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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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schließlich von der Grabesstille verschluckt wurde. Was er wirklich wollte, war Wasser, nicht Bier, aber er durfte nicht aus seiner Rolle fallen und das Bild von sich zerstören, das er sich auf Branarius zugelegt hatte. Nie hatte Valeron car Nadh um Wasser gebeten, wenn Wein oder Bier zu haben war.
    Eine körperlose Stimme erklang von irgendwo außerhalb des Eisengitters seiner Zelle.
    »Halt’s Maul, Barbar – du weckst nur unsere anderen Gäste hier auf! Es gibt kein Bier für dich, aber du sollst zu trinken bekommen, wenn der Drang der Natur wieder über mich kommt. Kein Wort mehr, Verräter – Mörder ! Schon schlimm genug, dieser Befehl, dir nichts anzutun, ohne dass ich dir auch noch zuhören muss!«
    Der Mann hätte gestaunt, wüsste er, wie erfreut Valeron über seine Worte war. Der Branarier lächelte. Es gab also doch noch getreue Männer im Palast. Dieser Bursche hatte seinen Hass auf den vermeintlichen Mörder offen gezeigt – nicht bezahlte Ergebenheit für Darcus. Es gab also noch Hoffnung für Carmeis, für das Reich – aber welche Hoffnung kann ich aus der Tatsache gewinnen, dass ein Mann mich hasst, weil er mich für den Mörder des Kaisers hält, und nicht, weil er mit Plast bezahlt wurde, mich zu hassen? dachte Valeron.

 
     
     

Viele Minuten machte er die Atem- und Gedankenübungen, die Saldon ihn gelehrt hatte. Als er schließlich aufstand, schmerzte sein Kopf viel weniger. Er trat ans Gitter.
    »Denkst du wirklich, dass ich den Kaiser gemordet habe? Glaubst du Darcus Cannu wirklich?«
    »Halt’s Maul, sagte ich!«
    »Bist du wahrhaftig so dumm, dieser falschen Schlange zu glauben, oder hat sie dich genauso bestochen wie die vielen anderen?«
    Schwere Schritte kamen in seine Richtung. Valeron zog sich klugerweise vom Gitter zurück, ehe der Wächter es mit der blanken Klinge erreichte. Er gehörte sichtlich nicht der Palastwache an. Er war ein stämmiger Veteran, der sich gewiss im letzten Krieg vor sechzehn Jahren ausgezeichnet hatte.
    »Schnell geschaltet, Barbar. Wärst du nicht rechtzeitig vom Gitter zurückgewichen, hättest du jetzt ein paar mordende Finger weniger. Und jetzt noch mal: Halt’s Maul!«
    Valeron knirschte mit den Zähnen. Er schob das Kinn vor, schwellte die Brust und sagte scharf: »Mehr Respekt, Krieger! Deinesgleichen führte ich viele Dutzend Male zum Sieg. Durch meinen Heldenmut errang ich mir die Herrschaft über Branarius. Nicht ich mordete den Kaiser, sondern Darcus Cannu. Hätte ich eine Klinge, würdest du anders zu mir reden. Gib mir eine und folge mir!«
    »Herrschaft!« Der Mann spuckte verächtlich durch das Gitter. »Branarius! Barbarius wolltest du wohl sagen! Ich würde die Chance begrüßen, Mörder! Nichts täte ich lieber, als die Klinge mit dir zu messen!«
    »Du lügst und du weißt es, Krieger«, sagte Valeron ruhig und gab dem Veteranen den ehrenden Titel. »Der Mann ist noch nicht geboren, der mich mit dem Schwert besiegen könnte! Könntest du oder dein wieselgesichtiger Minister die Sungoli schlagen? Hat Velquen einmal in Betracht gezogen, dich zu seinem Erben zu machen? Durftest du ihn je beim Namen nennen?«
    Kindisch, dachte Valeron, kindisch und dumm von mir. Das führt doch zu nichts!
     
    »Hör zu!« sagte er mit gefährlich leiser Stimme. »Ich weiß nicht, wer du bist, aber du wirst von Bedeutung sein, weil ich dir etwas sehr Wichtiges sage. Beschütz die Prinzessin, gleichgültig, was mir zustößt! Vergiss diese Worte nicht! Erinnere dich an sie, wenn Darcus Cannu herrscht – wenn er sich selbst zu Aleyshas Vormund ernennt oder sich mit ihr vermählt. Wenn es erst soweit ist, hat sie vielleicht nicht mehr lange zu leben. Und wenn du in deiner blinden Dummheit allzu sehr zauderst, bist du nicht weniger ein Verräter als er. Aber zumindest kannst du ihren Vater und sie noch rächen.«
    Nachdenklich runzelte der Bursche die Stirn. Doch dann riss er den Kopf hoch, als wolle er sich zur Vernunft bringen, und spuckte verächtlich aus. »Du – sein Erbe? Du bist verrückt, Krieger. Nicht nur ein Mörder bist du, auch ein von den Göttern verlassener Wahnsinniger!«
    Valeron starrte ihn in der Düsternis finster an. »Ja, du hast vielleicht recht. Sehr klug bin ich offenbar nicht – und vielleicht bin ich wahnsinnig. Möglicherweise hätte Darcus die Sungoli schlagen können. Seine Hand weiß zwar nicht mit dem Schwert umzugehen, aber dafür ist sein Kopf mit Gehirn voll gepackt. Ja, vermutlich hast du recht – und wenigstens

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