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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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ich euch. Tja, wie ihr wisst, bin ich ein Tatmensch. Ich wusste genau, was sie dachte. Also hab ich den Kopf dort gelassen und sie ebenfalls angestarrt, aber die Arme gehoben und sie umschlungen. Ich hab ihren Hintern gepackt, ihn gedrückt und sie an mich gezogen. Dann hat sie mich an den Haaren gepackt und meinen Kopf noch weiter nach hinten gezogen und dann haben wir uns geküsst. Und genau so hat das Ganze angefangen.«
    Die Männer klatschten Beifall.
    »Komisch, ich wollte schon lange zu einem anderen Friseur«, sagte einer. »Ibolya, meinst du, ich muss mir die Haare schneiden lassen?«
    »Wir sollten alle zum Friseur!«, riefen die Männer jubelnd.
    »Also, wo genau hat Ihre Frau Sie erwischt?«, fragte Ibolya, ohne auf die Männer zu achten.
    Der Bürgermeister sah beschämt aus und sagte seufzend: »In meinem Büro. Ich hab gedacht, da findet uns niemand. Meine Frau kommt nie zu mir ins Büro. Sie langweilt sich dort.«
    Die Männer lachten laut und lächelten, um ihre Bewunderung zu zeigen. Sie klopften dem Bürgermeister anerkennend auf die Schulter.
    »Sie meinen, das Büro, das für alle da ist!«, schimpfte Ibolya ihn aus. »Ts, ts, Bürgermeister.«
    »Ich weiß ja. Ich habe alle Treueschwüre gebrochen, diemir etwas bedeutet haben«, schluchzte er in sein Taschentuch. »Ich hoffe nur, ihr nehmt meine Entschuldigung an und denkt bei der nächsten Wahl daran, wie sehr ich gelitten habe.«
    Die Männer trösteten ihn und brachten ihm noch ein Bier. Ibolya war glücklich. Alle waren richtig betrunken.
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Bürgermeister. Jetzt wissen wir jedenfalls, dass in Ihrem Büro was Interessantes passiert ist.«
    Die Männer erzählten von ihren eigenen Liebeleien, damit er sich weniger schäbig vorkam. Doch sie mussten aufpassen, dass ihnen nicht zu viele Namen herausrutschten. Schließlich lebten sie in einem kleinen Dorf und gehörnte Ehemänner gab es im Überfluss.
    »Ich muss Ihnen etwas gestehen, Bürgermeister«, erlaubte sich einer zu sagen. »Ich mag Sie jetzt, glaub ich, noch mehr als vorher. Meine Stimme haben Sie.«
    »Sehen Sie«, tröstete Ibolya ihn. »Das Ganze verhilft Ihnen vielleicht zur Wiederwahl. Machen Sie sich keine Gedanken über Ihre Frau, Bürgermeister. Sie sind ein reicher Mann und sie gibt Ihr Geld gern aus. Sie kommt bald zu Ihnen zurück. Dafür müssen Sie jedoch bezahlen. Teuer bezahlen – bluten müssen Sie. Sie will Sie nur ein bisschen ins Schwitzen bringen, mehr nicht.«
    Der Bürgermeister sah zu ihr hoch.
    »Meinen Sie?«
    Ibolya nickte.
    »Natürlich will sie das.«
    »Nein, ich meine die Wahl.«
    »Ein Erdrutschsieg, Bürgermeister.«
    Danach schien es dem Bürgermeister augenblicklich besserzugehen. Er gab allen eine letzte Runde aus und strahlte Ibolya an. Sein Gesicht war aufgedunsen, sein Haar zerzaust.
    »Die junge Zsofi«, sagte er und deutete in Zsofis Richtung. »Die sieht doch toll aus, oder?«
    »Sie können den Hals wohl nicht vollkriegen«, erwiderte Ibolya. »Außerdem ist sie in den Töpferlehrling verliebt.«
    Der Bürgermeister nickte. Als Ibolya den Töpfer erwähn te , fiel ihm der Tratsch wieder ein.
    »Ach ja, der Töpfer. Wie geht’s ihm denn so, Ibolya? Wie ich höre, haben Sie jetzt Konkurrenz?«
    Ibolya warf ihm einen kurzen Blick zu, der sein Lächeln gefrieren ließ.
    »Nichts, was ich mir nicht erklären könnte.«
    »Ach ja? Es heißt nämlich, Valeria sei ein ziemlicher Satansbraten«, kicherte er.
    Ibolya warf ihm ihr Geschirrhandtuch vor die Nase.
    »Ihr ist nur langweilig«, sagte sie bissig. »Mehr nicht. Ihr Kamin war voller Spinnweben, weiter nichts. Jedenfalls hat der Schornsteinfeger dem ein Ende bereitet. Wie ich höre, hat er im Handumdrehen bei ihr sauber gemacht. Sie denkt jetzt nicht mehr an den Töpfer. Alles wird gut. Ich muss weitermachen«, sagte Ibolya und ging.

VII
     
    D er Töpfer war immer noch im Zwiespalt. Seine Unschlüssigkeit machte ihn bewegungsunfähig. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Er wusste nicht, welche der beiden Frauen er wollte. Außerdem wusste er nicht, wie man solch eine Entscheidung traf. Wenn es sich in seiner momentanen Lage im Wesentlichen um eine Herzensangelegenheit handelte, dann war sein Herz zweifellos sehr unzuverlässig, denn es blieb stumm und wollte ihm keine klare Antwort geben. Nicht den geringsten Hinweis. Er wusste nur, dass er Valeria und Ibolya gernhatte und dass er mit jeder hätte zusammenleben können, wenn sie nicht gleichzeitig in sein

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