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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Sie musste sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, mit diesen beeindruckend großen Tieren im selben Zwinger zu sein. »Gibt es irgendetwas, was ich beachten muss?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Arkadij. »Das sind Alaskan Malamute. Sie sind Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen, neigen aber zur Sturheit und Dickköpfigkeit. Du brauchst eine feste Hand bei ihnen. Keine guten Wachhunde, wie ich zugeben muss, aber treu und sehr kräftig. Du wirst sie mögen. Ich sage immer: Wer mit Hunden umgehen kann, der weiß, wie der Schwanz der Welt wedelt.« Er lachte herzlich.
    Hannah warf Boris einen skeptischen Blick zu. Das Vieh erschien ihr riesig. Mit einer Schulterhöhe von gut sechzig Zentimetern war er einer der größten Schlittenhunde, die Hannah je gesehen hatte. Regungslos stand er da und beobachtete, wie sie den Zwinger betrat. Kaum hatte sie die Tür geschlossen, stürmte er auf sie zu, sprang an ihr hoch und schlug ihr die Tatzen auf die Schultern. Mit Gekläffe und Gejaule kamen jetzt auch die anderen herbei und verhielten sich ebenso ungestüm wie ihr Anführer. Hannah, überrumpelt von so viel Energie und Lebensfreude, wusste nicht, wie ihr geschah. Eine Zeitlang ließ sie die stürmische Begrüßung über sich ergehen, doch dann bekam sie eine der mächtigen Pfoten ins Gesicht. Der Gestank von Fell und Hundeatem hüllte sie ein. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und spürte, dass ihr die Situation zu engleiten drohte.
    Wütend und auch ein wenig verzweifelt stellte sie den Eimer auf die Erde und brüllte: »Schluss jetzt. Aus! Macht, dass ihr wegkommt. Platz!« Sie packte Boris am Halsband und sah ihm fest in die Augen. »Aus, habe ich gesagt. Hinsetzen, und zwar ein bisschen plötzlich.«
    Die Verblüffung war Boris ins Gesicht geschrieben. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Er ging ein paar Schritte zurück, sah Hannah mit heraushängender Zunge an und wedelte dann fröhlich mit dem Schwanz. Wie auf ein geheimes Zeichen ließen die anderen Hunde von ihr ab. Manche hockten sich auf die Hinterläufe, andere legten sich auf den Bauch, wieder andere umkreisten sie, wobei sie quietschende und japsende Laute ausstießen. Hannah blies eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und fing an, die Fleischstücke zu verteilen. Boris zuerst, dann die anderen. Und immer der Größe nach. Jeder bekam ein Stück, so lange, bis der Eimer leer war. Schließlich waren alle Hunde mit Fressen beschäftigt. Hannah ging zu jedem einzelnen, kraulte ihm den Rücken und die Ohren und redete beruhigend auf ihn ein. Der Kontakt war hergestellt, alles andere musste warten. Als sie die Zwingertür öffnete, spürte sie, wie ihr die Knie zitterten.
    Inzwischen war auch der Rest der Gruppe eingetroffen. Hiroki stand am Gatter und sah ihr bewundernd zu.
    »Gut gemacht, Hannah«, sagte er und lachte. »Eine Weile dachte ich, sie würden dich als Vorspeise vernaschen, aber du hast es den Jungs gezeigt. Respekt. Gut, dass ich nicht da reinmuss.«
    »Freu dich nicht zu früh, mein kleiner asiatischer Freund«, sagte Arkadij und drückte Hiroki einen zweiten Eimer in die Hand. »Bei uns muss jeder ran. Das da drüben ist dein Zwinger. Viel Spaß beim Füttern.«
    Das Lächeln des Japaners verschwand.
     
    Eine knappe Stunde später waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Die Schlitten – einer für jeden, plus ein separater Lastschlitten – standen bereit. Das Anschirren der Hunde konnte beginnen. Arkadij erläuterte ihnen in kurzen Worten die Grundlagen.
    »Eure Schlitten werden mit jeweils acht Hunden bespannt«, sagte er. »Da es hier auf Spitzbergen sehr lange sehr dunkel ist und ihr mit dem Führungshund ständig in Blickkontakt sein müsst, haben wir relativ kurze Gespanne. Vier rechts, vier links, wobei der vordere
Leader
genannt wird und der hintere
Wheeler
. Alle anderen Hunde heißen
Swinger
.
    Der Leader ist das wichtigste Tier, den müsst ihr im Auge behalten. Er ist dafür zuständig, sich mit euch – dem
Musher
 – zu verständigen und eure Befehle umzusetzen«
    »Woher kommt der Ausdruck?«, fragte Roberto. »Das Wort habe ich noch nie gehört.«
    »Von
mushing
 – marschieren«, entgegnete Arkadij. »Denn wir werden marschieren müssen, wenn die Hunde den Schlitten nicht mehr ziehen können. Das ist an Steigungen der Fall oder wenn der Schlitten im Tiefschnee einsinkt. Ihr müsst dann mit einem Bein pedalen, während das andere auf der Kufe steht. Ich werde euch das bei Gelegenheit zeigen. Funktioniert auch

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