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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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übers ganze Gesicht. Es war ein aufgesetztes Lächeln, aber Tränen würde ihr keiner mehr entlocken.
    »Nur zu, trinkt, so viel ihr Lust habt«, verkündete sie. »Trinkt alles aus und schaut dann zu, wie die Kneipe in Flammen aufgeht.«
    Noch mehr Stöhnen und ein paar Beifallsrufe.
    Sie brachte sie zum Schweigen. »Ihr seid doch meine Lieblingsferkelchen, allesamt. Denkt an mich bei der nächs ten Wahl. Vielleicht könnt ihr eure Stimme für mich abgeben, auch wenn ich nicht auf der Kandidatenliste stehe. Ich glaube, das geht. Ich würde eine gute Bürgermeisterin abgeben.«
    Valeria seufzte.
    »Ja, genau!«, riefen sie.
    Und so endete es. Ibolyas Nonstop-Kneipe war offiziell geschlossen. Es war, als habe die Welt für sie ein wenig an Farbe verloren. Alle spürten es, sogar Valeria. Etwas war bereits anders geworden. Und das Seltsame war, dass sich nicht sagen ließ, ob es eine Veränderung zum Guten oder zum Schlechten war. Man konnte nur sagen, dass sich die Welt verändert hatte und dass sich die Dorfbewohner mit ihr verändern mussten.
    Ibolya wandte sich lächelnd an Ferenc.
    »Und du, Rosty, du bist der einzige Mann, der noch aufrecht im Ring steht. Ich war wirklich dumm. Hoffentlich verzeihst du mir. Lass uns ein neues Leben anfangen. Doch, ich brenn mit dir durch. Unbedingt! Wohin du willst!«
    Der Rotschopf namens Ferenc, Rosty für immer und ewig, platzte vor Stolz. Die Männer jubelten ihm zu und klopften ihm anerkennend auf die Schulter, als er schließlich seine Frau packte und zu ihrer Wohnung trug, damit sie ihre Sachen holen konnte.
    Dort angekommen küssten sie sich, als hätten sie beide noch nie geküsst. Ibolya zitterten die Knie.
    »Rosty!«, kicherte sie. »Wer hätte das gedacht?«
    Sie lachte und zog einen Teppich weg. Sie stemmte die Dielen hoch, unter denen ein Safe war. Sie öffnete ihn und holte zwei Tornister mit Geld hervor. Hunderttausende von Scheinen. Die Ersparnisse eines ganzen Lebens.
    »Meine Aussteuer«, lachte sie und wurde rot. »Wir kön nen irgendwo eine richtige Kneipe aufmachen. Mit Satellitenfernsehen und Musik. Lass uns von hier verschwinden, Rosty. Und nie wiederkommen.«

XIV
     
    L etzte Runde!«, rief der Inspektor und goss Benzin über die Kneipenwände. »Beeilt euch! Letzte Runde! Eure letzte Gelegenheit, bis die Hotelbar nächsten Monat aufmacht. Sie ist doppelt so teuer, dafür aber jeden Pfennig wert. Neue Sitzecken, ein neuer Billardtisch und drei Satellitenfernseher. Letzte Runde!«
    Die Wände waren nass. Herr Pflaume und Herr Birne gossen ihr selbstgebranntes Obstwasser auf den Tresen. Sie tränkten jedes Stück Holz damit. Jeden Hocker, jeden Tisch. Sie machten die Klotür auf und sahen den Schornsteinfeger auf der Toilette sitzen. Die Männer hatten ihn gefesselt und geknebelt. Er wand und krümmte sich, um sich zu befreien.
    Als die Männer in der Kneipe ihn sahen, pfiffen sie ihn aus und bewarfen ihn mit allem, was sie gerade in den Hän den hatten – vor allem mit Flaschen. Sie warteten nicht einmal, bis Herr Pflaume und Herr Birne sich in Sicherheit gebracht hatten. Die beiden mussten sich ducken, um nicht getroffen zu werden. Die Flaschen zerplatzten an den Wän den und auf dem Boden.
    »Hört sofort damit auf«, schrie Valeria sie an, die in die Kneipe gekommen war. »Augenblicklich!«
    Es wurde still im Raum.
    Valeria war die Einzige, der die Veränderungen Hoffnungmachten. Sie hatte gerade erst lauter neue Seiten aufgeschlagen und fand, dass die jüngste Veränderung allen wahrhaftig guttun könnte.
    »So was wird nicht mehr vorkommen«, sagte sie. »Nichts davon. Nie wieder. In den letzten Wochen habt ihr euch alle skandalös benommen. Lasst den Mann in Ruhe. Er hat heute Abend genug durchgemacht und ihm steht noch einiges bevor.« Der ganze Haufen protestierte, aber so waren sie nun mal, das wusste Valeria. Sich zu ändern ist nicht leicht. Sie würde resolut bleiben und sogar stur sein. Sie musste mit gutem Beispiel vorangehen.
    »Sehen Sie doch, was er dem Töpfer angetan hat«, wandten sie ein. »Und Sie hat er geschlagen! Seit er hier ist, fällt das Dorf auseinander.«
    »Ach, seid nicht albern«, sagte sie. »Er trägt nicht mehr Schuld als wir alle. Ihr macht ihn doch nur zum Sünden bock . Schaut euch an. Ist ja wie bei einem Aufruhr.«
    Die Männer brummten leise.
    »Trinkt eure Gläser aus und geht nach Hause. Lasst den Oberinspektor seine Arbeit verrichten. Er weiß, was zu tun ist. Der Schornsteinfeger wird für das, was er

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