Valhalla: Thriller (German Edition)
von der Sache?«, flüsterte Hiroki. »Glaubst du, sie suchen nach uns?«
»Ich weiß nicht«, sagte Hannah. »Immerhin sind seit unserem Aufbruch schon etliche Tage vergangen. Eine solch hartnäckige Suche würde voraussetzen, dass sie wissen, wer wir sind und was wir wollen. Wenn das stimmt, dann gute Nacht.«
»Aber wie hätten sie das herausbekommen sollen?« Hiroki blickte skeptisch. »Denk an unsere Pässe und die Mühe, die wir uns gemacht haben, unsere Identität zu verschleiern. Ich glaube, dass sich das Treffen da draußen als zufällige Begegnung entpuppt. Wenn du mich fragst, wollen die nichts von uns. Wir machen uns völlig unnötig Sorgen.«
»Hoffen wir, dass du recht hast«, murmelte Hannah. Ihr Gefühl sagte ihr allerdings etwas anderes. Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass der Mann da draußen gefährlich war.
»Ich frage mich, was die so lange zu quasseln haben«, flüsterte Hiroki nach einer Weile. »Sieht fast so aus, als würden sie ein Kaffeekränzchen abhalten. Warte, ich glaube, sie kommen.«
Tatsächlich. John und Arkadij kamen in Begleitung des Fremden zurück. Es gab einen Rumms, dann wurde die Tür aufgestoßen, und die drei Männer betraten die Hütte.
John schüttelte den Schnee von seiner Jacke.
»Leute, kommt mal alle her, ich möchte euch jemanden vorstellen.« Er wartete, bis alle versammelt waren, dann sagte er: »Darf ich euch vorstellen? Das ist Viktor Primakov, Leiter der hiesigen Bergbaugesellschaft. Seine Leute vermissen eine Gruppe von Geologen, die auf Exploration am Rand der Hinlopenstraße unterwegs waren, als der Schneesturm sie überrascht hat. Seitdem haben sie nichts mehr von ihnen gehört. Er wollte uns fragen, ob wir etwas gesehen haben.«
Der Fremde hatte seine Kapuze vom Kopf gezogen und wischte den Schnee aus seinem Gesicht. Er war groß, augenscheinlich recht sportlich und hatte scharf geschnittene Gesichtszüge. Als er lächelte, bildeten sich zwei Grübchen an seinen Wangen. Keine Frage, der Mann war attraktiv. Ob er wirklich Geologe war, blieb abzuwarten.
»Nach dieser herzlichen Begrüßung bleibt mir kaum etwas hinzuzufügen«, sagte er mit schwerem russischem Akzent. »Was dagegen, wenn ich mir eine Zigarette anzünde?«
»Nicht, wenn ich eine bei Ihnen abstauben darf«, sagte Ilka.
»Bitte sehr.« Der Fremde hielt ihr die Schachtel hin und gab ihr Feuer. »Sonst noch jemand?« Er musterte die anderen, die jedoch alle verneinten.
»Alles Nichtraucher, hä?« Er lächelte, doch es war ein kaltes Lächeln. Seine Augen hatten die Farbe eines Novemberhimmels, aus dem der erste Schnee fiel. Hannah spürte Argwohn in sich aufsteigen. Wer war dieser Kerl, was wollte er? Dass er von der Bergbaugesellschaft kam, glaubte sie ebenso wenig wie die Geschichte von den verschollenen Geologen. Trotzdem sollten sie den Anschein wahren und so tun, als würden sie die Sache ernst nehmen.
»Nun, es ist, wie Ihr Kollege bereits erzählt hat«, begann Primakov. »Die Gruppe verschwand vor zwei Tagen. Drei Männer und eine Frau. Sie waren auf der anderen Seite der Bucht und untersuchten titanreiche Gesteinsvorkommen, als der Sturm hereinbrach. Seitdem sind wir auf der Suche nach ihnen. Der Schneesturm zwang uns, unsere Nachforschungen zu unterbrechen, doch jetzt können wir sie wieder aufnehmen. Die Zeit drängt. Wir hatten sie auf Olaf-V-Land vermutet, doch da waren sie nicht. Wir dehnten unsere Suche auf den östlichen Teil der Hinlopenstraße aus, bisher jedoch ohne Erfolg. Sie haben nicht zufällig irgendetwas gesehen oder gehört?« Er blies eine Rauchwolke in die Luft.
»Wir wurden selbst von dem Sturm überrascht«, entgegnete John. »Unser Führer wäre beinahe in einem Eisloch ums Leben gekommen, doch zum Glück ist alles gutgegangen. Von Ihren Leuten haben wir allerdings keine Spur gesehen.«
»Dachte ich mir. Falls Sie doch noch etwas hören oder sehen, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich kontaktieren würden. Hier ist meine Karte.« Er reichte ihnen eine einfach gedruckte und geprägte Visitenkarte.
Gravosk-Kulkompani, Spitzbergen
stand darauf. Und darunter
Viktor Primakov, Chief Geologist.
Hannah ließ die Karte durch ihre Finger gleiten und reichte sie dann weiter. Der Stempel der norwegischen Kohlebaugesellschaft sah echt aus. Aber es bedurfte mehr als eines einfachen Stückchens Pappe, um ihre Zweifel zu zerstreuen. Primakov sah sich um. »Schön haben Sie’s hier. Darf ich fragen, was Sie hier machen?«
»Wir sind ein Kamerateam des
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