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Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Maurice aus dem Staunen nicht heraus. Ein an einer langen Kette herabhängender übergroßer Kristallleuchter erhellte das Erdgeschoss und die Treppe, die sich beidseits der Halle emporschwang und mit einem kostbaren dunkelblauen Teppich ausgelegt war. Die Glastropfen des Lüsters streuten ihr funkelndes Licht auf rau verputzte cremefarbene Wände, riesige Gobelins und alte Ölgemälde, die in massiven barocken Goldrahmen entlang des Treppenaufgangs aufgehängt waren. Er war neugierig, ob die Räume mit antiken Möbeln oder modern ausgestattet waren .
    »Ob etwas geschehen ist, Monsieur Le Duc? Wie man es nimmt.« Der Diener sah zwischen Frédéric und Maurice unschlüssig hin und her, ob er seine Neuigkeiten im Beisein des ihm Fremden offenbaren sollte.
    »Am besten stelle ich e uch erst mal einander vor«, löste Frédéric die Situation auf. »Bertrand, unser Gast heißt Maurice Boux und ist der Sohn von Madame Chantal.«
    Bertrand verbeugte sich vor Maurice , und es war ihm anzusehen, dass er überrascht war und sich zugleich mit einem Aufblitzen von Neugier in seinen Augen freute. »Bon soir, Monsieur Maurice. Willkommen auf Château Bonville.«
    »Merci bien, Monsieur.« Maurice war im Stillen seiner Mutter dankbar, die ihm und Aliénor Französisch beigebracht hatte. Völlig gegen Geoffreys Willen, der seine Kinder ganz d eutsch erzogen haben wollte, auch was die Sprache anbetraf . Wenngleich Chantal sich ihm sonst kaum widersetzt hatte, in diesem Punkt hatte sie ge tan , was sie selbst für richtig hielt, sobald Geoffrey außer Haus gewesen war.
    Der Diener lächelte. »Kein Monsieur, einfach nur Bertrand.«
    »In Ordnung.«
    »Wenn du etwas brauchst, Maurice, wende dich jederzeit an Bertrand. Er führt den Haushalt und genießt mein volles Vertrauen.« Offensichtlich trennte Frédéric die Hierarchien zwischen Herr und Dienerschaft nicht so streng, wie Maurice erwartet hatte. Er wertete dies als einen Beweis für die geistige und moralische Größe des Vampirs.
    »Nun, Bertrand, jetzt berichte, was passiert ist.«
    »Bitte folgt mir, Monsieur Le Duc.« Bertrand forderte sie mit einer Handbewegung auf, die herrschaftliche Treppe hinaufzugehen.
    »Hat Aliénor eine neue Nachricht hinterlassen?« Plötzlich wirkte Frédéric überhaupt nicht mehr gefasst, sondern äußerst angespannt.
    »Eine?« Ein Lächeln huschte über die Lippen des Butlers. »Viele. Ich werde sie Euch gleich zeigen. Und es gibt noch andere Neuigkeiten.«
    Maurice folgte ihnen mit einigen Stufen Abstand. Es gab zu viel es zu bestaunen. Die in den Rahmen abgebildeten, mit prächtigen Gewändern herausgeputzten Damen und Herren zeigten alle ein zurückhaltendes Lächeln mit geschlossenem Mund. Dennoch zweifelte Maurice keinen Augenblick daran, dass es sich ausschließlich um Vampire handelte. Alle sahen sich mehr oder weniger ähnlich , und die meisten waren im durchschnittlichen Alter von dreißig bis vierzig Jahren abgebildet, als würden Vampire nicht altern. Nun, wenn sie H underte von Jahren alt wurden , mussten ihre Alterungserscheinungen ja wesentlich langsamer als bei Menschen vonstattengehen. Das hatte ihm schon Ryad erklärt.
    »… wo ist sie jetzt?«
    Vor lauter Umherschauen und Staunen hatte Maurice verpasst, was Bertrand mit gedämpfter Stimme erzählt hatte.
    »Unten, in den Privatgemächern von Monsieur del Castello, auf seinen persönlichen Wunsch.«
    Frédéric schüttelte den Kopf. »Kaum zu glauben.« Er drehte sich um und schaute Maurice an. »Du kennst nicht rein zufällig eine Lara aus Köln?«
    »Eine? Während meiner Schulzeit gab’s bestimmt in jeder Klasse mindestens zwei Mädchen, die so hießen.« Das Mädchen stammte ausgerechnet aus Köln? Die merkwürdigen Zufälle häuften sich schon zu sehr, um nur eine einfache Fügung des Schicksals zu sein. Sollte es fremde Mächte geben, die dabei nachhalfen? Ach was! Unfug.
    Mittlerweile waren sie im zweiten Stockwerk angekommen , und er fragte sich, wie lange man wohl brauchte, das gesamte Schloss zu erkunden , und wie man sich darin zurechtfand. Die Flure waren endlos und verzweigt wie ein Labyrinth. Die Beleuchtung spärlich. Die Decken hoch.
    Bertrand wandte sich zielstrebig nach links, ging ein Stück voraus und öffnete dann eine doppelflügelige Tür. Er wartete, bis Frédéric und Maurice eingetreten waren, erst dann folgte er ihnen.
    Ü berwältigt riss Maurice die Augen weit auf. »Wow, das ist ja fast wie in Versailles.«
    Die Abiturfahrt seiner Klasse hatte

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