Valeron der Barbar
einem senilen Kaiser zu retten, vor einem beeinflussbaren Mädchen – und einem blutdürstigen Wilden. Er, in seiner primitiven Unwissenheit fand die Maschinerie der Alten. Er fand diese Waffe – und achtete nicht auf sie! Ich lasse mich nicht festnehmen und weise eure Urteilsbegründung ab. Doch das Urteil erkenne ich an – denn König Jallad hat recht. Ich hatte mich für den einzigen Zivilisierten hier gehalten – und weiß nun, dass ich mich täuschte. Jallad von Nyor ist der zweite. Denkt nur, welches Glück für das Reich, dass er unvermählt und im Alter der Kaiserin ist! Ja, ich wurde in den Schmutz gezogen – ihr seht, wie Barbarei und Furcht dazu führen kann! Nach einem langen Leben als Mann des Intellekts und der Gewaltlosigkeit, wurde ich zur Gewalttätigkeit gezwungen – durch die Furcht vor diesem Mann Valeron. Und jetzt zwingt er mich erneut zur Gewalt. Ja, ich nehme euren Urteilsspruch an – und als letzte Handlung in meinem Leben werde ich das Urteil an mir selbst vollstrecken. Doch zuerst – rette ich euch vor ihm!«
Er hob den schwarzen Zylinder der Alten, dass alle ihn deutlich sehen konnten. »Diese Röhre bohrt ein feuriges Loch. Sie ist schrecklicher als diese plumpe Waffe des Barbarentums, die Ihr schwingt, mein Lord Barbar! Im Namen Wisensas spreche ich das Urteil über diesen Mann: den Tod durch Wisensa – der einzige Weg, uns vor dem Barbarentum zu schützen!«
Der Premierminister streckte den Arm aus und zielte mit dem Zylinder auf Valerons Brust.
Ein Brummen wie von einer Hummel war zu hören, ein bläuliches Licht schimmerte und tänzelte. Ein seltsamer Geruch stieg auf, als eine Flamme durch die Luft schoss. Darcus Cannu erstarrte, verfärbte sich, schien selbst zu flimmern und zu glühen –
– und war verschwunden!
Stimmen schrien durcheinander, aufgeregte Stimmen, die fragten, die eine Erklärung verlangten. Eine schrille Stimme übertönte sie, die jedoch schnell zum beherrschten Ton eines jungen Mannes wurde, der sich der Schwäche seiner Stimme bewusst war.
»Ja«, sagte Jallad von Nyor, als die anderen sich beruhigten. »Tod durch Wisensa ist die Strafe – und Wisensa ist tatsächlich unser Retter.« Er hob die Hand, um allen ein stumpfes schwarzes Rohr zu zeigen, genau wie jenes, das mit Darcus Cannu verschwunden war. »Seine Waffe der Alten, sagte er, würde ein feuriges Loch gebohrt haben. Diese hier, die wir bei Ausgrabungen auf Nyor fanden – und die wir verstehen, meine Lords und Ladies – löst auf, was immer ihr Strahl berührt – völlig und endgültig!«
Des jungen Monarchen Gesicht verriet keinen Triumph, als er den Zylinder mit seinem täuschenden Dolchgriff in die seltsame runde Scheide an seiner rechten Hüfte zurückschob.
Die anderen starrten das schlanke junge Genie von Nyor an.
Eshara brach das lange Schweigen. »Einer … einer von euch hat das Reich gerettet«, sagte sie.
Mit dem Klang ihrer Stimme endete die Reglosigkeit des Schocks, der sie alle erfasst hatte. Die Kaiserin sank auf dem Thron zurück. Verzweifelt versuchte sie sich mit aller Kraft hoch aufzurichten. Ihre schmalen Hände stützten sich auf die Armlehnen, dass die Handknöchel weiß aus der Haut traten, während sie um ihre Besinnung rang, doch umsonst. Sie schwankte, ihre Lider zitterten, und sie verlor das Bewusstsein.
»Leysha!« Als die Fülle seegrünen Haares über den Thron wallte, sprang Jallad an Valeron vorbei, um das Mädchen aufzufangen. Er hob sie auf die Arme.
Die anderen Könige traten zur Seite, stumm und steinern wie die Marmorfrauen der Säulenreihen. Wortlos schritt Jallad zwischen ihnen hindurch und über die Leichen auf dem roten Läufer, und hinaus durch die große Flügeltür, mit der Kaiserin, schlaff in seinen Armen. Kaum hatte er den Thronsaal verlassen, strömten die Soldaten herein.
Inmitten all des Lärmes sagte Narran ol-Shalkh nachdenklich und ruhig zu Eshara: »Einer von ihnen hat das Reich gerettet, ja. Jallad – oder Valeron – oder Darcus Cannu. Aber – wer?«
19
Krieger und Kriegerin
Rankhnax von Sungol stürmte, kaum eine Minute nachdem Jallad sie mit Aleysha verlassen hatte, in die Halle der Hundert Frauen. Ihm folgten eilig die Krieger von Maruthia.
»Mein Bruder! Alerku und die Carmeianer sind durch eine Geheimtür in der Ratskammer verschwunden und verriegelten sie hinter sich.«
»Wohin führt sie?« fragte Valeron heftig.
Rankhnax schüttelte den Kopf. Lärm war auf dem Korridor zu hören:
Weitere Kostenlose Bücher