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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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bist du deinem toten Kaiser treu ergeben.«
    Valeron drehte sich um und ließ sich müde auf das Lager aus verrottendem stinkendem Stroh fallen. Sein Kopf schmerzte entsetzlich.

 
4
Verlies und Prinzessin
     
    Obgleich viele es nicht für möglich halten würden, unterschätzte der Sohn Nadhs von Branarius sich. Nicht, was seinen Mut oder seine Geschicklichkeit mit Waffen aller Art betraf – er war von  kraftvollem Körperbau mit stählernen Muskeln. Seine Hände waren prankengleich, und gern lagen die Finger um den Griff eines ungewöhnlich schweren Schwertes, als wäre es ein Teil seines Selbst – die blitzartige, schnellende Zunge des Todes. Sein war auch ungewöhnliche Geduld, die sich schon häufig von unschätzbarem Wert erwiesen hatte.
    Nein, seine Intelligenz unterschätzte Valeron ni Thal. Dabei war sein Verstand die mit allen Wassern gewaschene, immer bereite Maschine, die ein barbarischer Eroberer ganz einfach besitzen musste, vorsorglich geölt mit der Geduld, die der Tod schon vieler gewesen war, die sie nicht aufbrachten, um die lebensrettenden Sekunden oder Minuten abzuwarten. Und deshalb neigte er ein wenig zur Befangenheit. Er wusste, dass er nie die Chance gehabt hatte, seinen Verstand zu verfeinern, ihn zu jenem rasiermesserscharfen Instrument zu wetzen, das er für unerlässlich für einen ehrgeizigen Menschen hielt, dem überdurchschnittliche Muskelkraft und ein mächtiger Körperbau fehlten. Valeron war intelligent, auch wenn er nicht den Geist eines Genies hatte. Ohne Unterstützung anderer hatte er sich Taktiken ausgedacht, die den Gegner immer wieder verwirrt und geschlagen hatten, und bereits schriftlich festgehalten worden waren, mit Karten und Abbildungen – auf seiner noch nicht sehr zivilisierten Welt. Nur ein Mann von hoher Intelligenz war imstande, sich seiner Unzulänglichkeiten und Unsicherheit klar zu werden, die ihn unter anderen nicht seiner Art oder in fremder Umgebung innerlich zu schaffen machten. Und gerade deshalb nutzte er diese Intelligenz. Seine Überlegungen hatten ihn gerade zu Darcus Cannus Bemerkung am ersten Tag auf Carmeis geführt: »Die Prinzessin? Sie ist auf Reisen, mein Lord.«
    War es möglich, dass Cannu ihm auf diese, seine höhnische Weise hatte sagen wollen, dass er Aleysha nie sehen würde – ja, dass sie vielleicht sogar tot war? Valerons Augen blitzten in der kleinen Zelle vor Wut auf. Aber wenn sie tot wäre, könnte Darcus Cannu ja nicht …
    Eine glockenhelle Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Als eine Hand das Gitter schüttelte, war er in zwei langen Sätzen an  der Zellentür. Das Mädchen, das davorstand, trug einen langen Kapuzenumhang im Braun der Trauer. Ihre Haut war von einem weichen Olivton, und die Hände, die am Gitter rüttelten, waren schmal mit langen Fingern.
    »Aleysha!«
    Warnend hob sie einen Finger an die Lippen. »Leise! Ein Wächter ist mir ergeben, das weiß ich, aber es sind auch noch andere in der Nähe. Und ich kann keinem mehr vertrauen.«
    »Und der eine, ist er bestochen?«
    »Nicht mit Plast. Auch nicht durch ein Versprechen meinerseits, mein Lord Valeron. Aber ich habe Dienerinnen, die mir gern helfen.«
    In diesem Augenblick beschloss er dafür zu sorgen, dass seine Branarier immer gut bezahlt und überprüft wurden und stets die Gelegenheit hatten, sich ihrer überschüssigen männlichen Energie auf angenehme Weise zu entledigen. Diese Carmeianer waren auf die eine oder andere Weise zu leicht bestechlich. »Was hat Darcus Cannu über mich gesagt?«
    »Das … dass Ihr Vater getötet habt.« In der grauen Düsternis sah er ihre glitzernden Tränen. »Dass er Euch mehrere Tage warten ließ, ehe er Euch Audienz gewährte, und Ihr dann Eure Beherrschung verloren und ihn in einem Anfall wilder Wut getötet habt, weil er … weil er zu Euch sagte … O Valeron, er behauptet, Vater hätte zu Euch gesagt, Ihr seid ein Tor, Euch Hoffnungen auf mich zu machen, denn er hätte mich bereits – Darcus versprochen. Vater soll gesagt haben, Ihr wolltet nur den Thron durch mich – und deshalb wurdet Ihr zum Berserker.«
    Valeron musste die Lippen zusammenpressen, um nicht laut zu fluchen. »Und was glaubt Ihr, Lady Prinzessin?«
    »Weder dass mein Vater Euch warten ließ, noch dass er auch nur daran gedacht hätte, Euch zu beleidigen. Hauptmann Alerku bestätigte Darcus Cannus Worte. Ich habe viel nachgedacht. Ich glaube ihnen nicht. Alerku muss Cannus Mann sein.«
    »Der Hauptmann der Palastwache persönlich! Diese Ratte!

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