Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
klassischen Cocktailkleidern, Pillbox-Hüten und Handschuhen, die einen schönen Kontrast zu den farbenfrohen Pedal-Pusher-Hosen und Bolerojäckchen bilden.
Es ist der St.-Georgs-Tag in Barcelona, und auf den Straßen wimmelt es von Verkäufern, die rote Rosen oder Bücher feilbieten. Tina drückt ihren Models Rosensträuße in die Hände, schießt Fotos von ihrer Leslie-Caron-Doppelgängerin in niedlichen flaschengrünen Pedal-Pusher-Hosen und einem gestreiften Top, und lässt sie in Büchern blättern. Octavia erzählt Tina, dass der St.-Georgs-Tag die katalanische Version des Valentinstags sei, aber viel romantischer als kitschige Karten und dick machende Pralinen. Der Mann kauft der Frau eine rote Rose, und die Frau kauft dem Mann ein Buch.
»Ich hätte gern die Rose und das Buch«, bemerkt Tina.
»Na, das sieht dir ähnlich«, zieht Octavia sie auf. »Du willst immer alles.«
Das Shooting war richtig gut gelaufen. Sie hatte eindeutig das Gefühl, wieder in ihrem Element zu sein. Anfangs, als sie wieder arbeiten ging, war es hart gewesen. Es war eine solche Qual, Valentina bei dem Au-pair-Mädchen zurückzulassen, sodass sie bei den ersten paar Shootings das reinste Nervenbündel war und jedes Mal erschrocken zusammenzuckte, wenn ein Anruf für sie kam. Sie wollte immer möglichst schnell fertig werden, um wieder nach Hause gehen zu können. Jetzt hat sie endlich angefangen, sich ein bisschen zu entspannen.
Sie sind alle viel beschäftigt. Phil hat begonnen, seine Arbeit in Richtung Journalismus auszuweiten, daher ist er nicht oft zu Hause, und an den Wochenenden, an denen Mattia nach Hause kommt, ist er mit seinen Freunden in Mailand unterwegs, offenbar ebenso gesellig wie sein Vater. Tina selbst ist ständig ausgebucht. Ihre Arbeit führt sie immer öfter ins Ausland. Jedes Mal wenn sie wegfährt, hat sie ein schlechtes Gewissen dabei, Valentina allein zu lassen, aber andererseits weiß sie, dass ihre Tochter bald alt genug sein wird, um sie zu begleiten. Wir werden uns amüsieren, denkt sie. Sie und ihr kleines Mädchen werden die Metropolen Europas erkunden. Außerdem ist sie ein solch unkompliziertes Kind, dass jedes Au-pair, das sie bekommt, sich prompt in sie verliebt.
Ihre Freundinnen hatten sie davor gewarnt, sich ein Au-pair zu nehmen. Ein Kindermädchen ist besser, riet ihr Octavia, die seien im Allgemeinen älter. Isabella war noch aufgebrachter.
»Mamma Mia«, hatte sie ihr von London aus am Telefon erklärt. »Bist du verrückt? Willst du wirklich, dass irgendeine heiße neunzehnjährige Schwedin vor deinem Mann mit ihren riesen Titten herumwackelt?«
»Phil ist nicht so«, protestierte Tina, auch wenn das Bild von ihm mit diesem blonden Mädchen vor der Universität sie noch immer verfolgte. Hatte er mit ihr geschlafen? Tina hatte entschieden, ihn nie zu fragen. Sie wollte es nicht wissen.
Tina ignorierte den Rat ihrer Freundin, und zwei Wochen später traf Inger aus Norwegen ein. Sie war alles andere als das skandinavische Klischee: klein und zierlich, mit dunklen Locken und fast olivfarbener Haut.
»Du siehst ja nicht sehr norwegisch aus«, lautete ihr Kommentar, als sie sie zum ersten Mal sah.
»Nicht alle Norweger sind blond. Ich bin aus Bergen, an der Westküste, das ist seit Jahrhunderten eine Hafenstadt. Matrosen aus der ganzen Welt haben ihre Gene mit denen der Frauen aus Bergen vermischt.«
Sie mag Inger. Sie ist tüchtig, aufmerksam und ausgezeichnet im Umgang mit Valentina.
Sie singt ihr oft vor – norwegische Volkslieder –, und beim Klang ihrer süßen Stimme ist Tina froh, dass sie auf ihr Kind aufpasst. Damit Valentina von ihr mit Süße und Hoffnung erfüllt wird, anstatt mit Tinas Enttäuschungen und Schuldgefühlen.
Phil war anfangs nicht begeistert von der Idee eines Au-pair-Mädchens. Er hatte erklärt, die Wohnung sei zu klein, aber bald nach Ingers Ankunft änderte er seine Meinung. Die Norwegerin nahm sich ein Jahr Auszeit von der Universität und ihrem Studium der Medienwissenschaften. Sie interessierte sich sehr für das aktuelle Weltgeschehen, und sie und Phil diskutierten nach dem Abendessen oft am Küchentisch über die Lage der Palästinenser oder Glasnost. Manchmal beobachtete Tina die beiden, suchte nach Anzeichen gegenseitiger Anziehung, aber sie hatte nie das Gefühl, dass da irgendetwas war. Inger war halb so alt wie Phil. Und doch fühlte sich Tina von ihren leidenschaftlichen Debatten manchmal ausgeschlossen. In letzter Zeit hat Phil begonnen,
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