Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)
nicht, dass ich eine wie Zsofi kriege. Sie sieht viel besser aus als ihre eigenen Frauen.«
»Ja und dann?«
»Sie hat ihnen wohl nicht geglaubt. Als wir uns auf dem Markt zufällig in die Arme gelaufen sind, hat sie übers ganze Gesicht gestrahlt. Sie hat mich sogar gestreift. Aber ich hab sie gar nicht beachtet und bin weitergelaufen.«
»Das war dumm von dir.«
»Ja?«
»Vielleicht. Spielst du den Unnahbaren?«
Der Lehrling dachte über die Frage nach. Eigentlich war Zsofi in Ordnung. Er verstand nur nicht, warum er sich häuslich niederlassen sollte. Wenn sie gesagt hätte, sie wolle eine zwanglose Beziehung, etwas ohne Stress, dann hätte der Töpferlehrling sofort freudig mitgemacht.
»Ich finde sie sehr nett«, sagte er.
»Wo liegt dann das Problem?«
»Sie arbeitet jetzt in Ibolyas Kneipe.«
»Was?«
»Ibolya hat sie eingestellt, als Hilfskellnerin. Seit der Geschichte mit Valeria und dem verdammten Schornsteinfeger boomt ihr Laden. Das ganze Dorf sitzt in der Kneipe und trinkt. Sogar der Bürgermeister ist praktisch dorthin umgezogen. Er macht Zsofi schöne Augen. Ausgerechnet der Bürgermeister! Zsofi arbeitet jetzt jeden Tag von sechs Uhr morgens bis zwei Uhr am Nachmittag. Sie sieht albern aus, schminkt sich zu stark und hat genau dasselbe an wie Ibolya. Nur dass sie damit viel besser aussieht als die alte Ibolya. Die Männer kommen jetzt alle, um zu trinken und sie anzugaffen. Ich hab sogar gehört, wie ein paar gesagt haben, sie hätten ihre Beine befummelt und sie in den Hintern gezwickt. Seit sie da arbeitet, bin ich schon fünfmal in der Bredouille gewesen. Ich könnte sie alle umbringen. Ich ertrag es einfach nicht, sie dort zu sehen. Eine Woche war ich schon nicht mehr da. Was glaubt sie denn eigentlich? Das ist doch nicht der richtige Ort für sie.«
Der Töpfer hörte nicht mehr zu.
»Was war das mit Valeria und dem Schornsteinfeger? Meinst du den, der hier den Kopf zur Tür reingesteckt hat?«
Der Lehrling sah den Töpfer an.
»Was?«
»Ich will wissen, was das mit Valeria und dem Schornsteinfeger war«, erwiderte der Töpfer. »Du hast gerade davon geredet.«
Der Lehrling sah erschrocken aus. Er war nervös.
»Das wissen Sie nicht? Ich dachte, Sie wüssten’s. Jeder weiß es. Sie waren zehn Tage zusammen in ihrem Häus chen . Es heißt, Valeria hätte die ganze Zeit wie ein Bär gestöhnt.«
Der Töpfer setzte sich.
»Das glaub ich dir nicht.«
Der Lehrling verzog das Gesicht.
»Tut mir leid. Wieso haben Sie nichts davon erfahren? Seit zehn Tagen geht es hier im Dorf zu wie in einer Irrenanstalt. Der Kerl hat ihr Häuschen erst vor ein paar Tagen verlassen. Haben Sie wirklich nichts davon mitbekommen?«
»Nein, verdammt noch mal, rein gar nichts. Wer ist der Kerl? Was macht er hier?«
»Keine Ahnung. Ein Schornsteinfeger auf der Durchreise. Alle Frauen zwinkern ihm zu, dem widerlichen kleinen Kerl. Die Männer im Dorf sind kurz davor, ihn auf den Scheiterhaufen zu bringen. Seit er hier ist, fällt das Dorf auseinander. Mit Valeria ist er anscheinend sofort glänzend ausgekommen. Mit Ibolya ebenfalls. Er und Ibolya sind wie alte Freunde. Er ist jetzt fast drei Wochen hier. Haben Sie wirklich nichts davon gewusst? Es waren doch ein paar Frauen bei Ihnen, die es Ihnen erzählen wollten.«
Der Töpfer stützte den Kopf in die Hände.
»Ich habe Rüben gemacht«, sagte er leise und lachte. »Und eine Statue. Ich hab diese verdammten Rüben gemacht.«
Der Lehrling betrachtete die Vasen auf der Werkbank, ging hin, nahm sie in die Hand und hielt sie vor sich.
»Sie sind großartig«, sagte er. »Man könnte sie teuer verkaufen.«
Der Töpfer sah auf seine Füße.
»Sie sind echt wunderschön.«
Der Töpfer blickte auf.
»Findest du wirklich?«
»Sie fühlen sich an wie … Brüste«, bemerkte der Lehrling.
Der Töpfer lächelte.
»Warm sind sie auch noch. Wie haben Sie das gemacht?«
Der Töpfer zuckte die Achseln.
Dann sah der Lehrling das Tonmodell von Valeria.
»Was ist denn das? Was machen Sie da? Soll das für den Bahnhof sein? Haben Sie daran in der Jurte gearbeitet? Ist das das große Geheimnis?«
Der Töpfer sagte verlegen: »Ja, ich versuche, einen Brunnen zu bauen.«
»Von Valeria?« Der Lehrling wirkte verwirrt.
»Ja. Es wird eine Statue von Valeria.«
»Versteh ich nicht. Was geht hier vor? Sie sind Töpfer. Sie sollen sich um Töpferei kümmern. Sie sollen mir das Töp ferhandwerk beibringen.«
Der Töpfer stand plötzlich auf und schüttelte
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