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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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und so, dass er ihren Rücken sehen musste. Mit der freien Hand hob sie ihr Haar und gab ihm ein paar Sekunden, die alte Striemennarbe zu betrachten, dann wandte sie sich wieder ihm zu.
    »Es ist eine Weile her«, murmelte sie und knirschte mit den Zähnen. »Und den Beweis dafür werde ich wohl immer tragen. Er peitschte mich mit voller Absicht am Nacken, damit mein Haar die Spuren verbergen und mein Rücken frei davon bleiben würde – um meinen Wert nicht zu mindern.« Ihre Augen blickten fest in die des Branariers. »Ich war mit dem Messer, mit dem ich es ihm heimzahlte, weniger berechnend.«
    Er erwiderte ihren Blick einen langen Moment schweigend, dann nickte er und gab ihr Handgelenk frei. Wenn sie eine Entschuldigung erwartet hatte oder ein zärtliches Wort, so wurde sie enttäuscht. Valeron war weder mit dem einen noch dem anderen sehr verwöhnt worden und blieb selbst sparsam damit. »Ich glaube dir«, brummte er. Dann fügte er, mit dem Finger auf die Brust deutend, hinzu: »Und ich trage meinen Oberkörper nackt, weil und wann es mir gefällt, Mädchen.«
    Zorn funkelte im tiefen Schwarz ihrer Augen, als sie ihn anstarrte. Ihre Lippen spannten sich. Sie verschränkte die Arme über der Brust.
    Mit widerwilliger Bewunderung dachte er: Eine Sklavin wie sie ist mir noch nie begegnet.
     
    Wie er nickte sie flüchtig. »Mein Lord König Valeron, meine Anweisung ist, Euch in ihrem Gemach zu verstecken, falls er sie hierher begleitet«, erklärte sie förmlich.
    Sie deutete auf einen schweren, mit Silber durchzogenen gelben Vorhang an der Tür zu einem Nebengemach. Sie wandte Valeron den Rücken zu und ging darauf zu, zweifellos erwartete sie, dass er ihr folgen würde. Er blickte ihr abschätzend nach und dachte, dass sie ihre vollen Hüften ein wenig zu aufreizend wiegte. Er folgte ihr erst, als sie an der Tür angekommen war und sich nach ihm umdrehte.
    Als er ihr Handgelenk losgelassen hatte, schimmerte es bleich, dann färbte es sich schnell dunkel, als das Blut wieder ungehindert hindurchströmen konnte. Es war immer noch unnatürlich rot, aber sie hatte weder einen Blick darauf geworfen, noch es betastet.
    »Bitte wartet dort, Lord König«, sagte sie mit derselben Förmlichkeit. »Und bitte, verhaltet Euch ruhig.« Ihre Augen wirkten eisig und verschleiert, als sie flüchtig zu ihm hochsah.
    Von bezaubernd kleinem Wuchs ist sie, dachte Valeron. Mit Haar so dunkel wie die Nacht, und Hüften und Hintern, einen Mann zu entzücken – und stolz ist sie! Ihr Temperament war bestimmt umwerfend, wenn sie sich nicht beherrschte. Sie müsste eine Branarierin sein!
    Doch dieses Kompliment machte er ihr nicht laut.
    Seinem Blick entging nichts in dem Gemach. Er vergewisserte sich, dass ihm das Fenster einen möglichen Fluchtweg bot – doch eines entging ihm: der wechselnde Ausdruck ihrer Augen, als sie ihn beobachtete.
    »Mein Lord König von Branarius, Euch gefällt meiner Lady Schlafgemach nicht?«
    »Genauso wenig wie der spöttische Ton ihrer Dienerin. Ich habe gute Lust, dich zu kaufen, um zu sehen, wie es dir gefällt an deinen Fingern zu baumeln – oder hintereinander von dreißig bis vierzig Männern bestiegen zu werden. Letzteres allerdings, glaube ich, würde dir vielleicht sogar Spaß machen – nach diesen Möchtegernmännern von Carmeis. Hast du denn erwartet, dass  ich mich zwischen all den Schleiern und Satins und Seiden und Kissen und Krimskrams einer Frau wohl fühlen würde? Oder bei der Dreistheit und Respektlosigkeit einer Dienerin? Zurück zu deiner Näharbeit, Sklavin, und nies laut und kräftig, wenn ich gewarnt werden muss. Ihr Götter, bin ich hungrig!«
    Sie senkte den Kopf und biss sich in die Unterlippe, aber sie warf ihr Haar zurück, um ihm zu zeigen, dass sie durchaus nicht so entmutigt war, wie sie vortäuschte. Mit wiegenden Hüften schritt sie an ihm vorbei zur Tür. Er musste sich beherrschen, ihrer wohlentwickelten Kehrseite keinen Klaps zu versetzen. Das hat sie bestimmt erwartet, dachte er und blickte ihr nach, als sie durch den Vorhang verschwand.
    Er zog die Brauen zusammen und blickte sich noch einmal um. Bei Branar! Sich im Schlafgemach einer Frau zu verstecken! Da musste er grinsen. Als ob es das erste Mal wäre, dachte er.
    Es war nur, dass ihm der schwülstige Prunk hier nicht gefiel: der Rüschenbehang des Spiegeltisches, die vergoldete Schnörkelverzierung an den dünnbeinigen Stühlen – aus Plast, bei den Göttern! –, das Schleiergespinst am Fenster,

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