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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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getan hat, bezahlen.«
    Die Miene der Männer verdüsterte sich – sechs Sekunden lang machten sie wirklich finstere Gesichter. So lange dauerte es nämlich, bis die Ersten hinter den Tresen gegangen und einen Bierkrug unter den Zapfhahn gestellt hatten. Danach waren alle Getränke gratis. Sie nahmen sich allen Alkohol, der noch übrig war. Sie taten, was Ibolya sie geheißen hatte, und tranken, so viel sie bei sich behalten konnten. Sie rannten nach Hause und kamen mit ihren Frauen und Freundinnen wieder, die sich ebenfalls betranken. Sie tanzten und sangen. Sie warfen sich gegenseitig in die Luft. Es war die größte Feier, die das Städtchen je gesehen hatte. Der Lärm der Feiernden drang durchs Dorf, bis zum Bür germeister und seinen Gästen im Hotel. Sie blickten vom Dach über die Häuser. Plötzlich war die Dorfmitte hell erleuchtet. Die Koreaner staunten nicht schlecht. Sie versprachen, noch eine Fabrik zu bauen. Der Bürgermeister spürte, wie ihm eine Träne über die Backe lief. Fortschritt.
    Im Rückspiegel sahen auch Ibolya und Ferenc das Leuchten. Sie hielten an und schauten zurück. Dann lächelten sie sich an und schauten nie wieder zurück.
    Die Hunde kamen. Die Kinder wurden wach. Das gesamte Dorf: Männer, Frauen, Kühe und Mäuse sahen das Leuchten. Die Zukunft war bei ihnen angekommen.
    Noch viele Jahre danach fanden diejenigen, die in jener Nacht dabei waren, dass es die aufregendste Nacht ihres Lebens war. Jeder, der diesen Tag miterlebt hatte, erzählte immerzu, wo er in der Nacht war, als Ibolyas Kneipe abbrannte.
***
     
    Der Töpfer saß ruhig da und sah zu, was passierte. Er hegte bereits nostalgische Gefühle für das Dorf, wie es einst gewesen war, als er und alle anderen jünger waren. Er empfand eine unmittelbare Zuneigung zu allen von ihnen. Es wurde immer deutlicher, dass sie morgen in einer neuen Welt erwachen würden, in der sie sich zurechtfinden mussten. Nur würden sie dann älter und schwächer sein. Hoffentlich waren sie auch klüger geworden. Das war nötig, sonst würden sie untergehen. Sie mussten sich anpassen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Er sah Valeria an. Zumindest mussten sie es nicht ganz alleine tun.
    »Der Arzt ist da«, meldete der Stellvertreter. »Machen Sie sich keine Sorgen, Alter. Bald ist wieder alles in Ordnung. Mit ein paar Stichen und ein bisschen Mull kriegen die das wieder hin. Auch wenn das Tellermachen von jetzt an wahrscheinlich mächtig schwierig wird. Haben Sie jetztverstanden, was Untreue einbringt? Mit den Stadtnutten fährt man besser, das ist jedenfalls mein Motto. Entschuldigen Sie, Fräulein Valeria.«
    Der Töpfer stöhnte. Valeria schüttelte den Kopf.
    Der Oberinspektor erhob sich und sah sich nach seinen Hilfskräften um. Er entdeckte sie vor dem Feuer. Der Schornsteinfeger war fest zwischen ihnen eingekeilt.
    »He! Was macht ihr Mistkerle da?«, rief er. »Locht ihn ein. Wenn ihr zurück seid, können wir uns alle betrinken.«
    Der Arzt inspizierte die Wunden des Töpfers. Eine Weile sah er sich seine Hände an, vor allem die rechte Hand. Er verzog den Mund.
    »Sieht nicht gut aus«, sagte er. »Sie müssen in die Klinik. Das Fest werden Sie wohl leider verpassen. Die Wunden müssen gründlich gereinigt und genäht werden. Sie brauchen eine ausgiebige Schmerzbehandlung. In Ihrem rechten Handgelenk ist eine Sehne durchtrennt. Ihre Fingerkuppe können wir annähen. An der linken Hand haben Sie nur eine Schnittwunde, die nicht so schlimm ist. Doch da Sie nicht mehr der Jüngste sind, werden Sie Ihre rechte Hand sehr lange nicht benutzen können. Vielleicht sogar nie wieder. Sie brauchen Nachsorge, bis Sie wieder die Kraft haben, etwas zu greifen. Sollen wir Ihren Lehrling holen?«
    Der Töpfer schüttelte den Kopf.
    »Ich bin da«, sagte Valeria. »Er hat mich.«
    Der Arzt nickte und brachte sie zu seinem Wagen. »Sie müssen so schnell wie möglich in die Klinik«, sagte er.
    »Können wir am Bahnhof vorbeifahren?«, fragte der Töp fer . »Nur ganz kurz. Es muss sein. Wir müssen unbedingt etwas ansehen.«
    Er wandte sich an Valeria.
    »Ich habe ein Geschenk für dich«, sagte er lächelnd. »Eines, das nie kaputtgeht.«
    Valeria lächelte. Durchs Fenster sah sie den aufsteigendenRauch, die nach Hause stolpernden Männer, die streunenden Hunde, die misstrauisch im Dunkel lauerten. Sie legte dem Töpfer die Hand aufs Bein. Sie hatte es getan. Sie hatte nachgegeben. Sie hatte sich gestattet, aus sich herauszugehen. Zum ersten Mal

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