gefühl, bei dem sie den Atem am liebsten wieder hinunterschlucken will.
Als sie Leonardos Wohnung verlässt, ist es dunkel. Sie lässt sich Zeit damit, die wenigen Blocks zurück zu Marcos und Jakes Wohnung zu gehen. Sie hält vor dem Zaun des Gramercy Park inne, um den Duft all der Frühlingsblumen in sich aufzunehmen. Die Yoni-Massage und das anschließende Liebesspiel haben sie verändert. Jetzt versteht sie, was Frauen meinen, wenn sie davon reden, beim Tantrasex »die Welle zu reiten« … sie hätte nie gedacht, dass sie solche multiplen Orgasmen erleben könnte.
Sie macht sich ein bisschen Sorgen um Leonardo. Das Letzte, was sie will, ist, ihn verletzen. Aber er hat ihr versichert, dass er beabsichtige, in seiner neuen Wohnung ein Tantra-Heilungszentrum einzurichten, und dass sie seine erste richtige Klientin sei. Er hat vor, anderen Frauen, die sexueller Heilung bedürfen, Yoni-Massagen anzubieten. Er hat ihr gesagt, die Yoni oder Vagina einer Frau könne viele Ängste und Traumata bergen, daher sei die Yoni-Massage äußerst heilsam für jede Frau, die Probleme mit ihrer Sexualität oder mit Beziehungen hat, vor allem für Frauen, die missbraucht oder vergewaltigt wurden.
»Aber viele dieser Frauen werden sich doch sicher nicht wohl damit fühlen, dass ein Mann ihre intimste Stelle massiert?«, fragte sie ihn herausfordernd.
»Du würdest dich wundern«, entgegnete er, während er ihr eine Erdbeere aus der Schale, die er zwischen ihnen aufs Bett gestellt hatte, in den Mund steckte. »Außerdem werde ich eine weibliche Therapeutin haben, die mit mir zusammenarbeitet, falls ihnen eine Frau lieber ist.«
Während Valentina die First Avenue überquert und in einer Schleife zurückspaziert, denkt sie weiter über ihren Freund Leonardo nach. Er hat sich verändert. Er ist nachdenklicher geworden, und doch ist er in gewisser Weise weniger ernst. Sie erinnert sich, wie er letztes Jahr in London war, kurz nachdem er sich von seiner Freundin, Raquel, getrennt hatte. Damals war er völlig aufgewühlt gewesen, hatte ihr gesagt, er wolle enthaltsam leben, bis er sich wieder gefangen hätte. Das war noch so ein Moment gewesen, in dem Leonardo einfach aufgetaucht war, als sie ihn am dringendsten brauchte. Obwohl sie ihn ein ganzes Jahr nicht gesehen hat, fühlt sich Valentina ihm jetzt näher als je zuvor. Vielleicht liegt es an diesem Tantra. Was immer es ist, es scheint eine wachsende Verbindung zwischen ihnen zu bestehen. Ist es möglich, dass sie und Leonardo ihre Freundschaft noch einen Schritt weiter führen könnten? Ist sie dabei, sich in ihn zu verlieben?
Es ist weit nach Mitternacht, als sie nach Hause kommt. Sie betritt die Wohnung so leise wie möglich und schleicht auf Zehenspitzen durch die Diele und in ihr Zimmer. Sie kann einen der Jungen schnarchen hören, und sie fragt sich, wer es ist. Beim Frühstück wird sie sie damit aufziehen müssen.
Auf ihrem Bett liegt ein Päckchen. Sie nimmt es in die Hand und mustert es. Es ist eine Rolle, wie man sie für den Versand von Postern oder Drucken verwendet. Sie sieht auf den Poststempel: Manhattan. Ihre Adresse ist getippt. Könnte es der Ausdruck einer Aufnahme von einem ihrer Modeshootings sein? Sie reißt das braune Packpapier herunter und entfernt den Deckel von der Röhre. Darin steckt ein zusammengerollter Bogen Papier. Sie zieht es heraus und rollt es auseinander. Was sie sieht, lässt sie vor Schreck fast aufschreien. Denn in ihren Händen hält sie die Klimt-Zeichnung des Kindes, die sie an jenem Nachmittag, an dem sie allein in die Neue Galerie gegangen ist, so bewundert hat. Es ist das Bildnis, das ihr so ähnlich sah, und genau die Zeichnung, die letzte Woche zusammen mit dem Gemälde des schwarzen Federhuts gestohlen wurde. Es kann nicht echt sein, denkt sie, während sie sich auf ihr Bett setzt und das Bild untersucht. Aber je länger sie es ansieht, desto sicherer weiß sie, dass es das sein muss. Ihr
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