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Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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damit.«
    »Womit?«, fragte er lächelnd. Da war er wieder, der Schalk in seinem Blick.
    »Das wissen Sie genau.«
    Mit einer entschuldigenden Geste schenkte er ein und prostete ihr zu. »Salute, Valentine.« Dabei setzte er sich neben sie.
    Seine Nähe blieb nicht ohne Wirkung. Noch nie war ihr aufgefallen, dass seine Lippen einen vollendeten Schwung aufwiesen , und mit einem Male mochte sie sogar sein Salvador-Dal í -Bärtchen. Es war ihr bisher ziemlich albern erschienen, zumal wenn er mit den Fingern daran zwirbelte, jetzt jedoch fand sie, dass es eine gewisse Noblesse ausstrahlte.
    »Darf ich?« Er nahm ihr das Glas ab, hielt ihre Hand fest und hauchte einen Kuss darauf.
    Ihr Atem stockte. Es war nur Stunden her, da hatte sie ganz fest daran geglaubt, in Maurice den Mann ihrer Träume gefunden zu haben. Jetzt geriet dieses zarte Gefüge verliebter Gefühle ins Wanken. Vielleicht wäre es doch sinnvoller, unter ihresgleichen zu bleiben, wie Emanuele häufig propagierte.
    Er rückte näher an sie heran. Seine stark gelockten Haare hatte er mit einem Samtband gebändigt. Nichts schränkte den Blick in sein Gesicht ein. Auf den gebräunten Teint, der seine südländische Herkunft verriet. Auf die dunkelbraunen Augen, umrahmt von langen Wimpern, die sich jede Frau wünschte. Die schlanke Nase, Erbe mauretanischer Vorfahren, den sinnlich geschwungenen Mund, das energische Kinn. Nichts wünschte sie sich in dieser Sekunde mehr, als seine Lippen zu kosten und ihre Hand in seinen Locken zu vergraben.
    Ein Räuspern störte ihre verwirrten Gefühle. Im Gegensatz zu ihr war er kein bisschen verlegen, als sie Roxannes Anwesenheit gewahr wurden. Ob er bemerkt hatte, was ihr durch den Kopf ging? Ihr Herz galoppierte.
    »In welchem Salon wollen Sie unseren Gast unterbringen, Madame Valentine?«, fragte Roxanne. 
    »Sie wohnt vorläufig bei mir«, bestimmte Emanuele forsch.
    Nichts in Roxannes Miene deutete darauf hin, was sie von dieser Idee hielt. Dennoch war Valentine sich sicher, dass Roxanne über diesen Vorschlag nicht weniger überrascht war als sie selbst.
    »Und wo soll sie schlafen, Monsieur del Castello?«
    »In meinem Bett, wo sonst.« Emanuele lächelte. »Keine Sorge, ich werde es mir auf dem Sofa bequem machen. Ich denke einfach, die junge Dame sollte vorerst so wenig wie möglich allein sein. Hier unten ist sie absolut sicher , und ich kann mich tagsüber um sie kümmern.«
    »Ich halte das für keine gute Idee. Nach allem, was sie erlebt hat, wird sie sich in der Nähe von Frauen bestimmt wohler fühlen«, wandte Valentine , irritiert über seinen Vorschlag , ein.
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen, Madame la Duchesse«, beschwichtigte Roxanne. »Sie hält Seigneur del Castello für einen Engel.«
    »Wie bitte?« Valentine prustete ein Lachen heraus. Dass Emanuele ein Engel sein sollte, war nun wirklich zu komisch. »Hat sie dir das etwa erzählt?«
    Roxanne nickte.
    »Das ist absurd.«
    »Sie spricht?« Emanuele wirkte sichtlich erleichtert darüber und von Valentines Einwand unbeeindruckt. »Bring uns bitte etwas zu essen, Roxanne. Ich werde vorerst mit der jungen Dame allein speisen. Sie wirkt halb verhungert.«
    »Sie müssen ihr sagen, was wir sind!«, drängte Valentine. Gefiel er sich etwa in der Rolle als Engel?
    »Das hat Zeit. Lasst i hr die Illusion, bis es ihr bessergeht. Sie hat viel durchgemacht.«
    Wer wüsste das besser als sie. Aber wie wollte er zu einem späteren Zeitpunkt erklären, dass er kein Engel, sondern ganz im Gegenteil ein Vampir war?
    In Emanueles Augen erschien ein eigentümlicher Glanz , und sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, den sie bei ihm noch nie wahrgenommen hatte. Voller Zärtlichkeit und Sanftheit, doch diese galt nicht ihr, wie sie bedauernd feststellte.
    Valentine folgte seinem Blick. Da stand sie, die Fremde, im Türrahmen zum Badezimmer, in einen Bademantel gehüllt , und starrte ihn an, nur ihn – als wäre er außer ihr das einzige Wesen auf d ieser Welt. Ein wenig aufgepäppelt und fraulich gekleidet , mochte sie hübsch sein. Im Augenblick wirkte sie jedoch blass, ihre Haare glanzlos. Mit den dunklen Ringen unter den Augen ähnelte sie eher einer Vogelscheuche. Konnte es wahr sein, dass er diese eingeschüchterte Menschenfrau plötzlich ihr vorzog, die , welche er so lange umworben hatte?
    Emanuele stand auf und reichte seinem Gast die Hand, die das Mädchen voller Vertrauen ergriff. »Wie heißt du?«
    »Lara«, hauchte sie zaghaft.

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