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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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Anklage?«
    »Ich weiß nicht – denken Sie sich was aus«, sagte der Bürgermeister.
    »Öffentliches Ärgernis«, schlug Valeria vor. »Verstöße gegen Gesundheit und Sicherheit. Sexuelle Übergriffe.«
    »Jawohl«, stimmte der Bürgermeister ihr zu. »All das zusammen. Sie soll wie der Schornsteinfeger im Gefängnis verrotten.«
    Dann fluchte der Bürgermeister und ging zurück ins Hotel.
    »So ein Scheißärger«, sagte der Oberinspektor. »Stellvertreter, haben wir noch genug Benzin?«
    Die beiden Männer auf der Rückbank fingen an zu husten.
    »Ihr wollt doch nicht die Kneipe anzünden, oder?«, fragte Herr Birne.
    »Das hat der Bürgermeister vorgeschlagen«, zirpte Valeria.
    Die beiden Männer schüttelten die Köpfe.
    »Ich weiß nicht, ob mir das gefällt«, sagte Herr Pflaume.
    »Ja, genau. Wisst ihr, ich glaub, Polizist sein liegt mir nicht«, sagte Herr Birne.
    Der Oberinspektor drehte sich zu ihnen um und schüt telte den Kopf.
    »Scheiß drauf«, sagte er und entschuldigte sich bei Valeria. »Als ihr kamt, haben wir Karten gespielt, uns um unsere eigenen Angelegenheiten gekümmert. Wenn ich also mein Ding schon in ein Brennnesselfeld baumeln lassen soll, dann kommt ihr Stellvertreter gefälligst mit und geht als Erste rein. Genau genommen räumt ihr da auf und verhaftet die Leute. Das erlaub ich euch. Eure Trinkkumpane werden begeistert von euch sein.«
    Der echte Stellvertreter lachte. Die Männer auf der Rückbank reagierten nicht. Sie saßen still da. Einen Augenblick sagte keiner etwas, dann meldete sich Herr Pflaume zu Wort:
    »Meint ihr, ich kann eines Tages Bürgermeister werden?«
    »Gott bewahre«, murmelte Valeria.
***
     
    Der Polizeiwagen kam zu Ibolyas Kneipe. Eine Menschenmenge stand im Kreis davor. Valeria konnte jemanden am Boden sitzen sehen und bekam Herzklopfen. Ihr Atem ging schwer. Schon von draußen hörten sie Ibolyas laute Befehle. Ein paar Männer wuselten wie Ameisen umher. Manche brachten Wodka, andere Handtücher.
    »Wir kommen zu spät«, sagten die Männer. »Den armen Töpfer hat es bestimmt schon erwischt.«
    Valeria stieß die Wagentür auf und eilte zum Töpfer.
    »Mein Liebster«, sagte sie. »Mein armer Liebling.«
    Der Töpfer stöhnte. Man hatte ihm die Ärmel abgeschnitten. Seine Hände und Unterarme waren schlimm zerschnitten. Die Haut war abgerissen.
    Der Stellvertreter ging dicht hinter ihr. Er leuchtete den Männern mit der Taschenlampe ins Gesicht, die Hand an der Pistole. Diejenigen, die sich nicht schnell genug von der Stelle bewegten, stieß er mit dem Ellbogen.
    »Vorwärts, vorwärts, macht Platz für den Töpfer.«
    »Verdammt nochmal, beruhig dich doch endlich«, schrie der Oberinspektor ihn an. »Sie sind doch schon auf hundertachtzig. Wenn du nicht sofort aufhörst, geben sie uns einen Tritt in den Hintern.«
    Der Stellvertreter seufzte und ließ die Taschenlampe sinken. Ibolya blickte zum Oberinspektor auf.
    »Der Schornsteinfeger hat ihn mit einer Bierflasche geschnitten.«
    Der Inspektor lachte. »Na, wenn er das überlebt, hat er wohl bis an sein Lebensende Glück.«
    Ibolya starrte ihn wütend an. Sie hatte zweifellos keine Zeit für Witze. Als sie den Töpfer hereintrugen und sie sein blutgetränktes Hemd sah und ihn stöhnen hörte, wurde ihr übel. Was sie angerichtet hatte, wozu sie den Schornsteinfeger angestiftet hatte, tat ihr sofort leid. Sie wusste, dass es das Ende war. Es musste so kommen. Sie war enttäuscht von sich.
    »Er ist schwer verletzt«, sagte sie. »Er hat lauter klaffende Wunden an den Händen. Wir haben die Blutung gestillt, aber wahrscheinlich ist eine Sehne durchtrennt.«
    Der Oberinspektor pfiff. Der Stellvertreter hielt wieder die Taschenlampe hoch und beleuchtete diesmal die Wunde. »Seht mal, es ist nur ein Nervenstrang. Sind das Ihre Nerven, Töpfer?«
    Abgesehen von dem freigelegten Strang waren seine Handteller völlig zerschnitten und die Fingerspitze seines rechten Zeigefingers hing herab. Ibolya verarztete ihn, so gut sie konnte. Mit den Jahren hatte sie Erfahrung im Umgang mit Verletzungen, zu denen es in einer Kneipe unweigerlich kam. Gebrochene Nasen und zugeschwollene Augen waren recht alltäglich. Doch noch nie war auf jemanden eingestochen worden. Sie säuberte die Wunden des Töpfers und wickelte feuchte Handtücher darum. Ihre Hände zitterten und sie musste sich dauernd die Tränen aus den Augen wischen. Sie fühlte sich erbärmlich. Ferenc stand hinter ihr. Er sah schwer mitgenommen aus.
    »Mein

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