Valeron der Barbar
Händen! War Velquen gemeingefährlich oder ruchlos, dass er, um das Reich zu retten, gemeuchelt werden musste?« Der vierte Finger schloss sich den anderen zur Faust an. »Absichtlich fälschliche Beschuldigung und widerrechtliche Einkerkerung König Valerons. Gleichgültig welches Motiv: beides muss als Verbrechen angesehen werden. Und alle diese Tatsachen beweisen ein weiteres Verbrechen: Darcus Cannu setzte sich über das Gesetz, das Reich und diesen Rat der Könige. In seine eigene Hand nahm er das Recht zu richten und zu vollstrecken – ohne Rücksprache mit auch nur einem von uns. Er war überzeugt, dass seine Weisheit und Fähigkeit zu richten unseren überlegen sind – und dem Gesetz.«
Jallads grimmige Miene entspannte sich. Er zuckte lächelnd die Achseln. »Vielleicht stimmt es«, sagte er. »Aber dieser Mann versucht jetzt sein barbarisches Benehmen als heroische Staatskunst hinzustellen. Wer von uns, meine Lords und meine Lady Könige ist der Barbar? Er?« Jallad schritt an Lexton vorbei, um kurz die Hand auf Valerons Arm zu legen, dann ging er weiter. »Oder – er?«
Mit ausgestrecktem Arm deutete der König von Nyori auf Darcus Cannu. Schweigen herrschte.
»Bei den Göttern!« flüsterte Narran schließlich. »Er hat recht!«
Nachdenklich murmelte Eshara: »Barbarei drückt sich in Handlungen aus. Welche Motive Ihr auch immer haben mochtet, Darcus Cannu, Ihr seid schuldig! Ihr habt barbarisch gehandelt! Altruismus ist keine Entschuldigung für Barbarei!«
»Natürlich ist er schuldig!« knurrte Vidul, und Lexton nickte.
Der König von Maruthia sagte: »Valeron von Branarius hat uns auf zivilisierte Weise in diesem Unternehmen geführt, und so gelangten wir mit einem absoluten Minimum an Blutvergießen hierher. Der so genannte Barbar unter uns zeigte uns, was zivilisiert ist. Und der Jüngste unter uns zeigte uns Weisheit, ließ uns die wahre Bedeutung von Barbarei erkennen. Eshara von Sid-Alors wiederum machte uns darauf aufmerksam, dass Altruismus ein Verbrechen sein kann. Und ich – möchte alle darauf hinweisen, dass mein Lord König Valeron nicht ein Wort während dieser Verhandlung eingeworfen hat. Wir sind uns einig, Darcus Cannu.«
Lexton drehte sich zu den anderen um und trat ein paar Schritte zurück, dass er sie alle im Auge hatte, alle des Rates der Könige. »Das Urteil?«
Vidul, der seine Klinge abgewischt in die Scheide zurückgesteckt hatte, zog sie erneut. Esharas Augen hingen traurig, aber ohne Unsicherheit am Premierminister, als sie ihr Schwert zum Zeichen der Schuld hob. Narrans ghulanischer Krummsäbel pfiff aus seiner geölten Hülle. Langsam zog Jallad sein Schwert, genau wie Lexton. Die verurteilenden Klingen blitzten wie Silberzähne im weichen Licht der Alten.
Lexton wandte sich an Valeron: »Und der Sechste König?«
Langsam zog Valeron auch seine Klinge. »Ihr habt das Urteil gefällt und die Strafe festgesetzt«, sagte er. »Es war nicht an mir zu richten. Ich schließe mich eurem Urteil an.« Er trat einen Schritt näher an die Thronplattform und richtete den Blick auf Darcus Cannus Gesicht.
»Eure Majestät«, wandte Lexton sich an die Kaiserin. »Der Rat der Könige erkennt Darcus Cannu als schuldig in jedem Punkt der Anklage, ohne Rücksicht auf die Motive. Niemand hat das Recht zu tun, was er getan hat. Unser Urteil lautet auf Tod.«
Darcus Cannu breitete die Arme in den weitfallenden purpurnen Ärmeln aus. »Seht! Seht! Der zukünftige Kaiser! Der zukünftige Vater der Kinder der Kaiserin! Der oberste Richter, der Verwalter des Reiches, der Lehnslord aller. Seht, wie er mit gezogenem Schwert, das er in dieser Halle bereits zweimal mit Blut besudelte, auf mich zukommt! Er hebt den blutigen Stahl des Barbarentums, um dieses Gehirn und dieses Herz zu stoppen, die zu schützen und dienen suchten. Ich komme nicht gegen Schwert und Muskeln an. Ich habe nur Intelligenz zu bieten.«
Valeron lächelte. »Wieder ein Punkt gegen Euch, Premierminister. Ich komme, Euch im Namen des Rates der Könige festzunehmen, nicht Euch zu töten. Wir anderen hier sind zivilisierte Männer und Frauen.«
Absichtlich hielt Valeron am Fuß der Plattform inne und steckte sein Schwert in die Hülle. Plötzlich hatte Darcus Cannu einen schmalen Stab aus schwarzem Metall in der Hand. Valeron starrte auf den etwa zwölf Zentimeter langen Zylinder, während Darcus Cannu sagte: »Meine Lords und meine Lady Könige! Ich handelte nur zum Wohl des Reiches! Ich versuchte es vor
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