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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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nicht immer. Dann müsst ihr zwischen den Kufen laufen und den Schlitten anschieben.« Er sah sie ernst an. »Ein Wort der Warnung: Bindet euch nie am Schlitten fest. Ehrlich, ich mache da keinen Spaß. Wenn ihr runterfallt, müsst ihr eben zu Fuß laufen. Aber das ist allemal besser, als mitgeschleift zu werden. Wenn ihr euch verletzt– und das passiert schnell –, wird alles nur noch schlimmer. Eure Kräfte lassen nach, und ihr werdet einen raschen Erfrierungstod sterben. Besser ihr seid bei Kräften, selbst wenn euch dabei der Schlitten abhandenkommt.«
    »Und wie fährt man so ein Ding?«, fragte Hiroki. »Ich weiß ja nicht, wie es den anderen geht, aber ich habe noch nie auf so etwas gestanden.«
    »Das erklär ich euch, wenn wir unterwegs sind.« Arkadij ließ einen Goldzahn aufblitzen. »Ist kein Hexenwerk. Bisher hat das noch jeder bei mir gelernt. Gibt’s sonst noch Fragen?« Er blickte in die Runde. »Keine? Gut, später habt ihr noch genug Zeit, euch alles erklären zu lassen. Das Gelände ist im ersten Abschnitt steil und bergig, wird aber später, wenn wir in östlicher Richtung über das Eis fahren, eben. Meine Hütte liegt drüben auf Nordostland, das ist ein ganz schönes Stück. Wir werden mindestens eine Übernachtung einlegen, aber das dürfte kein Problem sein. Zelte sind vorhanden, und eure Ausrüstung ist von guter Qualität. Ich habe mich vorhin selbst davon überzeugt. Schweineteuer zwar, aber gut. Kommen wir also zum wichtigsten Teil: dem Anschirren. Wollen wir die Hunde holen? Ich finde, sie haben jetzt lange genug gewartet.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, ging er zum ersten Zwinger, öffnete die Tür und ließ die Hunde raus.
    Es dauerte nicht lange, und die Tiere standen angeschirrt und abfahrbereit vor ihren Schlitten. Ihre Ungeduld und ihre Freude waren körperlich spürbar. Sie japsten und bellten, und wenn sie glaubten, ein Zeichen erkannt zu haben, schossen sie sofort ein paar Schritte vor.
    Hiroki war sichtlich überfordert. Die Hunde spürten instinktiv, dass er das schwächste Glied in der Kette war, und trieben ihre Spielchen mit ihm. Sie zwickten ihn und kläfften, und wenn er sich dem Schlitten näherte, sausten sie sofort ein Stück vorwärts. Sein Schreien, Rennen, Fluchen und Jammern war genauso sinnlos wie sein Versuch, die Hunde mit japanischen Standpauken zur Räson zu bringen. Das mochte vielleicht bei einheimischen Kindern funktionieren, hier war es einfach nur sinnlos. Er war wirklich zu bedauern, allerdings bot er einen verdammt komischen Anblick. Ilka bekam sich gar nicht mehr ein, und auch Hannah musste sich das Grinsen verkneifen. Als er über seine eigenen Füße stolperte und mit dem Gesicht voraus im Schnee landete, hatte Arkadij ein Einsehen. Er stieß zwei kurze Befehle aus, danach herrschte Ruhe. Hiroki konnte endlich auf seinen Schlitten steigen.
    Er bot ein Bild des Jammers. Mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf stand er auf seinem Schlitten und klammerte sich fröstelnd am Handlauf fest.
    »Ich hasse Hunde«, murmelte er, gerade laut genug, dass Arkadij ihn nicht hören konnte. »Ich hasse Schlitten und ich hasse den Winter. Warum habe ich mich bloß darauf eingelassen?«
    »Hör auf zu nörgeln«, sagte Roberto. »Halt dich einfach fest und denk an das Geld und daran, was sich damit alles anstellen lässt. Hast du schon eine Ahnung, was du machen wirst, wenn du wieder daheim bist?«
    Hiroki überlegte eine Weile, dann nickte er.
    »Allerdings. Als Erstes werde ich mir eine Sauna kaufen.«

31
    D ie Nacht umhüllte sie, als sie wie der Wind über das Eis schossen. Eine Decke aus schwarzem Samt, verziert und durchwirkt mit tausenderlei Diamanten, wölbte sich über ihren Köpfen. Die Milchstraße sah aus, als könnte man auf ihr laufen.
    Hannah war wie berauscht. Nicht in ihrer kühnsten Phantasie hätte sie sich ausgemalt, welche Wirkung die arktische Nacht auf sie haben könnte. Es war, als würde ihre Seele von einer stillen Kraft berührt werden. Von einer Erinnerung, die unter Jahrhunderten menschlicher Kultur und Zivilisation verschüttet lag. Selbst in der Wüste hatte sie so etwas nicht empfunden, von nächtlichen Himmeln in tropischen Gebieten oder westlichen Breiten ganz zu schweigen. Dort, wo Wärme, Luftfeuchtigkeit, Umwelteinflüsse und störende Lichtquellen das Erlebnis trübten, war es unmöglich, diese Klarheit zu erleben; sie ließ die Luft zu Glas werden und in einem Meer aus Edelsteinen baden.
    Und als wäre das nicht schon

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