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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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berauschend genug, zuckte plötzlich ein roter Schleier über das Firmament. Wie eine Sinnestäuschung tauchte er auf und verschwand wieder, nur um von einem weiteren, heftigeren Schub kosmischer Energie abgelöst zu werden. Sie verwandelte das Himmelszelt in eine Kathedrale aus Licht und Farben.
    Nordlichter.
Hannahs erste!
    »He, Leute, habt ihr das gesehen?« Arkadij hatte sich zu ihnen umgedreht und deutete nach oben. »Ihr dürft euch etwas wünschen.«
    »Dann wünsche ich mir, dass noch ein paar Nordlichter übrig sind, wenn wir draußen bei deiner Hütte ankommen«, rief John. »Schließlich sind wir nicht zuletzt deswegen hier.«
    »Mehr als genug«, entgegnete Arkadij. »Es ist ein gutes Jahr für die
Aurora borealis
. Viel Sonnenaktivität.«
    Hannah blickte auf die violette Schlange, die gerade ihre Haut abstreifte. Was darunter zum Vorschein kam, leuchtete in einem kräftigen Technicolorgrün.
    »Ohhh!«, stieß Roberto aus. »Phantastisch, ich kannte sie bislang nur aus Filmen, aber in Wirklichkeit sind sie ja noch viel schöner.«
    Hannah musste ihm beipflichten. Es war ein überwältigender Anblick. Völlig verzaubert starrten sie in den Himmel, während die Hunde sie leise klingelnd über das Eis zogen.
     
    Das Land um sie herum war wild und hügelig. Sie waren jetzt seit drei Stunden unterwegs und so langsam begannen sie, sich an die fremde Fortbewegungsart zu gewöhnen. Arkadij hatte recht gehabt: es dauerte seine Zeit.
    Der Leithund, der sogenannte
Leader
, folgte dem Trail weitgehend selbständig. Er verfügte über einen phantastischen Orientierungssinn und ein gutes Erinnerungsvermögen – die wichtigsten Merkmale guter Leithunde. Die
Wheeler
hingegen waren jung und kräftig und wurden vorn am Schlitten eingespannt, weil sich ihre Zugkraft dort am besten übertrug.
    Das Wichtigste an einem Hundeschlitten war, dass das Gespann gut harmonierte. Insbesondere der Leader und der Musher mussten eng zusammenarbeiten. Damit die Kommunikation klappte, gab es ein paar einfache Befehle. Da ist zuerst mal das
Go
, das aber angesichts der Lauffreude dieser Hunde eigentlich überflüssig war. Dann gab es das
Gee
 – Abbiegen nach rechts,
Haw
– Abbiegen nach links,
Come Gee
 – eine volle Wende über rechts,
Come Haw
 – Wende über links,
Easy
 – Tempo verringern, zum Beispiel beim Abwärtsfahren, und das
Whuuuu
 – was so viel bedeutete wie Anhalten. Die Hunde reagierten so gut auf diese Befehle, dass man besser gut vorbereitet war und sich festhielt, um nicht vom Schlitten zu fliegen.
    Die Schlitten selbst bestanden aus einer Stahlrohr- und Holzkonstruktion, die durch Nylonbänder zusammengehalten wurde und sehr flexibel war. Über Gewichtsverlagerungen konnte man die Kurvenfahrt beeinflussen und die Spannung der Leinen über die Bremsen. Überhaupt musste die Bremse die ganze Zeit über ein bisschen getreten werden, weil sonst die Gefahr bestand, dass der Schlitten bei Talfahrten den Wheelern in die Hacken fuhr. Die Schlitten wurden gänzlich ohne Zügel oder Peitschen gefahren und die Hunde ausschließlich über Kommandos gelenkt, was der Sache eine ungeheure Leichtigkeit und Natürlichkeit verlieh. Sosehr Hannah auch spürte, wie ihre Kräfte zu erlahmen begannen, nie hätte sie auch nur für einen Moment auf dieses Erlebnis verzichten mögen.
    Trotzdem kam irgendwann der Punkt, an dem sie sich nach einer Pause sehnte.
    »Wann machen wir denn mal Rast?«, rief sie nach vorne. »Mir ist kalt, und ich müsste auch mal.«
    »Müsste?
Was?
«, fragte Arkadij, dem die Gurkerei nichts auszumachen schien.
    Doch dann sah er Hannah an und lachte. »Ach so, das.« Er überlegte kurz, dann rief er: »Hältst du es noch ein bisschen aus? In einer halben Stunde erreichen wir eine geschützte Stelle. Da wollte ich ohnehin Pause machen.«
    »Einverstanden.« Hannah biss die Zähne zusammen. Eine halbe Stunde würde noch drin sein, wenn auch knapp.
    »Na, dann weiter. Übrigens, ich muss euch ein großes Lob aussprechen. Ihr haltet euch sehr wacker. Wir kommen gut voran. Nur noch ein paar Stunden, dann haben wir die erste Etappe hinter uns.«
    Erste Etappe? Trotz Arkadijs Andeutung hatte sie nicht gewusst, dass es so weit war. Sie klammerte sich an den Haltegriff und fuhr fort, Pedalbewegungen zu machen.
     
    Eine halbe Stunde später hielten sie an. Arkadij stieg ab und begann damit, die Schlitten mittels Schneeanker am Boden zu verzurren. »Wir haben Glück mit dem Wetter«, rief er. »Die nächsten

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