Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
Verdacht bestätigt sich, als sie die Posterrolle umdreht und ein Zettel herausflattert. Sie hebt ihn auf. Jeder Buchstabe eines jeden Worts ist aus einer Zeitschrift oder Zeitung ausgeschnitten worden, um eine Collagen-Botschaft zu bilden:
DU BIST NICHT ALLEIN, VALENTINA .
Sie lässt den Zettel auf ihr Bett fallen. Ihr Herz hämmert wie wild. Glen. Er ist wieder da. Tief in ihrem Innern hatte sie immer gewusst, dass er sie niemals in Frieden lassen würde, nicht nach ihrer Konfrontation in der Neuen Galerie. Sie sind noch nicht fertig miteinander, und sie wissen es beide. Sie ballt die Fäuste. Er will sich an ihrem Unglück weiden, will ihr unter die Nase reiben, dass er Thomas getötet hat und dass es ihm gelungen ist, mit noch einem Verbrechen davonzukommen. Nun, sie wird ihn nicht damit davonkommen lassen. Sie ist sich nicht sicher, wie sie es anstellen wird, aber sie schwört, dass sie, egal wie, dafür sorgen wird, dass Glen bekommt, was er verdient. Ihre Wut lodert wild und selbstgerecht in ihr auf, und doch kann sie nicht umhin, unter diesem Aufruhr den Geschmack von Angst in ihrem Mund zu spüren. Denn sie hat keinen Zweifel, dass sie, wenn sie Glen nachjagt, ihr Leben riskiert.
Tina
1985
Mit Valentina ist es anders als mit Mattia. Sobald ihre Tochter auf der Welt ist, verändert sich Tina. Es ist nicht so, dass sie Valentina mehr liebt, natürlich nicht. Mattia ist ihr Erstgeborener, ihr Sohn. Er ist auch etwas Besonderes. Es ist nur so, dass sie mit Valentina von Anfang an diese unglaubliche Verbundenheit spürt. Sie versteht sie.
Valentina muss nie weinen, um ihr zu sagen, dass sie Hunger hat oder ihre Windel gewechselt werden muss. Tina weiß es einfach, instinktiv. Mattia war ein lachendes Baby, das immer geplappert und gelächelt hat. Valentina ist anders. Sie redet mit ihren Händen, verbringt Stunden damit, die Finger ihrer Mutter zu umklammern und wieder loszulassen, sie mit ernsten Augen anzustarren. Karels Augen. Sie ist vielleicht ein winziges Baby, aber ihr Griff ist entschlossen. Tina stellt sich vor, dass Valentina durch ihre Hände zu ihr spricht.
Ich brauche dich, sagt sie. Verlass mich nicht.
Zu jedermanns Verblüffung, einschließlich ihrer eigenen, verlängert Tina ihren Mutterschaftsurlaub von drei auf sechs Monate.
»Mit Mattia wolltest du dir nicht so viel Zeit freinehmen«, bemerkt Phil, während er sie nachdenklich ansieht.
»Ich war jünger, damals wusste ich diese Zeit mit dem Baby nicht zu schätzen«, verteidigt sich Tina.
Valentina murmelt in ihrem Bettchen, und Phil beugt sich vor und nimmt sie in die Arme. Ein Teil von Tina will sie ihm am liebsten abnehmen, aber sie beherrscht sich. Phil ist seit dem Augenblick ihrer Geburt so gut mit Valentina umgegangen. Nicht eine Minute hat er sie irgendwie anders behandelt, weil sie nicht sein Kind ist. Dafür liebt sie ihn nur noch mehr. Und doch ist er in letzter Zeit anders zu ihr.
Valentinas Geburt ist jetzt ein halbes Jahr her, und Phil und Tina haben noch immer nicht miteinander geschlafen. Anfangs war Tina ohnehin zu erschöpft und wund. Sie war so überwältigt von Valentinas Ankunft, dass sie ihn vielleicht vernachlässigt hat, aber nach ein paar Monaten begann sie seine Berührungen zu vermissen, sie sehnte sich danach, ihn in sich zu spüren, eins mit ihm zu sein. Doch während die Wochen verstrichen und Phil noch immer keinen Schritt unternahm, verletzte es sie allmählich, dass er sich jeden Abend im Bett von ihr abwandte. Jetzt ist er ins Gästezimmer gezogen. Er hat gesagt, es wäre besser, wenn sie und Valentina das Bett für sich hätten, damit er nachts durchschlafen könne.
»Schließlich«, erklärte er, »kann ich Valentina, solange du stillst, nachts nicht füttern. Was bringt es denn, wenn wir beide im Schlaf gestört werden? Vor allem, wenn ich morgens für die Arbeit aufstehen muss?«
Er hatte natürlich recht. Aber sie fühlte sich trotzdem zurückgewiesen, und das führte dazu, dass sie sich ein wenig von ihm zurückzog. Stattdessen schenkte sie all ihre Liebe Valentina.
Morgens ist Phil meist schon aus dem Haus, wenn sie und Valentina aus ihrem Zimmer kommen. Mattia ist im Internat, daher sind sie und ihre Tochter tagsüber nur zu zweit. Tina könnte ganze Stunden nur damit verbringen, mit Valentina auf der Couch zu liegen, ihr vorzusingen, mit ihr zu spielen, mit ihr auf ihrem Bauch zu schlafen, ihren kleinen Kopf unters Kinn gesteckt. Ihr früheres Leben als Modefotografin erscheint ihr wie
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