Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)
drückte er die Brust heraus. Die stumme Bewunderung senkte sich über ihn. »Ja«, sagte er wieder, »sie war’s. Zweimal pro Woche.«
Er warf einen verstohlenen Blick auf Zsofi.
»Hoho!«, sagte ein Mann schließlich. »Die hat wirklich einen großen Hintern. Gewaltig. Bürgermeister, Sie sollten nicht klagen. Wenn, dann war das eine Eroberung. Wie die Besteigung des Everest. Sie sollten stolz auf sich sein.«
»Aber meine Frau!«
Die anderen nickten. Das stimmte. Das gab Scherereien. Doch selbst dann – die Bürgermeisterfrau war nicht mit ihren Frauen zu vergleichen. Sie war schlank, sonnengebräunt und schön. Keiner konnte sich vorstellen, dass sie die Stimme erhob oder den Finger, geschweige denn fluchte und mit Sachen um sich warf.
»Moment mal. Wie ist sie Ihnen auf die Schliche gekommen? Wer hat Sie erwischt?«
»Meine Frau! Sie hat uns auf frischer Tat ertappt.«
Die Männer kicherten.
»Wie das denn?«, fragte Ibolya.
Der Bürgermeister blickte verlegen auf und zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Sie hat gesagt, sie hätte Verdacht geschöpft. Aber ich glaube, jemand hat’s ihr gesagt. Ich glaub, es war der Schornsteinfeger. Dieser kleine Dreckskerl mit seinen Reinigungslösungen und seinem Wucherpreis.«
Ibolya lächelte. Sie spitzte die Ohren.
»Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit der Friseuse getroffen?«
»Vor acht Wochen. Ein paarmal wären wir
fast
erwischt worden. Manchmal bin ich erst gegangen, wenn meine Frau ihren Friseurtermin hatte. Ich bin dann durch die Seitentür raus, ich Schuft.«
Ibolya schüttelte den Kopf und lächelte vor sich hin. Auf die Dummheit der Männer konnte man bauen. Was glaubte er denn? Wusste er wirklich nicht, dass
sie
diejenige war, die die Fäden in der Hand hielt? Er war wie ein Spielzeug. Ihr dickes, kleines Spielzeug. Ibolya überlegte, ob sie in die Politik gehen sollte. Sie beschloss, bei der nächsten Bürger meisterwahl zu kandidieren.
Die Männer bestellten noch mehr Bier und stellten sich an den Tresen.
»Und eins für den Bürgermeister!«
»Hier, Bürgermeister. Nimm meins auch.«
»Sie war einfach so … so, na, ihr wisst schon«, sagte der Bürgermeister.
Die Männer nickten. »So wie? Sagen Sie es uns.«
»Ja, erzählen Sie, Bürgermeister. Wie ist sie? Wild? Hat sie vor Lust geschrien?«
Ibolya gluckste.
»Meine Frau ist schuld«, sagte der Bürgermeister. »Siehätte uns nicht zusammen allein lassen dürfen. So hat es nämlich angefangen. Ich sollte meine Frau von einem Friseurtermin abholen und bin hin. Aber sie war gar nicht dort gewesen und hatte mir nichts gesagt. Als ich in den Friseursalon kam, tobte die Friseuse. Sie hatte eine Stunde lang auf sie gewartet. Was hätte ich tun sollen? Ich hab ihr angeboten, mir die Haare zu schneiden, und gesagt, ich würde ihr etwas mehr bezahlen, weil sie umsonst gewartet hatte. Ich wollte nur nett sein.«
Die Männer kamen näher heran. Sie spürten jedes Detail. Sie spürten den Schweiß auf der Haut und die Fleischeslust. Sie konnten die Friseuse riechen, als stünde sie vor ihnen. Direkt am Tresen. Die Haare, den Schweiß, den Hintern und alles andere. Auch der Bürgermeister wurde hineingezogen. Jetzt, da er einmal angefangen hatte, konnte er nicht mehr aufhören. Er würde ihnen alles haargenau erzählen.
»Erst hat sie mein Haar nass gemacht«, fing er an, und es wurde still im Raum. »Dann hat sie es mit diesem kleinen schwarzen Kamm gekämmt. Dann hat sie die Schere geholt. Das Seltsame war …« Er hielt inne. Sein Glas war leer und er betrachtete es.
»Was war das Seltsame? Weiter.« Sie gossen ihm Bier ein. »Weiter.«
»Das Seltsame war, dass sie mich dabei die ganze Zeit im Spiegel angesehen hat. Sie hat mir immerzu in die Augen geschaut.«
Die Männer pfiffen.
»Dann nahm sie meinen Kopf und drückte ihn an ihren Busen.«
Der Bürgermeister warf Zsofi einen lüsternen Blick zu. Sie wurde rot.
»Ihr Schweine«, sagte sie. »Hören Sie auf damit, Bürger meister . Das stellt Sie in ein schlechtes Licht.«
»Weiter, Bürgermeister, weiter!«
»Bürgermeister, wenn Sie wiedergewählt werden wollen, müssen Sie zu Ende erzählen.«
Der Bürgermeister nickte. Zsofi warf die Hände in die Höhe und ging weg.
»Als sie meinen Kopf an sich zog, konnte ich ihre Brustwarzen fühlen. Ihr Atem ging schwer. Mein Kopf ging mit jedem Atemzug von ihr rauf und runter. Und sie schaute mir immer noch in die Augen! Direkt in die Augen. Sie war nicht schüchtern, das sag
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