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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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ihren Füßen – und auf den Mann im weißen Umhang und engen Helm, der keine Zeit hatte, die Pracht gebührend zu bewundern.
    Ein schneller Blick verriet Valeron car Nadh, dass er allein war. Er schritt einen Weg zwischen kopfhohen Büschen entlang. Unter einem Aliabaum blieb er stehen, und der Helm mit den wippenden seegrünen Ußfedern drehte sich nach allen Seiten.
    Niemand war zu sehen. Er sprang hoch, bekam einen Ast zu fassen und zog sich daran hoch, besprüht von unzähligen glitzernden Tropfen, die sich bei der heftigen Bewegung von den Zweigen lösten. Mit einem leichten Lächeln dachte er, dass niemand gewagt hatte, auf diese, dem Kaiser heiligen Bäume zu klettern, seit Aleysha selbst über dieses Alter hinaus war.
    Sein Blick wandte sich dem einen Fenster unter vielen in der Wand zu, die nur wenige Fuß entfernt war. Der aromatische Duft der reifen Früchte stieg ihm in die Nase und erinnerte ihn an seinen Hunger. Sein Magen knurrte. Er pflückte zwei der gelben Köstlichkeiten und schob sie unter sein Wams, sie drückten kühl gegen seine Haut. Valeron hielt sich an einem Zweig fest und tastete sich mit den Füßen vorsichtig den entlang, auf dem er stand.
    Als er so weit gekommen war, wie er es auf dem nicht allzu dicken Ast nur wagen konnte, duckte er sich, spannte die Wadenmuskeln und sprang.
    Er krallte die Finger in eine Fuge zwischen den Steinblöcken, während seine Füße auf dem schmalen Sims landeten, das sich unter den Fenstern an der Palastwand entlangzog. Einen Herzschlag lang befürchtete er, dass er sich nicht würde halten können. Seine Finger glitten an dem nassen Stein aus, und sein Rücken krümmte sich.
    Verzweifelt versuchte er sichereren Halt zu bekommen. Sein starker Wille und die geschmeidigen Muskeln halfen ihm. Er spreizte die Arme und drückte sich dicht an die Wand, mit den Zehenspitzen auf dem Sims. Keuchend blickte er sich um.
    Der Mangel an Sicherheitsvorkehrungen war ihm unverständlich. Nicht einmal die Gärtnergehilfen arbeiten am Krönungstag, dachte er. Dann tastete er sich Zentimeter um Zentimeter am Sims entlang, die Arme immer noch weit gespreizt, und schaute schließlich durchs Fenster in das Gemach, das er als Aleyshas kannte.
    Ein Gelb in allen Tönen begegnete seinem Blick: das Gelb von Schlüsselblumen und Narzissen und Senf, Altgold und Sonnengold, des Gelbgrün des Chrysolyths zwischen Beige und kupfrigem Orangegelb. Vorhänge, Wandbekleidung, Teppiche, alles war in Gelbtönen. Selbst die Häkeldeckchen auf den schokoladenbraun lackierten Möbelstücken waren von einem leuchtenden Bronzegelb. Sogar die dunkle Holzvertäfelung der hohen Tür gegenüber dem Fenster wirkte durch einen dünnen Spitzenvorhang in blassem Safrangelb freundlicher.

 
     
     

Nur ein paar Fuß entfernt saß eine Frau mit dem Rücken zu ihm. Das glänzende üppig fallende blauschwarze Haar war nicht das Aleyshas, genauso wenig wie der nackte Rücken von der Farbe der Raubkatzen, die in den Bergen im östlichen Teil des Hauptkontinents von Branarius jagten. Sie summte vor sich hin, während sie nähte, mit dem Gesicht der Tür zugewandt. Entweder hatte sie ihn nicht gehört, oder sie täuschte es vor.
    Valerons Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Diese herrliche Fülle weichen Haares war gebürstet und gekämmt worden, seit er Jheru vor wenigen Minuten an der Tür verlassen hatte. Mit einem weiteren vorsichtigen Krebsschritt stemmte er die Arme gegen die Seiten des scheibenlosen hohen Fensters.
    Im gleichen Augenblick, als Jheru sich seines ins Gemach fallenden Schattens bewusst zu werden schien, sprang er. Fast lautlos landete er auf dem Teppich unmittelbar hinter Jherus Stuhl. Sofort drückte er die Rechte auf ihre Lippen, während der linke Arm sich unter ihre Schulter und über den Rücken schob und ihren Ellbogen fasste.
    Er hob sie vom Stuhl.
    »Ich bin ein verzweifelter Flüchtling«, knurrte er in ihr Ohr. »Ich bin bewaffnet und würde nicht zögern, die Größe deines Nabels zu verdoppeln. Wenn du schreist, ist es dein Tod!«
    Sie rührte sich nicht. Nach ihrem ersten erschrockenen Zusammenzucken, verhielt sie sich still. Er nahm die Hand von ihrem Mund.
    »Barbar!« fauchte sie. Er runzelte finster die Stirn. Aber sie war noch nicht zu Ende. »Mach schon und tu mir Gewalt an, verzweifelter Flüchtling! Ich weiß, dass ich unwiderstehlich bin.«
     
    Seine Stirn glättete sich, und er grinste. Er verstärkte den Griff um ihren Ellbogen und drehte sie zu sich herum.

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