Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
irgendwelche Mafiaverbrechen in Süditalien zu recherchieren. Sie hört, wie er mit Inger ein bisschen darüber plaudert. Wie er ihr von einigen der Gräueltaten berichtet, die diese Bandenmitglieder begingen, nur um den Drogenhandel zu kontrollieren. Es belastet sie, zu hören, wie er darüber redet, und wenn er anfängt, ihr davon zu erzählen, bittet sie ihn aufzuhören. Er behauptet, dass es sie nicht interessiere, aber das ist es nicht. Sie hat einfach schreckliche Angst, dass ihm etwas zustößt. Phil ist kein Italiener, und sie hat das Gefühl, dass ihm nicht bewusst ist, wie rachsüchtig diese Leute sein können. Sie will so wenig wie möglich darüber wissen. Je mehr sie weiß, desto beunruhigter ist sie.
An manchen Abenden verkriecht sie sich in ihre Dunkelkammer und sichtet länger als nötig Bilder. Sie erträgt es nicht, Inger in ihrem Tanktop und ihren knappen Shorts zu sehen, ihre schlanken braunen Beine und ihren flachen Bauch, und sie träumt davon, ihre eigene Figur aus der Zeit vor ihren Schwangerschaften zurückzubekommen. Als sie so alt war wie Inger, da trug sie winzige Miniröcke und Hot Pants, und sie hatte so viel Spaß mit Isabella. Sie bekamen viel männliche Aufmerksamkeit. Phil musste dieses Mädchen doch begehren?
Als sie nach dem Shooting zurück in ihr Hotel in Barcelona kommt, wartet eine Nachricht auf Tina. Sie ist von der französischen Vogue -Redakteurin, einer Vivienne Aury, die sie um ihren Rückruf bittet.
Vivienne Aury ist eine Legende in der Welt der Hochglanzmagazine. Einst als Redakteurin von Harper’s Bazaar in New York tätig, zog sie in den Siebzigerjahren zurück nach Paris, wo sie seitdem die Vogue leitet. Tina verspürt ein winziges aufgeregtes Kribbeln. Dass die französische Vogue -Redakteurin eine Nachricht für sie hinterlässt, ist eine große Ehre. Sie muss inzwischen bestimmt fast siebzig Jahre alt sein? Sie fragt sich, ob sie einen aufregenden Job für sie hat.
Tina ruft sie an, sobald sie in ihr Zimmer kommt.
»Tina Rosselli?« Trotz all der Jahre in New York spricht die Französin ein stark akzentuiertes Englisch. »Ich bin ja so froh, dass Sie meine Nachricht erhalten haben.«
»Ich habe mich sehr gefreut, als ich sie bekommen habe«, erwidert Tina.
»Ich verfolge Sie schon seit vielen Jahren, meine Liebe«, sagt Vivienne Aury. »Ihr Stern ist beständig gestiegen. Ich bin sicher, Ihre Mutter wäre stolz auf Sie gewesen.«
Tina runzelt die Stirn. Ihre Mutter ist die letzte Person, von der sie sich vorstellen könnte, dass sie stolz auf Tinas Karriere als Fotografin wäre. Es ist seltsam, dass diese Frau das sagt.
»Nun ja«, fährt Vivienne fort. »Als ich festgestellt habe, dass wir beide zur selben Zeit in Barcelona sind, dachte ich, was für eine glückliche Fügung. Hätten Sie heute Abend vielleicht Zeit, um ein paar Tapas mit mir zu essen?«
Sie treffen sich eine gute Stunde später in einer schicken Tapas-Bar in der Nähe der Ramblas. Vivienne wartet bereits auf sie. Sie ist eine hochgewachsene, elegante Dame mit schneeweißem Haar, das zu einem kurzen Pixie frisiert ist. Sie erhebt sich, als Tina die Bar betritt, und sie scheint tief bewegt von ihrem Erscheinen. Tina kann sich nicht denken, warum.
»Mon Dieu«, sagt sie, wobei sie Tina so gebannt anstarrt, dass es ihr ein wenig unangenehm ist. »Ich habe Fotos von Ihnen gesehen, aber nichts hat mich darauf vorbereitet, Sie persönlich zu sehen.«
Tina ist ein wenig verwirrt. Sie findet nicht, dass sie so außergewöhnlich aussieht.
Sie nehmen Platz und bestellen Wein und ein paar Tellerchen mit Tapas, auch wenn Tina keinen Hunger hat. Ihre Neugier ist geweckt. Sie hat das Gefühl, dass es bei diesem Treffen um mehr geht als ein Fotoshooting oder eine Diskussion über die Modebranche. Trotzdem plaudern sie freundlich über Gott und die Welt und ihrer beider Leben daheim. Vivienne ist, trotz ihres Alters, geistreich und scharfsinnig. Tina mag sie auf Anhieb. Vielleicht wird sie mir einen Job anbieten, denkt Tina, und wir könnten alle nach Paris ziehen? Die Vorstellung erscheint ihr auf einmal verlockend. Mehr als alles andere auf der Welt wünscht sie sich, dass Phil von diesen Mafiageschichten wegkommt.
»Nun, meine Liebe«, beginnt Vivienne, während sie sich die Mundwinkel mit ihrer Serviette abtupft. »Sie fragen sich bestimmt, weshalb ich Sie angerufen und um dieses Treffen gebeten habe. Es ist offensichtlich, dass Sie keine Ahnung haben, wer ich bin.«
Tina runzelt die Stirn.
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