Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
bemerkt den Gesichtsausdruck ihres Geliebten. Er lächelt auf seine warme, sexy Art. Sie hat er seit Monaten nicht mehr so angesehen. Tina hat genug gesehen. Es ist ihr egal, ob er mit diesem Mädchen geschlafen hat oder nicht. Es reicht zu wissen, dass er sie begehrt. Sie wirft noch einmal einen Blick auf ihre Rivalin. Sie ist jung und weiblich, mit üppigen Brüsten und einem weichen, runden Hintern. Sie ist alles, was Tina nicht ist: jung, gesund und strahlend.
Als sie zurück in die Wohnung kommt, setzt Tina Valentina auf ihren Schoß, ihr zugewandt. Ihre kleine Tochter sieht mit weisen, seelenvollen Augen zu ihr hoch, die Lippen zu einer winzigen roten Rosenknospe verzogen.
Sie verspürt den ersten Schnitt, einen kleinen schmerzlichen Stich in ihrem Herzen. Ein Kind zu haben bedeutet eine Reihe von Trennungen, begreift sie. Bei Mattia war es ihr nicht so sehr bewusst, aber jetzt erkennt sie, dass sie bei Valentina versucht hat, die Monate nachzuholen, die sie getrennt von ihrem kleinen Sohn verloren hat, in ihre Arbeit vertieft, ohne sich ihrer Mutterschaft zu stellen. Und doch hat sie sich zu weit in die andere Richtung bewegt. Sie hat nicht nur den armen Mattia vernachlässigt, der weit weg in seinem Internat ist, sondern auch ihren Mann. Wenn sie nicht aufpasst, wird sie ihn verlieren.
Tina steht von der Couch auf, mit Valentina in ihren Armen. Sie muss ein bisschen Abstand zwischen sich und ihr Baby bringen, sonst wird sie es erdrücken, genau wie ihre Mutter sie erdrückt hat. Und dann wird Valentina denselben Groll gegen sie hegen wie sie als junge Frau gegen ihre eigene Mutter. Sie wünschte, sie könnte jetzt mit ihrer Mutter sprechen. Ihr sagen, dass sie sie versteht. Aber es ist zu spät. Maria Rosselli ist nicht mehr auf dieser Welt.
Zum ersten Mal beginnt Valentina zu plappern.
»Was denn, Liebes?« Tina verspürt eine Welle der Aufregung. »Was willst du sagen?«
Ihre Tochter sieht mit diesen großen, herzzerreißenden Augen zu ihr hoch.
»Papa«, sagt sie.
»Ja, Papa«, sagt Tina zu ihr, »Mama liebt Papa.«
Sie legt Valentina schlafen. Sie zieht das Uhrwerk an dem Mobile kleiner blauer Vögel über ihrem Bettchen auf und sieht einen Moment zu, wie ihre winzigen Flügel im Rhythmus zu der blechernen Musik auf und ab flattern. Zum ersten Mal seit ihrer Geburt wiegt Tina ihre Tochter nicht in den Schlaf. Sie wartet darauf, dass sie nach ihrer Mama ruft, aber das tut Valentina nie. Braves Mädchen, flüstert Tina.
In der Diele greift sie zum Telefon und tätigt drei Anrufe. Einen an die Redakteurin der Vogue , um ihr mitzuteilen, dass sie für das Shooting in Rom nächste Woche zur Verfügung steht, den zweiten an ihre Putzfrau, in dem sie sie anfleht, so bald wie möglich zurückzukommen, und den dritten an eine Au-pair-Agentur.
Als Phil an jenem Abend nach Hause kommt, wartet Tina auf ihn, eine offene Flasche Rotwein auf dem Tisch und zwei blutige Steaks, dafür reichen ihre Kochkünste gerade aus, schon auf den Tellern. Tina isst ihr Steak bis auf den letzten Bissen auf, während sie Phils Blick begegnet, der sie wohlwollend mustert. Und als ihr Bauch voll mit Fleisch und Wein ist, nimmt sie ihren Mann bei der Hand und führt ihn aus der Küche und in ihr Schlafzimmer.
»Wo ist denn Valentina?«, fragt Phil verdutzt.
»Sie schläft in ihrem Zimmer«, antwortet Tina und küsst Phil auf Hals und Schultern.
»Sie schläft nicht mehr bei dir?«, fragt er.
»Nein, aber du«, sagt Tina.
Valentina
Valentina wartet bis zum Morgen damit, die Polizei anzurufen. Genauer gesagt, verschiebt sie es bis nach ihrem Frühstück mit Marco und Jake.
»Wie war euer Ausflug?«, fragt sie.
»Einfach fabelhaft«, erwidert Marco und hält ihr die Kaffeekanne hin.
»Wir planen unser Haus in den Hamptons, sobald wir unsere erste Million gemacht haben«, sagt Jake grinsend.
»Wohl eher die ersten fünf Millionen«, seufzt Marco.
Sollte sie den beiden von dem Klimt-Druck erzählen? Dass in diesem Moment auf ihrem Bett ein Kunstwerk liegt, das vermutlich so viel wert ist wie ein Haus in den Hamptons? Nicht dass man es je verkaufen könnte, und das würde sie natürlich auch niemals tun. Aus irgendeinem Grund hält sie den Mund über das Bild. Sie will nicht, dass Marco ausflippt, weil Glen ihr Drohbriefe schickt. Besser ist es, einfach die Polizei zu verständigen und es dabei zu belassen.
»Marco, ich habe ein Hühnchen mit dir zu rupfen«, sagt sie stattdessen, beugt sich vor und stibitzt sich ein
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